Vorsicht Schimmel!

Schimmelsanierung – dieses Wort sagt schon alles. Sanieren, vom lateinischen „sanare“, das „heilen“ bedeutet, meint nicht einfach eine oberflächliche Verschönerung des Ist-Zustands, sondern dass man der Ursache auf den Grund geht und das Übel bei der Wurzel packt. Damit ist hier nicht das Pilzmyzel, sondern der Auslöser für das übermäßige Schimmelwachstum gemeint.

Schimmelpilze finden im Haushalt sowohl ausreichende Nahrung als auch für sie angenehme Temperaturen. Mit ausschlaggebend für das Wachstum ist aber ein ausreichend hohes Feuchtigkeitsniveau, so dass hier der Hebel angesetzt werden muss. Aus diesem Grund sollte bei der Sanierung immer versucht werden, den Feuchtehaushalt langfristig zu reduzieren, um den Schimmelpilzen die Lebensgrundlage zu entziehen.

Was ist die Ursache?

Früher hatte man die Schimmelbildung in Wohnungen sehr gerne durch ein unzureichendes Heiz- oder Lüftungsverhalten der Bewohner zu erklären versucht. Inzwischen bezieht man aber auch bauliche Mängel in die Überlegungen mit ein, wie z. B. Wärmebrücken, die durch eine falsche Materialauswahl oder Verarbeitungsmängel entstehen können. Auch eine noch so intensive Beheizung oder Lüftung ist manchmal nicht in der Lage, diesen Mangel auszugleichen. Problematisch bei Wärmebrücken ist, dass man das anfallende Kondensat nicht so leicht erkennt, weil die Wassermengen so gering sind. Einfacher sind feuchte Stellen zu lokalisieren, wenn sie durch defekte Anschlüsse, mangelhafte Abdichtungen oder Risse in der Außenwand entstanden sind, weil sich hier das Wasser als feuchter Fleck abzeichnet.

Hat man die Ursache erkannt, muss diese dauerhaft abgestellt werden. Schimmelpilze benötigen für ihr Wachstum immer eine gewisse Menge an Feuchtigkeit; oft reichen schon kurze Zeitspannen, um sie am Leben zu erhalten. Sind Sporen auf der Oberfläche vorhanden, kann man so auch nach einer Austrocknungsphase (z.B. im Jahreszyklus) den Schimmelpilz wieder an der gleichen Stelle wachsen sehen. Deshalb ist zu kontrollieren, ob die getroffene Maßnahme auch langfristig eine Verbesserung darstellt.

Die Reinigung

Bei einer Studie wurde 2012 herausgefunden, dass 11 % der Deutschen glauben, dass Schimmelbefall in ihren Wohnungen keinen oder nur einen sehr geringen negativen Einfluss auf ihre Gesundheit hat. Kein Wunder, dass die Entfernung von Schimmelpilzen oft aus Unkenntnis der Problematik, aber auch aus Bequemlichkeit, nicht immer mit der notwendigen Sorgfalt durchgeführt wird. Man ist sich nicht bewusst, dass es sich um gesundheitsschädigende Subs­­tanzen handeln kann, die auch zu Langzeitschädigungen führen. Bei ständig in der Sanierung tätigen Verarbeitern kann sich das fatal auswirken, weil sie direkt an der Schimmel- bzw. Sporenquelle stehen und viel stärker und länger belastet sind. Ein ausreichender Personenschutz ist deshalb für die Erhaltung der Gesundheit unbedingt notwendig.

