Flachdach

Bauteil mit Potenzial

Ob als Spielplatz, Gartenparadies oder – mit Hilfe einer Solaranlage – als „Energiespender“: das Flachdach bietet gegenüber anderen Dachformen großes Gestaltungs- und Nutzungspotential. Voraussetzung hierfür ist ein funktionssicherer Aufbau mit langlebiger Abdichtung.

Komplettsysteme für bestmögliche Sicherheit

Flache Dächer erfordern eine Vielzahl unterschiedlicher Detailausführungen. Hier sollten alle ein­gesetzten Produkte untereinander materialverträglich sein. Für den Bereich der klassi­schen Abdichtung werden auf dem Markt einige Produkte mit umfangreichem Zubehörpaket angeboten. Weitaus seltener sind komplette Systeme, die neben der Abdichtung auch die Bereiche Dachrand, Belichtung und Entwässerung ab­dec­ken. Komplette und praxisbewährte Dachsysteme bieten für alle Arbeiten und Anschlüsse an einem Flach­dach bestmögliche Sicherheit – für Planer, Verarbeiter und den Bauherrn.

Hochwertig statt gleichwertig

Bei der Wahl des Abdichtungsmaterials für Flachdächer steht weniger der Preis, sondern vielmehr der Bahnen­werk­stoff und -aufbau sowie dessen Langlebigkeit im Vor­der­grund. Unterschieden wird grundsätzlich zwischen Hoch­poly­mer­bahnen und Bitumenbahnen. Unterteilt werden die festen und dennoch flexiblen Hochpolymerbahnen nochmals in Kunststoffbahnen, so genannte Thermoplaste sowie Elasto­­merbahnen, die sich dann nochmals in Elastomere und Thermoplastische Elastomere aufgliedern.

Zu der letztgenannten Gruppe gehören so genannte TPE-Bah­nen auf Basis EPDM/PP. Sie sind im Gegensatz zu vernetzten  Elas­tomer­bahnen warm verformbar und verfügen über teilelastische Ei­gen­schaften und eine gute Witterungs­beständigkeit. Da sie homogen schweißbar sind, ist ihre Verarbeitung entsprechend bau­stellengerecht.

Darüberhinaus punkten EPDM-Bahnen mit ihrem Ökoprofil: So sind diese Dach- und Dichtungsbahnen chlorfrei und auch frei von jeg­li­chen chlo­rier­ten organischen Verbin­dungen, Bitumen oder Weichmachern. Dank ihrer pro­dukt­­spe­zi­fischen Eigen­schaf­ten wie hohe Che­mi­ka­lien­be­stän­­dig­keit, die FLL-geprüfte Durch­wur­ze­lungs- und Rhi­zom­­festigkeit sowie die enorm hohe Käl­te­­­fle­­xibilität bis -60 Grad Celsius, sind hochwertige homogen verschweißbare EPDM-Bahnen bei allen Verlegearten und Flach­dach­bau­wei­sen einsetzbar. Die als komplettes System angebotenen Dach- und Dich­tungs­­bahnen ermöglichen somit die sichere Nutzung des breiten Potentials von Flachdächern.

Mehr Raum und viel Licht

Im Vergleich zu einem Steildach bietet das Flachdach im mehrgeschossigen Wohnungsbau grundsätzlich mehr nutz- und damit vermietbare Wohnfläche- bei identischem wirtschaftlichem Aufwand. Dachschrägen oder Gauben im obersten Geschoss ent­fallen. Zusätzlich lassen sich über gestalterische Vari­an­ten wie z.B. das Staffelgeschoss nicht nur Akzente setzen, son­dern auch „gehobene“ Wohnräume schaffen. Die freien Flä­chen befriedigen die vor allem in Ballungszentren hohe Nach­frage nach benutzbarem Außenwohnraum als Dach­bal­kon oder Dachterrasse. Nicht selten entstehen auf Be­stands­immobilien im Rahmen von Sanierungen attraktive „Pent­house“-Wohnungen mit exklusiver Aussicht.

Auch beim Thema Belichtung und Belüftung steht ein modernes Flachdach seinem steilen Mitbewerber in nichts nach. Statt der profanen Lichtkuppel in Milchglasoptik bietet der Markt heute für den Wohnbereich ausgesuchte Flach­dach­fenster mit Aluminiumrahmen und Dreifachverglasung. Zudem sorgen diese hochwertigen Flachdachfenster für reichlich Licht von oben. Dank integrierter LED-Beleuchtung kommt das Licht selbst nach Son­nen­untergang von der gleichen „Quelle“. Gleichzeitig ermöglichen die zu öffnenden Flach­dach­fenster auch eine ausreichende Ent- und Durch­lüftung der Wohnräume.

Leistungspaket Flachdach

Lange vorbei sind die Zeiten, in denen Flachdächer wirklich „flach“ waren. Im Regelfall werden heute Flachdächer mit einem Gefälle ≥ 2% geplant. Das Gefälle sorgt in der Regel für eine ausreichende Ableitung des an­fallenden Niederschlags von der Fläche hin zu den Ein­läufen. Für die Abdichtung bieten sich gerade für den mehr­geschossigen Wohnungsbau hochwertige Materialien an, die nicht nur für eine lange Le­bens­dauer, sondern auch für eine größere Flexibilität sor­gen. Denn beim Flachdach hat sich neben der frei be­wit­ter­ten oder bekiesten Variante das begrünte Dach als erweitere Nutzung durchgesetzt.

