AktivPlus: Wärmedämmung in der Kritik – Wahrheit oder Mythos?

In den vergangenen Wochen ist in der Presse wiederholt das Thema Wärmedämmung von Gebäuden behandelt worden. Dabei wird vielfach der falsche Eindruck erweckt, dass eine nachträgliche Dämmung keinen energetischen Nutzen habe, schädlich für Mensch und Umwelt sei, sowie hohe Investitionskosten verursache, die sich nicht amortisieren. Die Dämmung von Gebäuden im Rahmen der Energiewende sei auf eine geschickte Kampagne der Dämmstoffindustrie zurückzuführen.


Der Verein AktivPlus (www.aktivplusev.de) widerspricht dieser Darstellung entschieden. Die Wirksamkeit nachträglicher Wärmedämmung zur Reduzierung des Energiebedarfs ist vielfach von Studien belegt. Der zu erzielende Einspareffekt ist dabei je nach Gebäude und Nutzerverhalten unterschiedlich – Häuser sind immer Unikate, sodass ein pauschales Einsparversprechen unseriös wäre. Vielmehr ist die Entwicklung individueller Energiekonzepte notwendig, die eine Effizienzsteigerung durch Dämmmaßnahmen und Nutzung erneuerbarer Energiequellen einschließen.


Neben einer Reduzierung der Energiekosten geht die Dämmung von Gebäuden in der Regel zudem mit einer Komfortsteigerung für die Nutzer einher. Durch die Dämmung der Gebäudehülle werden kalte Oberflächen, an denen sich Schimmel bilden kann, verringert. Die Dämmung senkt, ein geeignetes Belüftungskonzept vorausgesetzt, also auch das Gesundheitsrisiko für die Bewohner.


Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass in Deutschland ein Großteil der Gebäude, die zur energetischen Modernisierung anstehen, in der Not der Nachkriegsjahre entstandene Zweckbauten sind. Sie sind aufgrund der Konstruktion und Gestaltung in fast allen Fällen einfacher und verträglicher zu modernisieren, als die viel zitierten Stuckfassaden und Backsteinbauten. Grundsätzlich gilt es aber auch hier technisch und gestalterisch sorgfältig geplante, ganzheitliche Konzepte zu realisieren.


Fakt ist: Für den Gebäudebetrieb wird immer noch gut ein Drittel des Endenergiebedarfs in Deutschland aufgewendet. Insbesondere im Gebäudebestand wird ein Großteil davon für die Heizung verwendet. Die Bereitstellung dieser Energie verursacht immerhin ein Drittel der in Deutschland emittierten Treibhausgase. Die für den Klimaschutz unerlässliche Reduktion der Emissionen ist ohne energetische Gebäudemodernisierung nicht zu schaffen.


Natürlich muss, eine Gefährdung durch Inhaltsstoffe von Dämmmaterialien ebenso wie bei allen anderen Baustoffen ausgeschlossen werden. Auch die günstigsten Produkte müssen darüber hinaus umweltverträglich und recyclingfähig sein, um über den gesamten Lebenszyklus nachhaltig sein zu können.


Damit Dämmmaßnahmen den erhofften Beitrag zur Energiewende leisten, ist Aufklärung statt Ablehnung notwendig. Der AktivPlus e.V. fordert daher:


- Entwicklung von Energiekonzepten, die neben Dämmmaßnahmen auch die Versorgung mittels erneuerbarer Energieträger gleichberechtigt betrachten.


- Berücksichtigung von Aspekten der Gebäudequalität bezüglich eines gesunden Raumklimas, technologieoffenen und wirtschaftlichen Einsatzes von Lüftungslösungen und ausreichend Tageslicht.


- Betrachtung über die Grenzen des Einzelgebäudes hinweg. Steht in der Umgebung beispielsweise Abwärme aus einem Gewerbetrieb zur Verfügung und kann diese zur Gebäudeheizung genutzt werden, kann ggf. teilweise auf Dämmung verzichtet werden. Für solche Betrachtungen sind neue Bilanzierungsinstrumente zu entwickeln, die dann auch Eingang in die öffentliche Förderung finden müssen.


- Information der Nutzer über die Auswirkungen ihres Verhaltens auf den Energieverbrauch über eine einfache Anleitung oder Gebäudeinformationssysteme. Über die Interaktion mit Gebäude können Impulse gegeben werden, die einen bewussteren Umgang mit Energie auslösen. Der ganzheitliche Ansatz eines AktivPlus Gebäudes berücksichtigt deshalb nicht nur dessen Energieverbrauch, sondern vor allem auch die Bedürfnisse der Bewohner.


- Qualitätssicherung bei der Umsetzung von Energiekonzepten z.B. durch einfache Monitoringsysteme.


- Einsatz nachhaltiger und recyclingfähiger Baustoffe unter ganzheitlicher Bewertung hinsichtlich Ihrer Umweltwirkungen über den gesamten Lebenszyklus.

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