Gut wäre, wenn nur fachkundiges Personal in der Schimmelsanierung tätig wäre - auch, um die Bewohner keiner unnötigen Gefährdung durch unzureichende Reinigungs- und Sanierungsmaßnahmen auszusetzen. Einen Sachkundenachweis zu erlangen ist zeit- und kostenintensiv und wird deshalb nicht immer durchgeführt. Man sollte sich aber zumindest mit den Grundlagen beschäftigen, um nicht nachträglich die Sanierung der Sanierung bezahlen zu müssen, weil Dinge falsch ausgeführt wurden. Als Grundlage dient die „Handlungsanleitung Gesundheitsgefährdung durch biologische Arbeitsstoffe bei der Gebäudesanierung“ der BG-Bau, die im Rahmen der BG-Information (BGI 858) erschienen ist. Damit hat man einen umfassenden Leitfaden an der Hand, um sich mit diesem Thema vertraut zu machen und auch den Investor und Bauherrn über notwendige, und die Sanierung verteuernde, Zusatzmaßnahmen zu informieren.

Die Sanierung

Mit welchen Materialien man nach der Reinigung der Flächen arbeiten kann, hängt stark von der Ursache des Schimmelschadens ab. Ist er durch Wasser entstanden, dass in Zukunft nicht mehr in das Gebäude eindringen kann, muss nur bis zur Austrocknung gewartet werden und man kann mit den üblichen Putzen, Spachtelmassen und Anstrichen arbeiten. Hat man nicht soviel Zeit, kann Sanierputz-WTA den Transport von flüssigem Wasser an die Oberfläche verhindern und so schnell für einen trockenen, be­­schicht­baren Untergrund sorgen.

War Kondensation auf kalten Wänden die Ursache und kann außen keine Wärmedämmung aufgetragen werden, stellen Kalzium-silikatplatten eine  Möglichkeit zur Sanierung dar. Möglich wird dies durch deren Feuchtespeichervermögen, das um ein Vielfaches höher als das von Kalkputzen zu bewerten ist. Auch bieten diese Platten einen – im Gegensatz zu Kalkputzen - lange andauernden hohen pH-Wert. Kalkputze werden gerne in der Schimmelsanierung eingesetzt, da die hohe Alkalität frischer Kalkputze (pH-Wert > 12) Sporen abtötet. Mit fortschreitender Karbonatisierung (Umwandlung des freien Kalks in Kalkstein) geht dieser Effekt aber verloren. In der Regel sind bereits nach wenigen Monaten Kalkputze vollständig karbonatisiert. Dass diese Putze aber trotzdem oft gute Ergebnisse liefern, liegt an deren hohen Feuchteaufnahme, wobei Kalziumsilikatplatten eine noch höhere Sicherheit bieten.

Trotz der hohen Sicherheit kann es auch zu Fehlschlägen kommen, wenn bauphysikalische Richtlinien nicht beachtet werden. Eine Schadensursache liegt z. B. in der ungenügenden Bewertung von Wärmebrücken. Je nach Plattentyp sind diese unterschiedlich stark dämmend. Je besser die Dämmung, umso penibler müssen die Anschlüsse und die Auswirkungen auf nicht bearbeitete Flächen beachtet werden. Auch bei der Verarbeitung können Fehler entstehen: Unverschlossene Hohlräume unter den Platten, Acrylatfugen bei Anschlüssen oder ausgesparte Flächen in Heizungsnischen sind häufige Fehler. Auch muss gewährleistet sein, dass die Platten abtrocknen können, da es ansonsten zu einer Auffeuchtung kommen könnte.

Aufgrund der gesundheitlichen Gefährdung durch Schimmelpilze sollte generell auf eine Sanierung gedrängt werden. Die hervorragenden Ergebnisse mit, und die einfache Verarbeitung von Kalziumsilikatplatten, verleiten auch Ungeübte dazu, in die Sanierung einzusteigen. Wie in den meisten Fällen kommt es aber auch hier auf das nötige Fachwissen an, damit die Sanierung auch hält, was man sich von ihr versprochen hat.

Schimmelpilze benötigen für ihr Wachstum immer eine gewisse Menge an Feuchtigkeit; oft reichen schon kurze Zeitspannen, um sie am Leben zu erhalten.

Mit welchen Materialien man nach der Reinigung der Flächen arbeiten kann, hängt stark von der Ursache des Schimmelschadens ab.

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