Quo vadis, Rhein-Main-Region? BFW lud zum Gewerbeimmobilientag in Frankfurt
Wie groß werden die Auswirkungen des Brexit auf die ohnehin angespannten Immobilienmärkte in der Metropolregion Rhein-Main sein? Welche ambitionierten, innovativen Bauprojekte werden derzeit in Frankfurt realisiert? Und welche Chancen bieten sich Frankfurt durch das Urbane Gebiet und weitere Änderungen der Baunutzungsverordnung? Diese und viele weitere Fragen wurden auf dem Gewerbeimmobilientag in Frankfurt diskutiert, den der BFW Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland zum zweiten Mal mit dem BFW Bundesverband organisiert hatte.
Begrüßt wurden die Teilnehmer im Haus am Dom von Sonja Steffen, der Vorstandsvorsitzenden des BFW Landesverbandes. „Frankfurt war im vergangenen Jahr mit einem Transaktionsvolumen von über 6 Mrd. € bundesweit der umsatzstärkste Markt“, betonte Steffen. Dreiviertel der Transaktionsvolumina entfielen dabei auf Büroobjekte. „Aufgrund der steigenden Nutzernachfrage und des hohen Anlagedrucks rückt zwischenzeitlich aber auch das Frankfurter Umland in den Fokus von Investoren“, so Steffen weiter. „Der Bieterwettstreit um Gewerbeobjekte wird sich in diesem Jahr also nicht nur in der Frankfurter Kernstadt, sondern auch in den Umlandgemeinden weiter verstärken.“ Steigende Nachfrage sei neben den klassischen Einzelhandels- und Büroimmobilien auch bei alternativen Immobilieninvestments wie Logistik oder Hotel- und Gesundheits- bzw. Sozialimmobilien zu verzeichnen.
Einen Schwerpunkt des diesjährigen Gewerbeimmobilientages bildeten die Auswirkungen des Brexit auf das Rhein-Main-Gebiet. Dazu Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland und Sprecher der AWI Hessen: „Die Prognosen zu den Auswirkungen des Brexit sind gerade für die Rhein-Main Region wichtig, weil sie sich in einem Markt mit bereits jetzt knappen Flächen sowohl auf den Wohnimmobilienmarkt, als auch auf den Gewerbeimmobilienmarkt auswirken wird.“ Und weiter: „Sollten internationale Banken ihre Geschäftstätigkeit aus London in die Finanzmetropole Frankfurt verlegen, so brauchen diese Mitarbeiter Wohnungen und Büroräume. Dennoch ist es eine wichtige Chance für die Metropolregion.“
Auch Sebastian Trippen, Geschäftsführer Wirtschaftspolitik und Metropolenentwicklung der IHK Frankfurt am Main, thematisierte in seinem Grußwort den Zuzug nach Frankfurt. „Die Menschen zieht es in die florierenden Metropolen der Ballungsräume, wir erleben das hier in FrankfurtRheinMain jeden Tag. Wenn wir die gegenwärtige Attraktivität und die wirtschaftliche Stärke Frankfurts und der Region bewahren möchten, müssen wir das Wachstum konstruktiv gestalten. Mit dem Zuzug in die Region muss ein Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, eine Ausweisung zusätzlicher Gewerbegebiete und eine Ausweisung zusätzlicher Wohnbaulandareale einhergehen.“
Die Ausweisung von Bauland stand im Fokus des Vortrages vonProf. Dr. Martin Wentz, Vizepräsident der IHK Frankfurt am Main: „Die ungebremste Standortattraktivität FrankfurtRheinMains sorgt für eine hohe Flächennachfrage in den Bereichen Wohnen, Leben und Arbeiten, welche das bestehende Angebot zum Teil bei Weitem übersteigt. Die Entwicklungstrends zeigen deutlich, dass wir eine vorausschauende Bodenvorratspolitik brauchen, um die in Konkurrenz zueinander stehenden Raumansprüche zu bedienen. Denn egal, ob es sich um Wohnraum oder Gewerbeflächen handelt: Planungsprozesse von der Flächenaktivierung bis hin zur Realisierung sind zeitaufwendig.“ Wentz` Résumé: Die Politik müsse jetzt mutig handeln, um der Flächenverknappung von morgen entgegen zu treten.
Andreas Eisele, Präsident des BFW Bayern und Mitglied im BFW Bundesvorstand, skizzierte die Entwicklung des Gewerbeimmobilienmarktes auf Bundesebene und betonte: „Die wirtschaftliche Attraktivität unseres Staates und seiner Regionen zeichnet sich durch attraktive Arbeits-, Einkaufs-, und Freizeitmöglichkeiten vor Ort aus. Die Neueinführung des Urbanen Gebietes durch den Gesetzgeber war deshalb längst überfällig.“ Schließlich sei es das Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe, das die Prosperität eines Standortes auf Dauer sichert, so Eisele.
Die Moderatorin und BFW Fachausschussvorsitzende Einzelhandel Dr. Katrin Grumme zog abschließend ein Résumé des Gewerbeimmobilientages: „Nicht nur auf dem Wohnungsmarkt bestehen Herausforderungen, sondern auch der Gewerbeimmobilienmarkt muss sich den politischen und technischen Veränderungen stellen. Der zunehmende Internethandel ist bereits der Vorläufer der gesellschaftlichen Veränderungen, der über die Zukunft von Hotel- und Einzelhandelsimmobilien entscheidet. Die Flächenkonkurrenz an prosperierenden Standorten nimmt zu und führt zum Wettbewerb der Assetklassen untereinander. Im Rahmen der Gewerbeimmobilientage zeigt der BFW diese Veränderungen auf und formuliert aus den Ergebnissen seine Forderungen.“ Insbesondere der Gewerbeimmobilientag in Frankfurt sei eine wichtige Austauschplattform, da hier mit dem Zentrum der deutschen Finanzwirtschaft ein wettbewerbsintensiver und wichtiger Gewerbeimmobilienstandort ist, so Grumme.
Die diesjährige „ImmoLounge“ fand im Anschluss an den Gewerbeimmobilientag im Haus am Dom statt. Mit Gunther Adler, Staatssekretär aus dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, wurde auf dem Networking-Format in diesem Jahr ein besonders hochrangiger Gast begrüßt. Adler skizzierte in seiner Rede Ergebnisse und Perspektiven des Wohnungsneubaus in Deutschland und verdeutlichte, was sowohl bundesweit als auch in der Rhein-Main-Region gilt: Die Entwicklung des Gewerbeimmobilienmarktes muss immer Hand in Hand mit der Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt gehen.