Editorial zum Wohnungsbau-Tag in Berlin

Klimafreundlich bauen, bezahlbar wohnen 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mehr bezahlbarer Wohnraum – und das möglichst CO2-neutral. Bundesbauministerin Klara Geywitz hat ein klares Ziel vor Augen. Dafür muss sich die SPD-Politikerin aber gut mit Bundesfinanzminister Christian Lindner verstehen. Denn Geywitz braucht viel Geld, wenn sie die Bauziele der  Koalition aus SPD, Grünen und FDP von jährlich 400.000 neuen Wohnungen, davon 100.000 Sozialwohnungen, erreichen will.

Für den sozialen Wohnungsbau werden vom Bund bislang 2 Mrd. Euro pro Jahr bereitgestellt. Dass diese Summe nicht genügen wird, da ist sich selbst Geywitz sicher. Auf dem Wohnungsbau-Tag in Berlin, dem ersten Treffen mit der Branche, sprach sie dann auch von einer „ambitionierten Vorgabe“. Für bezahlbares und klimagerechtes Wohnen brauche es deshalb die passenden Fördermittel und den richtigen rechtlichen Rahmen.

Was zu tun ist, hat das „Verbändebündnis Wohnungsbau“, das das Gipfeltreffen veranstaltete, schon mal vorab formuliert, in einer eigens beim Kieler Bauforschungsinstitut „ARGE für zeitgemäßes Wohnen“ in Auftrag gegebenen Studie. Der Tenor der Wissenschaftler: Was sich die Ampelkoalition vorgenommen habe, sei im Prinzip schon möglich, aber es koste eben.

Aus der vorhandenen Gebäudesubstanz etwa könne erstaunlich viel herausgeholt werden, betonte ARGE-Institutsleiter Dietmar Walberg. „Das Potential, das allein der Umbau bestehender Gebäude bietet, liegt bei über 4,3 Millionen neuen Wohnungen.“ Genug also, um in Kombination mit dem Bau komplett neuer Wohnhäuser das politische Ziel zu erreichen. Der Vorteil der Umbau-Offensive liegt für Walberg auf der Hand: „Es gibt eine enorm hohe Anzahl neuer Wohnungen – ohne dafür auch nur einen einzigen Quadratmeter Bauland zusätzlich zu benötigen.“

Geywitz versprach, sich für „gutes, bezahlbares, aber auch klimagerechtes Wohnen in einem lebenswerten Umfeld“ einzusetzen, betonte aber auch, dass der Bund die jährlich zugesicherten 400.000 neuen Wohnungen nicht allein gewährleisten könne. Deshalb werde jetzt ein Arbeitsbündnis für bezahlbares Wohnen entstehen, das eine „Investitions- und Innovationsoffensive“ in die Wege leiten soll. Geywitz: „Meine Vision ist es, dass es uns gemeinsam gelingt, lebendige, klimaneutrale und resiliente Quartiere zu schaffen.“ 

Dafür müsse man jedoch „schneller“ beim Bauen werden. Wenn man sich das leidige Thema des Bauüberhangs ansehe, gebe es hier ein riesiges Potenzial. Auch offenbarte Geywitz sich als eine Befürworterin digitaler Bauanträge. „Ich bin sehr dafür, dass sie in der Bauplanung Standard werden.“ Damit die Zeit der riesigen Aktenberge in den Bauämtern bald der Vergangenheit angehörten. Auch für BIM schlägt ihr Herz: Weil die digitale Planungsmethode eine große Chance sei. Nicht nur für das Bauen, sondern auch für die Unterhaltung von Gebäuden.

Eine Lanze brach die Ministerin außerdem für das serielle und typisierte Bauen. Dabei ginge es nicht darum, „dass wir etwas bauen, was nicht schön ist oder so aussieht wie in den 1970er Jahren“, wollte Geywitz nicht missverstanden werden. Vielmehr ginge es auch darum, „dass die Produktions- und Bauzeiten kürzer werden“.

Das Fazit der Ministerin: „Die Arbeit wird uns in dieser Legislaturperiode nicht ausgehen.“ Recht hat sie.

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