Aareon Kongress 2019 „Next Level: Evolution“

Die digitale Vernetzung aller Lebensbereiche und die stete Entwicklung von neuen Technologien verändern Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Dies erfordert eine ganzheitliche – auch ethische – Betrachtung der digitalen Transformation.

Der Aareon Kongress vom 5. bis 7. Juni in Garmisch-Partenkirchen gab den Teilnehmern Impulse, wie die Evolution in revolutionären Zeiten gelingen kann. Dabei wurden vielfältige Aspekte betrachtet: innovative Technologien und IT-Lösungen, neueste Wohntrends, das Zusammenspiel von Mensch und Maschine, der Umgang mit Big Data, die digitale Arbeitswelt und die immer mehr an Bedeutung gewinnende digitale Ethik.

Der größte Branchentreff in Deutschland umfasste neben Expertenvorträgen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft auch partizipative Formate. In interaktiven Expertenrunden diskutierten Teilnehmer aus unterschiedlichen Fach- und Tätigkeitsbereichen, wie verändertes Mieterverhalten und neue Technologien das Wohnen der Zukunft revolutionieren oder die digitale Transformation in Unternehmen optimal umgesetzt werden kann.

Dr. Manfred Alflen, Vorstandsvorsitzender der Aareon AG, zum Kongressmotto „Next Level: Evolution“: „Technologietrends wie künstliche Intelligenz (KI), Internet of Things (IoT), Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) bewegen die Gesellschaft schon seit Langem. Inzwischen haben sich diese Technologien nachweisbar entwickelt und Zukunftsszenarien werden beziehungsweise sind zunehmend Realität. Der Einfluss von KI beispielsweise ist heute bereits an vielen Stellen spürbar und ist Treiber der nächsten Entwicklungsstufe. Der Immobilienwirtschaft eröffnet das zum einen große Chancen für Prozessoptimierung und neue Geschäftsmodelle, zum anderen erfordern die damit einhergehenden Implikationen für Gesellschaft und Wirtschaft eine ganzheitliche – auch ethische – Betrachtung. Seitens der Unternehmen erfordert es Mut, diese Themen verantwortungsbewusst anzugehen und im Rahmen einer Digitalisierungsstrategie weiterzuentwickeln und umzusetzen.“

Evolution aus politischer, wirtschaftlicher und moralischer Perspektive

Die Keynote Speaker Sigmar Gabriel, MdB und Außenminister a. D., Prof. Dr. Christiane Woopen, Sprecherin der Datenethikkommission des Bundes, und Anders Indset, Wirtschaftsphilosoph, beleuchteten das Thema „Next Level: Evolution“ aus jeweils eigener Perspektive:

Sigmar Gabriel betrachtete die Zeitenwende – wohin steuert die Weltpolitik? Die Weltpolitik ist in Aufruhr. Was seit Jahrzehnten verlässlich schien, gilt nicht mehr. Das Geschäftsmodell des Westens gerät durch weltweiten Protektionismus, globale Migration und sich ausbreitende Krisen gewaltig unter Druck. Im Innern stellen derweil der furiose technische Wandel, Zuwanderung, eine Arbeitswelt, die sich rasant ändert, und der Umbruch des Parteiensystems die Grundfesten unserer Gesellschaft infrage. Sigmar Gabriel beschrieb die Geburtswehen der neuen Ordnungen und fragte: Was tun? Wo ist Deutschlands Platz in der Welt? „Die Entscheidungen, die jetzt anstehen, liegen jenseits der politischen Routine. Um zu bewahren, was wichtig ist, müssen wir mehr Verantwortung übernehmen“, sagte der erfahrene Geostratege, und neue, gemeinsame europäische Strategien entwickeln.

Prof. Dr. Christiane Woopen thematisierte den ethischen Preis der Daten. Der Umgang mit Daten braucht ethische Grundlagen, damit er die Gesellschaft nicht überrollt. Ohne Ethik droht eine ungebremste „Silikolonialisierung“: Statt der Gesellschaft könnten globale Datenriesen das Ruder übernehmen – und unser Verhalten steuern. Auch der Staat kann ein Interesse haben. Auf dem Spiel stehen Würde, Freiheit und Autonomie des Menschen. So wie Ethik Risiken abwehrt, eröffnet sie aber auch Chancen. Sie schützt den Einzelnen, fördert das gesellschaftliche Miteinander und ermöglicht nachhaltigen Wohlstand. Die Ärztin und Ethikexpertin versteht Ethik deshalb vor allem als gestaltende Kraft und fragt: Wie schöpfen wir aus den Daten den Mehrwert, den digitale Technologien versprechen?

