Energieforum West – Breite Allianz für Energiewende

Das erste Energieforum West ist mit einer Erfolgsbilanz von nahezu 2.200 Anmeldungen, 18 Tagungsveranstaltungen und über 60 Referenten zu Ende gegangen. Beteiligt hatten sich neben der Wohnungswirtschaft auch Vertreter von Partnerverbänden, Energieversorgern, Industrieunternehmen und Technikanbietern sowie der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik. Alexander Rychter, Direktor des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (VdW) Rheinland Westfalen (www.vdw-rw.de) sagte: „Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Im Gebäudesektor kann sie nicht allein von den Wohnungsunternehmen und -genossenschaften getragen werden.“

Das Energieforum West am 26. und 27. Januar in der Philharmonie Essen hat gezeigt, dass auch andere Akteure sich in der Verantwortung sehen: Weit über Branchengrenzen hinaus wurde diskutiert, wie Lasten besser verteilt und die Ziele der Energiewende erreicht werden können. So sprach der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau über Herausforderung und Potenzial der Energiewende für die Stadtentwicklung im Ruhrgebiet. Peter Knitsch, Staatssekretär im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen ging im Anschluss auf die Maßnahmen der Landesregierung ein.

MdB Dr. Herlind Gundelach, Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Energie im Deutschen Bundestag sprach über aktuelle Rahmenbedingungen für die Energiewende in Immobilien. Burkhard Drescher, Geschäftsführer der Innovation City Management GmbH, erläuterte, wie das Bottroper Modell als Vorbild für Kooperationen in der Quartiersentwicklung dienen kann. Auch der Deutsche Mieterbund beteiligte sich am Energieforum West: Bernhard von Grünberg, Vorsitzender des Deutschen Mieterbundes NRW, referierte gemeinsam mit Dr. Werner Neumann, Sprecher des Arbeitskreises Energie des BUND, über die Sozialverträglichkeit von Modernisierungsmaßnahmen. Auch viele weitere Referentinnen und Referenten trugen zum angeregten Austausch bei.

Die Wohnungsgenossenschaften und –unternehmen beschränken ihre Aktivitäten heute nicht allein auf energieeffizienten Wohnungswohnungsneubau und die energetische Modernisierung ihrer Wohnungsbestände, sondern betätigen sich als Innovationstreiber und erproben neue intelligente Technologien, die beispielsweise die quartiersnahe Energieerzeugung ermöglichen: Kluge Heizungsventile, eine verbesserte Anlagentechnik, als „Kleinkraftwerke“ bekannte KWK-Anlagen, Photovoltaik und energetische Quartierskonzepte machen Schule.

Durchgesetzt hat sich insbesondere die Erkenntnis, dass Neubau- und Modernisierungsprojekte nach individuellen Gegebenheiten geplant und durchgeführt werden müssen. VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter sagt: „Meist kommt es auf den richtigen Mix aus Maßnahmen an, um bezahlbare Energieeffizienz zu erreichen, die sich die Mieterinnen und Mieter auch leisten können. Vom Gesetzgeber wünschen wir uns, dass er in Hinsicht auf die Modernisierungsumlage keine der im Moment angedachten Veränderungen anstößt – weil sie dazu geeignet wären, Modernisierungen unökonomisch zu machen und Investitionen weiter zu hemmen. Stattdessen erhoffen wir uns eine kritische Prüfung, ob eine weitere Verschärfung der energetischen Auflage, wie sie die 2016 in Kraft tretende EnEV-Stufe vorsieht, wirklich notwendig ist. Und schließlich merken wir an, das bessere steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten dazu geeignet sein könnten, Investitionen zu beflügeln.“ Auf Landesebene in NRW gebe es sehr gute Förderbedingungen, doch die Bundesgesetzgebung verhindere oft Investitionen, da sie Neubau und Modernisierung zu stark verteuere. Mindestens die Möglichkeit zur technologieoffenen Erreichung von Effizienzzielen sei geboten.

Die Frage der Bezahlbarkeit energetischer Anforderungen war auch zentrales Thema einer Podiumsdiskussion, an der unter anderem NRW-Bauminister Michael Groschek teilnahm. Auch er sagte, die Investitionslücke im Neubau sei, auch durch die strengen ordnungsrechtlichen Vorgaben des Bundes, nun einmal Realität. Der Bund müsse hier nachbessern, indem er etwa das Problem der AfA (Abschreibung durch Abnutzung) konstruktiv löse. „Wenn es um die Frage nach dem Weg zur Energieeffizienz geht, brauchen wir mehr Transparenz bei den Einspareffekten.“ Ein Masterplan, eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und eine quartiersbezogene Perspektive seien für den Erfolg der Energiewende entscheidend.

Weitere Informationen zum Energieforum West gibt es unter www.energieforum-west.de

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