Zukunftsfähiges Bauteil

Darüber hinaus hat das Flachdach erhebliches Potential auch bei Bestandsimmobilien. Größtenteils ungenutzte Flächen kön­nen multifunktional verwendet werden. Die verbreitetste Nutzung ist eine Begrünung. Sie bietet gleich eine Vielzahl von Vorteilen. Neben der Entsiegelung von Flächen und dem verbesserten Regenwasserhaushalt, schaffen begrünte Dächer Lebensräume für Fauna und Flora. Zudem schützt die Begrünung die Dachabdichtung und ist auch optisch eine Bereicherung. Der Aufbau von be­grünten Dächern ist abhängig von der Art der Begrünung. Un­terschieden wird zwischen extensiver und intensiver Be­grünung.

Auf die nach dem FLL-Verfahren geprüfte durchwurzelungs- und rhizomfeste Abdichtung kommt ein Begrünungspaket mit Drainage- und Substratschicht sowie der Pflanzschicht. Damit die Abdichtung keinen Schaden nimmt, werden die beiden Bereiche Abdichtung und Begrünung durch ein Schutz- und Trennvlies voneinander entkoppelt.

Technisch ist es vor allem die Flächenlast, die die bei­den Be­grü­nungsformen voneinander unterscheidet. Je nach Statik und Begrünungsform lassen sich vorhandene Flachdächer auch nach­träg­lich begrünen.

Erweiterter Lebensraum

Eine Variante der zu­sätz­li­chen Flachdachnutzung ist die Dachterrasse. Ähnlich wie bei der Dachbegrünung wird auch hier oberhalb der Abdichtung eine zweite Ebene angeordnet: eine begehbare Fläche bei­spielsweise mit einem Plat­ten­be­lag im Kies- oder Splittbett auf entsprechender Schutzlage. Aber in der Regel bleibt es nicht bei dieser Flächenlast. Zu­sätz­lich kommen je nach Größe der Terrasse noch Pflanz­kü­bel, Terrassenmöbel etc. hinzu. Nicht zuletzt zählt auch der Nutzer der Dachterrasse als zusätzliche Last, der Experte spricht hier von Ver­kehrs­last. Aufgrund der „Unwägbarkeit“ der zusätzlichen Lasten, ist die Nutzung eines Daches als Dachterrasse statisch ge­sehen deutlich anspruchsvoller, als eine extensive Be­grünung. Deshalb ist die Summe dieser unterschiedlichen zu­sätzlichen Lasten bereits bei der Pla­nung zu be­rück­sich­tigen.

„Energielieferant“ für die Immobilie

Eine dritte Variante ist die Nutzung des Flachdachs zur Erzeugung von Energie aus regenerativer Quelle: dem Sonnenlicht. Ob Photovoltaik oder Solarthermie, in beiden Fällen werden auf weitgehend be­schat­tungsfreien Flach­dach­flächen PV- oder Solarthermie-Anlagen installiert. Auch hier gilt es, wie bei der Begrünung und der Dach­terrasse, auf die zusätzliche Flächenlast zu achten. Zudem ist die Dach­ab­dichtung durch entsprechende Schutz­lagen vor Be­schä­digungen durch die Trag­konstruk­tion der Anlagen zu schüt­zen.

Mehr als nur ein Flachdach

Ge­rade in Ballungszentren, wo Wohn- und Lebensraum knapp und teuer ist, bietet das Flachdach weitere, bisher eher ungewöhnliche Nutzungsmöglichkeiten: als Sport- oder Spielplatz, als „urban garden“, als Restaurant oder Café, als Ruhe- und Rückzugszone, usw. - kurzum: als erweiterter Lebensraum für Mensch, Pflanze und Tier. Damit hat sich das Flachdach als Bauteil weit von seiner ursprünglichen Funktion als Schutz gegen Witterungseinflüsse entfernt. Gleichzeitig muss sie diese jedoch immer noch erfüllen.

Dank moderner Materialen und Konstruktionen sind mittler­weile eine Vielzahl unterschiedlicher Nutzungen auch auf vorhandenen Flachdachflächen möglich. Von all den mög­lichen Nutzungsvarianten, die sich heute und auch in Zukunft für das Flachdach bieten, ist die Nutzung als „reines“ Dach die wichtigste. Aber gleichzeitig ist sie auch die „unwirt­schaft­lichste“. Denn jede Nutzungserweiterung bietet einen ver­gleichs­weise hohen Mehrwert für Mensch, Umwelt und Immo­bilienverwalter.

Mit Mehrwert planen

Deshalb gilt gerade für die Entwicklung neuer Wohn­immobilien, das Flachdach als zusätzliche Nutzfläche mit­ein­zuplanen. Hier rechnen sich dann auch technisch hoch­wer­tige Abdichtungsmaterialien, weil sie weitaus flexibler für zukünf­tige Nutzungen sind. Gleiches gilt auch für die In­stand­setzung oder Sanierung von Bestandsdächern. Damit ist die beste Grundlage für die multifunktionale Zukunft des Flachdachs gelegt. Und für den Mehrwert der Immobilie.

Im Vergleich zu einem Steildach bietet das Flachdach im mehrgeschossigen Wohnungsbau grundsätzlich mehr nutz- und damit vermietbare Wohnfläche – bei identischem wirtschaftlichem Aufwand.

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