IWU-Gebäude: Energetische Sanierung mit Modellcharakter wird zum Green Building

Das Bürogebäude des IWU in Darmstadt zeigt, wie effizient und zugleich schön nachhaltige Architektur sein kann und wurde jetzt mit dem Green Building Award dafür ausgezeichnet.

Bereits seit dem Frühjahr 2011 hat das Darmstädter Institut Wohnen und Umwelt (IWU) seinen Sitz in einem zuvor umfassend sanierten Verwaltungsbau an der Rheinstraße 65. Maßnahmen der Wärmedämmung und Energieeinsparung nach Passivhausstandard ergeben einen Heizwärmebedarf von nur noch 16 kW/m²a. Das Wärmedämm-Verbundsystem lieferte Caparol, und auch beim Entwurf der farbigen Gestaltung war der Hersteller mit seinem Farbdesign-Studio maßgeblich beteiligt. Der in die Jahre gekommene Bürotrakt wurde energetisch und gestalterisch in ein Gebäude mit Vorbildcharakter verwandelt.

Als die Bauverein AG in Darmstadt einen neuen Mieter für den Verwaltungsbau an der Rheinstraße 65 suchte, war dieser mit dem Institut Wohnen und Umwelt rasch gefunden. Doch befand sich das in den 1960er Jahren errichtete Gebäude in einem Zustand, der einige bauliche Veränderungen erforderlich machte, um dem Institut nach Jahren der Kompromisse in einer alten Villa nun endlich adäquate Räumlichkeiten zur Verfügung stellen zu können.

Zentrale Themen waren die energetische Sanierung der Gebäudehülle sowie die architektonische Außenwirkung, die im Einklang mit der Umgebung weiterentwickelt wurde und nun hervorragend thematisch zum neuen Nutzer passt. Grundlage der Planungen bildete der Passivhausstandard. Entsprechende Rahmenbedingungen wie eine umfassende, exzellente Dämmung der Gebäudeteile, eine hohe Luftdichtheit sowie eine sehr gute Wärmerückgewinnung im Bereich der kontrollierten Be- und Entlüftung waren damit festgelegt. Darüber hinaus standen neben der Erfüllung von Brandschutzanforderungen auch Maßnahmen für einen wirksamen Schallschutz, einen zuverlässigen Einbruchschutz sowie ein auf den Arbeitsalltag im IWU zugeschnittenes Raumkonzept im Pflichtenheft.

Dabei ergab sich für das Institut, das als Pionier bei der Forschung nach energetisch hocheffizienten Bauweisen gilt, die einmalige Chance, die jahrelang gesammelten wissenschaftlichen Erkenntnisse im praktischen Selbstversuch einbringen zu können. Gemeinsam mit dem Eigentümer der Liegenschaft, der Bauverein AG und den Architekten der planungsgruppeDREI PartG, wurde ein 1,9 Millionen schweres Sanierungskonzept entwickelt, das den Büroriegel nach fast 50 Jahren Nutzung auf einen energetisch vorbildlichen Stand gebracht hat.

Auf die ursprüngliche Fassadenverkleidung mit kleinteiligen Keramikfliesen wurde verzichtet. Die Gliederung des Gebäudes mit einem abgesetzten Sockelgeschoss und einem vorspringenden Rahmen um die Obergeschosse konnte jedoch übernommen und zeitgemäß weiterentwickelt werden. Die Erhaltung des architektonischen Grundkonzeptes aus den 60er Jahren war von besonderer Bedeutung, da das Haus auch aus denkmalpflegerischer Sicht ein wichtiger Teil eines Ensembles ist, das den Darmstädter Stadteingang prägt.

Die Stahlbetonhülle wird an beiden Kopfseiten von anderen Gebäudeteilen begrenzt. Mit einer Wärmedämmung wurden das Dach sowie die Fassaden zur Straßen- und zur Hofseite versehen. Dank einer hochgradigen Detailierung bereits bei der Planung und einer sorgfältigen Ausführung wurden bessere Dämmwerte erzielt, als sie heute nach Energieeinsparverordnung (EnEV) für Neubauten gelten.

Während das Flachdach eine 40 cm starke Dämmung erhielt, wurden die Längsseiten des Gebäudes mit Capatect-PS-Dalmatiner-Fassadendämmplatten 155 Typ EPS 032 WDV in Stärken von 28 sowie 22 Zentimetern gedämmt. Diese lassen sich sehr variabel und unkompliziert verarbeiten und besitzen die typischen Vorteile von Polystyrol-Hartschaumplatten. Sie sind thermisch unempfindlich, schwundfrei, alterungsbeständig und diffusionsfähig.
 
Verputzt wurde mit dem Fassadenputz Caparol Thermosan, der Anstrich erfolgte mit Thermosan Fassadenfarbe. Die Kombination sorgt für härtere Oberflächen und bildet einen wirksamen Schutz vor Algen- und Pilzbefall.

Ebenfalls von Caparol stammt das Konzept zur farbigen Gestaltung. Es wurde vom hauseigenen Farbdesign-Studio gemeinsam mit dem IWU entwickelt. Ein neutraler, warmer Grauton bildet die Basis für die neue Farbigkeit der Fensterbänder. Diese wurden in verschiedenen Gelb-Grün-Tönen lebhafter gestaltet und lassen die ursprüngliche Monotonie des Zweckbaus vergessen. Die variierende Rhythmik der Farben sorgt für eine spannungsvolle Abfolge – die Fensterbänder werden gegliedert und bilden dennoch eine harmonische Einheit.

Die größere Fassadenfläche über dem Eingangsportal bildet gleichsam einen Monitor, der die Farben der Fensterbänder noch einmal aufnimmt. Damit die große, geschlossene Fläche nicht zu dominant wirkt, wurde hier ein feines Detail ergänzt: Filigrane, parallel verlaufende Bossen gliedern die Fläche sehr zurückhaltend und elegant. Der silberne Anstrich der Fugen mit Metallocryl reflektiert einfallendes Licht und verhindert, dass sie dunkel und verschattet erscheinen.

Der Umbau hat die Entscheider der Auszeichnung „Green Building“ überzeugt. Mit dem „Green Building Award“ wird herausragende ökologiebewusste Architektur im Rhein-Main-Gebiet gewürdigt. Den Preis loben die Städte Frankfurt und Darmstadt sowie der Regionalverband Frankfurt-Rhein-Main aus.

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