Wild Knowledge – Outthink the Revolution! Es gibt keine digitale Transformation von A nach Z, sagte Anders Indset. Die Revolution hält an – und wischt scheinbar Unverrückbares beiseite. Erfolgreich wird da nur sein, wer weiter und wilder denkt. Indsets Diagnose: Wir sammeln mehr Wissen als Verstand. Wir haben viele Abschlüsse, aber uns fehlt der Sinn. Mit „10 Postulaten des Wandels“ weist der Norweger Führungskräften den Weg zum digitalen Mindset. Die Skills für morgen heißen Anpassungsfähigkeit und analytisches Denken. Indset verordnete „tiefe Kniebeugen für die Rübe“, plädierte für ein Verlernen, das uns wieder fokussiert, für Neugier und neue Sichtweisen. Entschleunigung tut not, um Dinge hinterfragen und reflektieren zu können: Wer sind wir? Und was wollen wir? Wandel geschieht erst, wenn man Fragen stellt, denen andere ausweichen.

Next Level: Evolution – künstliche Intelligenz

Mit KI erreicht die Digitalisierung durch neue Formen der Interaktion und Analyse eine weitere Dimension der Vernetzung von Mensch und Maschine. „Es geht nicht mehr nur darum, existierende Prozesse zu verbessern, indem man sie digital unterstützt. KI hilft im Umgang mit Komplexität, unterstützt Entscheidungsfindungen und kann genaue Vorhersagen treffen. Sie wird in den nächsten Jahren Innovationszyklen beschleunigen und zu neuen Geschäftsmodellen führen – und damit weiteren Mehrwert für Kunden, Partner und Mitarbeiter schaffen“, erläuterte Dr. Manfred Alflen.

In der Immobilienwirtschaft gibt es zunehmend konkrete Ideen und Anwendungsfälle für KI. Dazu zählen die Unterstützung bei der Auswahl von Mietern, um als Wohnungsunternehmen die richtigen Angebote zu unterbreiten, der Einsatz von Buchungsrobotern im Forderungsmanagement, ein datenbasiertes Quartiersmanagement, um Ghettoisierung zu vermeiden, sowie Sensorikauswertungen in Smart Buildings und Robotik im Bauwesen.

Eine wesentliche Rolle spielt KI zudem in dem Stadtmodell der Zukunft – Smart City. Immer knapperer Wohnraum, steigendes Verkehrsaufkommen und der Bedarf einer komplexeren Infrastruktur erhöhen zunehmend den Druck auf die Kommunen hinsichtlich Digitalisierung. Mithilfe von KI können hier auf Basis der Bewohnerdaten Erkenntnisse für die Entwicklung von ganzheitlichen, innovativen Konzepten und Lösungen in den Bereichen Energie und Umwelt, Verkehr, Verwaltung, Gesundheit, Bildung, Sicherheit und Gesellschaft gewonnen werden. In den letzten beiden Jahren hat sich laut der Beratungsfirma Roland Berger die Zahl der Städte mit einer Smart-City-Strategie weltweit bereits auf 153 fast verdoppelt. Darunter sind Megacitys und Großstädte, aber auch kleine und mittlere Ballungsräume.

Handlungsfeld digitale Ethik

Gerade im Hinblick auf die zunehmende Nutzung von KI und das Zusammenspiel von Mensch und Maschine in verschiedensten Lebensbereichen bedarf es ethischer Maßstäbe in Gesellschaft und Wirtschaft, wie mit Innovationen, Algorithmen und Datensicherheit umgegangen wird. Selbstständig lernende und agierende Systeme entwickeln ein Eigenleben, das zu unbeabsichtigten Folgen führen kann, die nicht im Einklang mit unseren Werten stehen. Zudem besteht an Daten ein hohes wirtschaftliches Interesse. Inzwischen beschäftigen sich verschiedene Gremien übergreifend mit der ganzheitlichen Betrachtung neuer Technologien und dem Umgang mit Daten. So hat die Bundesregierung im letzten Jahr eine Datenethikkommission ins Leben gerufen, und die EU hat im April Ethik-Leitlinien veröffentlicht, auf deren Grundlage KI entwickelt und eingesetzt werden soll.

Digitale Zukunft mit der Aareon Smart World gestalten

Mit dem digitalen Ökosystem Aareon Smart World hat Aareon bereits vor mehreren Jahren einen Standard für die digitale Vernetzung in der Immobilienwirtschaft und angrenzenden Branchen gesetzt. Dreh- und Angelpunkt sind die mit den digitalen Lösungen vernetzten ERP-Systeme Wodis Sigma, SAP®-Lösungen und Blue Eagle sowie RELion. Aareon investiert im Rahmen eines strategischen Investitionsprogramms intensiv in deren zukunftsorientierte Weiterentwicklung sowie den Ausbau ihres integrierten digitalen Lösungsportfolios. Künftig werden die Lösungen der Aareon Smart World vermehrt von intelligenten Systemen unterstützt. Beispielsweise ist die Anbindung eines virtuellen Assistenten geplant, mit dem Mieter und Eigentümer Schadensmeldungen aufgeben können. Im Wesentlichen erfolgt dies durch Aareon-Eigenentwicklungen sowie in Kooperation beziehungsweise Zusammenarbeit mit PropTechs. Des Weiteren wird eine Platform as a Service (PaaS) mit offenen Schnittstellen für Dritte verfügbar sein – auch für eigene Lösungen der ImmobilienunternehmenÜber ihre Venture-Gesellschaft Ampolon Ventures ist Aareon zudem eng mit der Gründerszene vernetzt. Gemeinsam werden vielversprechende neue Ideen verprobt und unter der Beteiligung von Aareon weiterentwickelt.

