Grünes Energie-Contracting als tragfähiges Konzept

Regenerative Kraft-Wärme-Kopplung ist der Maßstab für moderne Energieversorgung. Neben der Erzeugung kostengünstiger Energie liegt der Fokus auf Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit.

Die Bundesregierung treibt die Energiewende in Deutschland mit zahlreichen Fördermöglichkeiten voran. Allerdings gehen derzeit trotzdem nur wenige Energiedienstleister konsequent den Weg in Richtung grüner Energie. Das Unternehmen Urbana setzt bei seinen Contracting-Projekten schon seit geraumer Zeit auf das Konzept der grünen Kraft-Wärme-Kopplung. Schrittweise stellt das Hamburger Unternehmen ihre Blockheizkraftwerke auf natürliche Energiequellen um. Durch den Einsatz von bisher 15 Motoren in den Blockheizkraftwerken wird nicht nur Strom, sondern auch Wärme erzeugt. Die Psychiatrische Klinik Lüneburg, die Siedlung Schelmengraben in Wiesbaden-Dotzheim sowie das Einkaufszentrum Leo-Center in Leonberg bei Stuttgart sind Musterbeispiele dafür. Mit der energieeffizienten Methode werden mehr als 90 % der Brennstoffenergie in die Nutzenergien Strom und Wärme umgewandelt. Diesen Wirkungsgrad erreichen derzeit nur Blockheizkraftwerke. Drei zusätzliche Anlagen sind für 2012 konkret in Planung. Weitere fünf Projekte befinden sich in der Entwicklungsphase.


Biogas als Brennstoff hat viele Vorteile

Eine zentrale Rolle hierbei spielt das Biogas. Die dadurch erzeugte Energie besteht zu 40 % aus Strom und 60 % aus Wärme. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) machen die grüne Kraft-Wärme-Kopplung wirtschaftlich interessant. Urbana hat mit großen Biogaserzeugern in Deutschland langfristige Verträge für große Mengen abgeschlossen. Dank dieser Kooperationen sowie durch das EEG ist die grüne Wärmeenergie nicht teurer als herkömmliche. Mit ihrem Engagement in Sachen Kraft-Wärme-Kopplung durch Biogas und dessen veredelter Form als Bioerdgas hat das Unternehmen eine Vorreiterrolle in Sachen grüner Energie in Deutschland übernommen. Neben der Erzeugung kostengünstiger Energie liegt der Fokus auf Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit. In Deutschland produziertes Bioerdgas wird für den Betrieb der Anlagen der Kooperationspartner genutzt. Die Wertschöpfung des Brennstoffs bleibt somit im Inland. „Das ist unsere neue Strategie, mit der wir die Umwelt schonen, Kosten sparen und die heimische Wirtschaft stärken“, sagt Urbana-Vorstand Harald Zimmermann. Um die Distanz zwischen dem Erzeuger-Standort und dem des Abnehmers zu überbrücken, wird das Erdgasnetz genutzt. Der Produzent speist das Bioerdgas ein. Der Kunde entnimmt die bestellte Menge und nutzt es für seine Anlage. Dies ist nur möglich, weil das Biogas durch Veredelungsprozesse auf den Standard von Erdgas gebracht wurde. Somit ist eine Entnahme der eingespeisten Menge an jeder Stelle des Gasnetzes möglich. Mit dieser noch recht jungen Methodik setzt sich das Unternehmen an die Spitze einer Bewegung, die weg von fossilen Brennstoffen und hin zu umweltverträglichen geht.


Nachhaltigkeit durch

regenerative Brennstoffe

Um diesen Trend zu forcieren, wurden viele Blockheizkraftwerke in den letzten eineinhalb Jahren umgerüstet. Sie werden jetzt mit Biogas betrieben. Fossile Energiequellen treten schrittweise in den Hintergrund. Im Mittelpunkt steht die Nachhaltigkeit durch regenerativen Brennstoff. Nur noch zu Mittel- oder Spitzenlastzeiten wird auf fossile Brennstoffe zurückgegriffen. Die höheren Kosten für die grüne Energie werden durch auf lange Dauer ausgelegte Verträge mit den Biogas-Produzenten und die Einspeisevergütung für Strom aus erneuerbaren Energien aus dem EEG ausge­glichen. So kann Wärme weiterhin zum marktüblichen Preis angeboten werden. Dass Bioerdgas beim Verbraucher bis zu drei Mal mehr kostet als konventionelles Erdgas, ist für den Contracting-Kunden nicht spürbar. „Unsere Contracting-Nehmer haben mit uns einen verlässlichen Partner, auf den sie langfristig zählen können und der ihnen die Sicherheit gibt, dass die Anlage in guten Händen ist“, bilanziert Zimmermann. Für die funktionierende Kooperation zwischen dem Hamburger Energiedienstleister und seinen Contracting-Nehmern gibt es zahlreiche Beispiele.


