Kalksandsteinindustrie reagiert auf Baufertigstellungen 2015: Enttäuschende Zahlen erhöhen Druck auf Politik

„Die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zu den Baufertigstellungen in 2015 sind sehr enttäuschend“, so Jochen Bayer, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Kalksandsteinindustrie. Schon seit längerem mache das Wort „Bauboom“ die Runde. Die ernüchternden Zahlen zeigten, wie weit das gefühlte Geschehen und die Baurealität auseinanderdriften. Um die immer größer werdende Schere zwischen Baugenehmigungen und -fertigstellungen zu stoppen, müssten die seitens der Wohnungswirtschaft sowie der Bau- und Baustoffindustrien seit Jahren geforderten politischen Maßnahmen endlich umgesetzt werden. Dazu zähle vor allem eine bessere steuerliche Abschreibung, um die dringend notwendigen Investitionen für den bezahlbaren Wohnungsbau zu generieren.

Neben der bereits angedachten Sonderabschreibung muss nach den Worten von Bayer grundsätzlich und nicht nur zeitlich begrenzt, die lineare Absetzung für Abnutzung (AfA) von 2 auf 3 % erhöht werden. Gerade weil die Lebensdauer von – insbesondere technischen – Gebäudeteilen immer kürzer werde. Laut einer Studie des Instituts für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (InWIS) an der Ruhr-Universität Bochum sollte es sogar eine Erhöhung der AfA auf 4 % oder eine vergleichbare Sonderabschreibung geben. Als rasch wirksames Instrument für mehr Wohnungsneubau seien zudem Investitionszulagen erforderlich. Diese könnten insbesondere öffentliche Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften nutzen, die nicht von steuerlichen Anreizen profitieren.

Auch knappe Baulandressourcen und ein Mangel an Grundstücken erfordern ein Gegensteuern der Politik und hindern den Ausbau von Wohnraum. Besonders im Niedrigpreissegment sei das merklich spürbar. Verdichtete Bauweisen seien hier unabdingbar. „Baugrund in kommunaler Hand muss für den Wohnungsbau zu adäquaten Preisen freigegeben und die Baunutzungsverordnungen entsprechend angepasst werden“, fordert Bayer.

Zusätzlich zum Flüchtlingszustrom werde sich der Wohnungsbedarf auch deutlich durch einkommensschwache Familien, steigende Haushaltszahlen (Singles/Studenten), den demografischen Wandel und den damit verbundenen starken Zuzug in die Städte wie auch durch die Zuwanderung aus der EU erhöhen. Wenn hier nicht gelingt gegenzusteuern, wird es in vielen Wachstumsregionen, in Ballungszentren und Metropolen immer schwerer werden, bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Bayer kritisiert weiterhin, dass ein über Jahre aufgelaufenes Defizit an Wohnungsfertigstellungen bestehe: „Nicht zuletzt aufgrund der vor allem im letzten Jahr erheblichen Zuwanderung sitzen wir in Sachen bezahlbarem Wohnraum auf einem Pulverfass.“ Laut einer Studie des Pestel Instituts Hannover seien jährlich 400.000 neue Wohnungen nötig, um den bestehenden Bedarf zu bedienen – und das für die nächsten fünf Jahre. Jährliche Steigerungsraten der Fertigstellungen von 1 % wie in 2015 sind daher nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

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