Neues aus der Aareon Garage

Das bewährte Konzept der Aareon Garage wurde auch auf dem diesjährigen Aareon Kongress fortgesetzt. So präsentierte das über Ampolon Ventures gegründete Frankfurter Start-up ESENIO die gemeinsame Idee für eine digitale Kommunikations- und Service-Plattform, die Senioren Unterstützung im Alltag bietet. Im Mittelpunkt steht die digitale Vernetzung der älteren Generation in ihrem Umfeld – unabhängig von ihrem Wohnort. Außerdem bietet ESENIO ihren Kunden eine einfach zu bedienende Schnittstelle zu verschiedenen, für sie relevanten Services. Ziel ist es, Senioren die Teilhabe am sozialen Leben sowie die Führung eines selbstbestimmten Lebens im Alter zu erleichtern. Die Plattform wird nach Entwicklung an die Aareon Smart World angebunden.

Mit ihrer Plattform Barzahlen.de bietet die Berliner Cash Payment Solutions GmbH in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Bank-unabhängige Infrastruktur für Ein- und Auszahlungen an. Die Integration der Lösung Barzahlen in die Aareon Smart World eröffnet Mietern und Eigentümern die Möglichkeit, Forderungen aus Miet- und Eigentumsverhältnissen im Einzelhandel zu begleichen. Die Verbuchung auf dem Mietkonto erfolgt in Nahzeit.

Darüber hinaus stellte Aareon ihr Digital-Transformation-Programm vor. Mit dem neuen Angebot unterstützt Aareon Immobilienunternehmen dabei, Führungskräfte und Mitarbeiter in Bezug auf die digitale Transformation zu sensibilisieren und die Digitalkompentenz weiter auszubauen. Das Programm umfasst vier Module. Zunächst werden der digitale Wandel und Technologietrends betrachtet und die sich daraus ergebenden Potenziale für das Unternehmen reflektiert. Neue Ideen und methodische Ansätze werden im Bereich von Innovations- und Change-Management vermittelt und in einer Expertenrunde erhalten die Teilnehmer Einblicke in die Transformationsprozesse anderer Unternehmen. Darüber hinaus besteht die Mögllichkeit sich im Nachgang des Programms über eine gemeinsame Plattform auszutauschen.

Blick ins Labor

Derzeit entwickelt Aareon gemeinsam mit dem Berliner Start-up Simplifa und ihrem Kooperationspartner KIWI eine IoT-Plattform für die vorausschauende Wartung von Aufzügen. Die Zusammenarbeit mit Simplifa ist über den blackprint PropTech Booster entstanden, bei dem Aareon seit 2017 strategischer Partner ist. Darüber hinaus verfolgt Aareon weitere Ideen für innovative Plattformkonzepte, wie zum Beispiel ein Data Science Excellence Center basierend auf Algorithmen zur Datenanalyse, eine Digital Agency zum Austausch mit Behörden für Ummeldungen, Antrag auf Wohnbauförderung etc. und eine Plattform für die Generation Z zur einfachen Verwaltung, Vermarktung und Anmietung eines kompletten Dienstleistungspakets (inklusive Versicherung, Strom, Waser, WLAN, Reinigung).

Digitale Strategie und Arbeitswelt

Aareon bietet anhand der digitalen Roadmap und der von den Unternehmen priorisierten Themenfelder passgenaue Lösungsmodelle aus der Aareon Smart World an beziehungsweise erarbeitet gemeinsam mit ihnen nach der Design-Thinking-Methode innovative nutzerorientierte Lösungsansätze. Dabei ist es wichtig, die mit der Digitalisierung einhergehenden Veränderungsprozesse im Unternehmen richtig zu managen und die Nutzer der digitalen Lösungen mitzunehmen. Es geht darum, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und Geschäftsprozesse so zu gestalten, dass der Mensch von der digitalen Technik profitieren kann. Letztlich ist es eine strategische Managementaufgabe, den digitalen Wandel aktiv zu gestalten und die Mitarbeiter auf diesem Weg zu begleiten. Im Ergebnis kann das Unternehmen mehr Services für seine Kunden anbieten, Prozesse optimieren und automatisieren, Kosten senken, neue Geschäftspotenziale erschließen und so eine Basis für den zukünftigen Unternehmenserfolg schaffen.

Mut für den Next Level: Evolution

„Jede neue Technologie – ob seinerzeit Buchdruck und Dampfmaschine oder heute KI – ist Chance und Risiko zugleich. Es liegt in unserer Verantwortung, wie wir diese Technik nutzen und welche Rahmenbedingungen wir setzen, dass die Chancen überwiegen – und es erfordert Mut, die Dinge aktiv anzugehen“, betonte Dr. Manfred Alflen.

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