Corona beschleunigt Digitalisierung des Fachjournalismus

Gestiegenes Leserinteresse und Entwicklung neuer Formate versus geringere Werbeausgaben und verschlechtertes Informationsangebot seitens der Unternehmen – so stellt sich das Meinungsbild von Fachredakteuren in der derzeitigen Corona-Lage dar.

Die Düsseldorfer Kommunikationsberatung GCI Hering Schuppener (www.heringschuppener-markenkommunikation.de) hat anhand einer Umfrage den Arbeitsalltag von Fachjournalisten unter Corona-Bedingungen untersucht. Im Fokus der Befragung lagen Verlage aus dem deutschsprachigen Raum der Branchen Architektur, Bau und Gebäudetechnik. Die Berater werteten rund 350 Antworten aus und konnten eine klare Tendenz feststellen. Janine Döring, Managing Director von GCI Hering Schuppener: „Corona wirkt als Beschleuniger, der in vielfacher Hinsicht Bewegung in die Redaktionen gebracht hat. Verlage, die nicht bereits im Vorfeld der Pandemie den Weg zu vielfältigeren und zumeist digitalen Angeboten eingeschlagen hatten, holen dies unter dem Druck der Pandemie nach.“

Während auf der einen Seite, den Angaben von 62 Prozent der Journalisten folgend, das Leserinteresse stieg, wurden auf der anderen Seite bei 67 Prozent der Befragten Anzeigenbudgets zurückgefahren und – das ist eine zentrale Feststellung des Meinungsbarometers – mit 49 Prozent beklagen fast die Hälfte der Befragten eine Verschlechterung des Informationsangebots seitens der Unternehmen.

Neben der Arbeitssituation in Homeoffice und Redaktion erfasste die Befragung den Austausch und Informationsfluss zwischen Unternehmen, Verbänden und den Redaktionen. Ob virtuelles Event, Video-Telefonie oder persönliche Treffen – was hat sich verändert, welches Tool wird geschätzt, wo hielten Innovationen Einzug und welche Verbesserungen sind gewünscht?

Die Gretchenfrage: Digital oder Print?

Befragt nach dem Einfluss der Pandemie auf Verlag und journalistische Angebote, sehen die Fachredakteure einen deutlichen Trend in der Stärkung von Online-Angeboten (82 Prozent) und der Entwicklung neuer Formate (79 Prozent). Dies scheint mehrheitlich zu Lasten der Printausgaben zu gehen, gaben 56 Prozent an. 31 Prozent der Befragten stellten jedoch eine gleichbleibende Behandlung von Print im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit fest. Nur 13 Prozent sehen aktuell eine Stärkung ihrer Printausgaben.

Der Weg der Verlage, auf neue und vermehrt digitale Formate zu setzen, ist bei rund der Hälfte der Redaktionen bereits vor der Pandemie eingeschlagen worden. Das erklärt, dass 49 Prozent angeben, keine Veränderung festzustellen.

Laut den Aussagen der befragten Redakteure, die angaben, sich in den zurückliegenden Monaten explizit auf neue Angebote konzentriert zu haben (49 Prozent), rückten bei 46 Prozent vor allem digitale Events, Messen und Webinare in den Fokus. 31 Prozent nahmen die Optimierung der eigenen Website in Angriff, 29 Prozent Social Media ins Visier und elf Prozent konzentrierten sich explizit auf ihre Printausgabe.

Mediaplanung

Während rund jedes vierte Unternehmen unter der Pandemie an seinem Mediabudget festgehalten habe, bauten neun Prozent dieses sogar aus. Nach Einschätzung der befragten Journalisten verzeichneten die Verlage jedoch damit bei rund zwei Drittel (66,7 Prozent) der Anzeigenkunden weniger Buchungen.

Mit zusammengenommen 91 Prozent scheint die Präferenz der Unternehmen und Verbände bei der Mediaplanung eindeutig: Vorhandene Budgets wurden in digitale oder alternative Formate und Kanäle verschoben. Eine Tendenz in Richtung Print erkannten nur neun Prozent der Befragten.

Der Ort der Arbeit: Homeoffice und Redaktion

Dem gesamtwirtschaftlichen Trend folgend, haben die Redakteure überwiegend ihren Bürostuhl gegen den Platz am heimischen Küchentisch getauscht. 68 Prozent der befragten Journalisten gaben an, ganz oder überwiegend aus dem Homeoffice zu arbeiten. Nur drei Prozent arbeiteten ausschließlich aus der Redaktion.

Die zentralen Kommunikationskanäle

Gefragt nach den zentralen Kommunikationskanälen, liegen E-Mails (97 Prozent) mit Abstand auf Rang eins. Gefolgt von Video-Telefonie via Zoom oder Teams (80 Prozent). Mit 66 Prozent rangiert das Telefon dahinter auf Rang drei. Newsletter sind mit 46 Prozent für knapp die Hälfte der Befragten relevant. Virtuelle Events – eine der neuen Erscheinungen der Corona-Pandemie – werden von 37 Prozent der Journalisten als Plattform zum Austausch wahrgenommen. Persönliche Treffen haben gleichauf mit Social Media mit jeweils 23 Prozent für nur rund ein Viertel der Redakteure aktuell Bedeutung beziehungsweise sind ohnehin nicht möglich.

Quo vadis Fachkommunikation?

Auf die Frage, ob Covid-19 die Fachkommunikation nachhaltig verändern wird, gibt es einen knappen Sieg für „Ja“. 56 Prozent der befragten Journalisten gehen davon aus, während 44 Prozent dies verneinen.

Während einzelne Journalisten angaben, die verlagseigenen Angebote gegenüber den Sozialen Medien zu stärken, sehen rund die Hälfte der Befragten vor allem auf LinkedIn (50 Prozent) und auf Videoplattformen wie YouTube (47 Prozent) Potential für ihren Verlag. Für rund ein Viertel (24 Prozent) der Redakteure haben Soziale Medien entweder keine Relevanz oder sie wünschen eine Stärkung eigener Angebote gegenüber denen verlagsfremder Anbieter.

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