BBSR-Forschungsarbeit: Das Comeback der Gartenstadt

Was können Stadtplaner aus der mehr als 100 Jahre alten Idee der Gartenstadt lernen? Eine vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) veröffentlichte Forschungsarbeit reflektiert die Entwicklung von Gartenstädten, stellt Fallbeispiele vor und zeigt, wie sich die Gartenstadtidee neu interpretieren lässt.


Die Forscher untersuchten für das Projekt „Gartenstadt 21 – Vision oder Utopie?“ Fallbeispiele von Gartenstädten, die seit dem frühen 20. Jahrhundert entstanden sind. „Die Gartenstadtbewegung entwickelte damals einen Gegenentwurf zu der aus ihrer Sicht verdichteten und überlasteten Stadt“, sagt BBSR-Direktor Harald Herrmann. „Gleichzeitig versuchte sie, die Vorzüge des Ländlichen mit den Vorzügen des Städtischen zu verbinden. Das scheint angesichts des Wachstums unserer Großstädte auch heutzutage für viele wieder erstrebenswert.“


Der Wegbereiter der Gartenstadtbewegung, Ebenezer Howard, beschrieb die Gartenstadt als Siedlungsraum, der sich durch gemäßigte Dichten, viele Freiräume und geordnete Verkehrsverhältnisse auszeichnete. Gleichzeitig standen bezahlbarer Wohnraum und genossenschaftliche Prinzipien wie ein Gemeineigentum an Grund und Boden im Zentrum des Gartenstadtmodells.


Die von den Forschern ausgewerteten Fallbeispiele zeigen: Das Leitbild der Gartenstadt wurde in seinem sozialreformistischen Ansatz nur selten konsequent umgesetzt. Ein kooperatives Planungsverständnis und die Beteiligung privater Bauherren und Genossenschaften an der Entwicklung der Quartiere sorgen aber dafür, dass gartenstädtische Ideen wieder in städtebauliche Planungen einfließen. Beispiele dafür sind viele in den 1990er Jahren entstandene Quartiere. Ansätzen der Flächenentwicklung durch Bauträgermodelle stehen dort zunehmend alternative Ansätze gegenüber, die Genossenschaften, Baugemeinschaften und kommunale Wohnungsgesellschaften stärker in den Fokus rücken. Anders als die Gartenstädte der Nachkriegszeit sind diese Quartiere dicht bebaut. Sie zeichnen sich durch attraktive und miteinander vernetzte Grünflächen sowie viele gemischte Funktionen und Nutzungen aus. Auch nachhaltige Mobilitätskonzepte spielen eine große Rolle.
 
„Die Gartenstadt heute ist grün, urban und vernetzt. Sie lässt sich nicht mehr auf ein Leitbild für Stadterweiterung am Stadtrand oder Trabantenstädte auf der grünen Wiese reduzieren“, betont Herrmann. „Wichtig ist, dass diese Quartiere für Menschen mit unterschiedlichem Einkommen attraktiv bleiben.“  
Die Ergebnisse der Forschungsarbeit sind in zwei Bänden erschienen: Band 1 „Die Entwicklung der Gartenstadt und ihre heutige Relevanz“ sowie Band 2 „Ein Modell der nachhaltigen und integrierten Stadtentwicklung“ sind kostenfrei beim BBSR erhältlich (). Weitere Informationen zum Forschungsprojekt gibt es unter www.gartenstadt21.de


 

Thematisch passende Artikel:

BBSR-Studie: Wohnen in Neubauquartieren – soziale Vielfalt ist möglich

Die Anwältin lebt neben der Studentin, die Familie neben dem Single, Jung neben Alt oder die syrische neben der deutschen Familie – wie entstehen solche Wohnviertel? Eine vom Bundesinstitut für...

mehr
Ausgabe 04/2013 BBU-Preis für Nachhaltigkeit im Wohnungsbau

Ausgezeichnete Genossenschaften

Zweimal Berlin, einmal Prenzlau: Drei Wohnungsgenossenschaften wurden kürzlich mit dem Preis des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU, www.bbu.de) ausgezeichnet. Das Motto des...

mehr

BBSR: So werden aus Industriebrachen Produktionsstätten für Kreative

Eine neue Veröffentlichung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigt, wie brachliegende Industrieareale so hergerichtet werden können, dass sie die Kreativwirtschaft...

mehr

BBSR-Studie: Neue Stadtquartiere schaffen Wohnraum in wachsenden Städten

Mit der Entwicklung neuer Stadtquartiere entlasten Kommunen die angespannten Wohnungsmärkte der Ballungsräume. Die meisten städtebaulichen Vorhaben wurden seit 1990 in großen und mittelgroßen...

mehr

BBSR-Arbeitshilfe für Planer und Bauherren: Wohnungen für jede Lebensphase

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) bietet Architekten, Planern und Bauherren eine Handlungshilfe, mit der sie Wohnungen schnell und kostengünstig altersgerecht umbauen...

mehr