Siedlung Schelmengraben

in Wiesbaden-Dotzheim

Schon 2006 wurde ein neues Blockheizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung im Wiesbadener Stadtteil Dotzheim in Betrieb genommen. Rund 2 500 Wohnungen der Siedlung Schelmengraben der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft mbH in Hessen werden mit Wärme versorgt. Zudem profitiert das dortige Schulzentrum mit Turnhallen, Kindergärten, ein Reha-Zentrum, eine Kirche und ein Einkaufs-Center seitdem von der verbesserten Energieversorgung. 2009 wurde der Motor auf Biogas umgerüstet und liefert die Grundlast Wärme. Nun wird in zwei Kesseln mit einer Leistung von je 6 300 KW und einem mit 3 700 KW die Wärmeversorgung der gesamten Siedlung sichergestellt. Energieträger sind vorrangig Erdgas und Heizöl zur Redundanz und für Leistungsspitzen. Insgesamt werden so 26 Mio. kWh pro Jahr an Wärme produziert. 40 % davon stammen aus dem Blockheizkraftwerk. Hinzu kommen 9,2 Mio. kWh an Strom pro Jahr, die nach EEG in das örtliche Stromnetz eingespeist werden. Die Minderung des CO2-Ausstoßes durch diese Wärme- und Stromversorgung liegt bei 5 000 t im Jahr.


Psychiatrische Klinik in Lüneburg

Ein weiteres Paradebeispiel für gelungenes Energie-Contracting ist die Psychiatrische Klinik Lüneburg gemeinnützige GmbH (PK Lüneburg). Sie hat ihre komplette Wärmeerzeugung für 20 Jahre an den Contractor übertragen. Zwei gasbetriebene Brennwertkessel mit je einer Leistung von 2,5 MW und ein Biomethan-Blockheizkraftwerk (BHKW) mit Pufferspeicher wurden installiert. 1,1 Mio. € wurden in die Modernisierung investiert. Das Resultat: Der CO2-Ausstoß wurde um mehr als 1 000 t pro Jahr bei einem Energiebedarf von rund 12 000 MWh reduziert. Dank Kraft-Wärme-Kopplung werden mehr als 40 % des jährlichen Wärmeverbrauchs aus regenerativer Energie und in Kraft-Wärme-Kopplung gedeckt. Das schont die Umwelt und macht die Klinik unabhängiger. Ganz ohne Eigenkapitaleinsatz verfügt sie nun über eine moderne und effiziente Wärmeerzeugung sowie ein besseres Energie-Controlling.


Einkaufsmeile Leo-Center

in Leonberg bei Stuttgart

Einen kombinierten Mehrwert bietet auch der Betrieb von zwei Brennwertkesseln im Stadtquartier Leo-Center in Leonberg bei Stuttgart. Beide Kessel haben eine Leistung von je 3 200 kW. Einer davon verbrennt nur Erdgas, der andere ist zudem für Heizöl ausgelegt. Die Umstellung des Blockheizkraftwerks wurde im Herbst 2011 beendet. 30 % der Leistung von 8,3 Mio. kWh im Jahr an Wärme stammen aus dem BHKW. Beheizt werden neben dem Einkaufs-Center rund 600 angrenzende Wohnungen Darüber hinaus sorgt der Contractor für die Energieversorgung eines großen Alten-und Pflegeheims, der Leonberger Stadthalle, eines Restaurants und eines Hotels vor Ort. Der produzierte Strom wird nach EEG in das örtliche Stromnetz eingespeist. Die Senkung des CO2-Ausstoßes beim Leo-Center beläuft sich auf insgesamt 1 600 t im Jahr.

Mit der energieeffizienten Methode werden mehr als 90 % der Brennstoffenergie in die Nutzenergien Strom und Wärme umgewandelt.

Dass Bioerdgas beim Verbraucher bis zu drei Mal mehr kostet als konventionelles Erdgas, ist für den Contracting-Kunden

nicht spürbar.

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