AktivhausPlus: Auf dem Weg zu einem zukunftsfähigen Standard für Gebäude und Quartiere

Die Gründungsmitglieder des Vereins AktivhausPlus stellte kürzlich im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) in Berlin die Ziele des im Sommer 2013 gegründeten Vereins vor. Im Mittelpunkt der gemeinnützigen Initiative von Planern und Wissenschaftlern steht die Entwicklung eines zukunftsfähigen Standards für Gebäude und Quartiere in der Bau- und Immobilienwirtschaft. Dieser soll sich dadurch auszeichnen, dass Aktivhäuser Energiebedarf, Energieerzeugung sowie Wohnkomfort und Interaktion mit dem Nutzer optimieren und dadurch Infrastruktur und Umwelt entlasten. Als Kompetenznetzwerk dient der Verein dem Erfahrungsaustausch seiner Mitglieder und der Diskussion mit den politischen Akteuren sowie der Wissensvermittlung an das Fachpublikum und an Bauherren. Gemeinsam mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik, wie etwa Staatssekretär Rainer Bomba und Ministerialrat Hans-Dieter Hegner, diskutierten die Initiatoren über die Vision des Vereins und die wichtigsten Anforderungen an den angestrebten Standard.


Der Standard AktivhausPlus soll Energieeffizienz und verbrauchernahe Erzeugung von erneuerbaren Energien mit Nutzwert, Wohnqualität und der Wirtschaftlichkeit über den gesamten Lebenszyklus kombinieren. Der gemeinnützige Verein geht auf die Initiative von Prof. Dr.-Ing. Norbert Fisch, Prof. Dr.-Ing. Gerd Hauser, Prof. Dipl.- Ing. Manfred Hegger und Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Dr. h.c. Werner Sobek zurück. Aufgabe ist es, Kompetenzen zentral zu bündeln und zu koordinieren sowie die Weiterentwicklung des Gebäudestandards aktiv zu gestalten. Der junge Vorstand des Vereins, der sich aus Vertretern der Bauwirtschaft, Planungs- und Ingenieurbüros und der Wissenschaft zusammensetzt, ist hierbei aktiv an der Entwicklung und Verbreitung eines zukunftsfähigen AktivhausPlus-Standards beteiligt.

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung in Berlin Ende November würdigte Staatssekretär Rainer Bomba, als ein Mitglied des Vereinsbeirats, in seinem Grußwort das angestrebte Ziel des AktivhausPlus-Standards: „Wir stehen voll und ganz hinter dem jungen Verein und freuen uns, gemeinsam und aktiv diesen Standard für Gebäude und Quartiere voranzutreiben“. Im Rahmen des Energie- und Klimaschutzkonzeptes des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) wurde der Forschungsstandard „Effizienzhaus Plus“ als Beitrag für die Energiewende erarbeitet und wird derzeit an Modellgebäuden, an denen vielfach auch die Initiatoren des Vereins beteiligt sind – wie das Hamburger Velux LichtAktiv Haus – erprobt.


In drei Themenblöcken stellten die beteiligten Planer und Wissenschaftler die wichtigsten Aspekte der AktivhausPlus Vision vor. Neben Effizienz – Verringerung des Verbrauchs durch effiziente Gebäudehülle und –technik – spielt in der Zielsetzung des Vereins Konsistenz – Nutzung erneuerbarer Ressourcen – und Suffizienz – angemessener Verbrauch und auf Nutzerbedürfnisse abgestimmte Technologien – eine wichtige Rolle. Denn in erster Linie stehen der Nutzer und das Ziel, einen Standard zu entwickeln, der den Ansprüchen an zeitgemäße, komfortable Gebäude und Quartiere in höchster Transparenz gerecht wird, im Mittelpunkt.


Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Gerhard Hausladen, Universitätsprofessor für Bauklimatik und Haustechnik an der Technischen Universität München, erklärte, dass die Heranziehung von Jahresbilanzen zur Beurteilung von Effizienz nicht mehr ausreiche: „Welche Wertigkeit hat Energie? Die Speicherung von Wärme und Strom und letzten Endes dann auch die Wärmespeicherfähigkeit der Gebäude spielt eine immer wesentlichere Rolle, um letzten Endes dann auch den Eigenverbrauch des selbsterzeugten Stroms zu optimieren,“ führte Hausladen aus.


Die Bedeutung von Konsistenz verdeutlichte Prof. Dr.-Ing M. Norbert Fisch, Institut für Gebäude- und Solartechnik Technische Universität Braunschweig, im Rahmen der Auftaktveranstaltung und bezeichnete die Entwicklung vom Gebäude zum Quartier – insbesondere im Bestand – als Herausforderung der Zukunft: „Eine ganzheitliche Betrachtung sollte unter kosteneffizienten Gesichtspunkten auf Quartiersebene durchgeführt werden. Gleichzeitig gilt es, die rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen für einen Austausch, eine Vernetzung ganzer Quartiere, zu schaffen“, betonte Fisch und bezeichnete den Aktivhausgedanken als Lösung von morgen: „Der angestrebte Standard verbindet zeitgemäße Ansprüche an Gebäude und die Vernetzung auf Quartiersebene z.B. mit dem Ziel der flächendeckenden Umsetzung von „Smart Grids“ durch die dezentrale Energieversorgung und Integration der Elektromobilität.“


Abschließend erläuterte Prof. Dipl.-Ing. Hegger, Fachgebiet Entwerfen und Energieeffizientes Bauen an der Technischen Universität Darmstadt, die Hintergründe zum Themenblock Suffizienz: „In einer von Entwicklung und Wachstum getriebenen Gesellschaft, die über ihre Verhältnisse lebt, muss ein Umdenken stattfinden – hier kommt der Nutzer ins Spiel. Dieses Umdenken jedes Einzelnen hat viele Facetten: Vom Alltagskonsum bis hin zur Mobilität und zum Bauen und Nutzen von Gebäuden. Letzteres ist unser Feld. Gerade auch hier ist wegen der enormen Ressourcenansprüche des Bauens Suffizienz ein zentraler Aspekt, der für die Baubranche jedoch auch Innovationskraft bedeuten kann und für den Nutzer attraktive Mehrwerte, die gerade der Lebenseinstellung der jüngeren Generation nahe kommen“.


Am 7. März 2014 wird im Rahmen der Clean Energy Building in der Landesmesse Stuttgart ein eintägiges AktivhausPlus Symposium stattfinden, das der Vorstand zurzeit mit dem Gründungsmitglied Reeco GmbH vorbereitet. Für den Sommer 2014 plant der Verein die erste Mitgliederversammlung. Diese wird im Vereinssitz in Frankfurt stattfinden. Genauer Ort und Termin werden rechtzeitig bekannt gegeben.


Weitere Informationen zur gemeinnützigen Initiative, ihren Hintergründen und Zielen in Kürze unter www.aktivhausplus.org

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