Bauen im Bestand

Heiz-Flächen

Der nachträgliche Einbau von Flächenheizungen gilt noch immer als arbeits-, kosten- und schmutzintensiv. Doch mittlerweile gibt es für Decke, Wand und Boden Systeme, die sich auch für Bestandsbauten eignen.

Die Wärmeverteilung über Boden, Wand oder Decke bietet zahlreiche Vorteile. Dazu zählen vor allem:

– komfortable und behagliche Strahlungswärme,

– sparsame und umweltfreundliche Betriebsweise dank niedriger Systemtemperaturen,

– Energieeinsparpotenzial von bis zu 12 % gegenüber Radiatoren,

– Langlebigkeit des Systems,

– hygienischere und allergikerfreundliche Raumluft aufgrund fehlender Staubaufwirbelung,

– innenarchitektonische Gestaltungsfreiheit durch das Wegfallen unschöner Heizkörpernischen sowie

– Wertsteigerung der Immobilie.

Viele Hausbesitzer sind daher bereit, ein Mehr an Investitionskosten auf sich zu nehmen. Vorausgesetzt werden die Verwendung qualitativ hochwertiger Produkte und ein durchdachtes, optimal auf die Gebäudebeschaffenheit sowie die Lebensgewohnheiten der Bewohner abgestimmtes Flächenheizungssystem.

Der Einsatz einer Flächenheizung lässt sich grundsätzlich in fast jedem Gebäude und bei nahezu allen architektonischen Beschaffenheiten realisieren. Ob Boden, Decke oder Wände als Heizelement genutzt wird, hängt in erster Linie von den baulichen Gegebenheiten ab. Bei Fußbodenheizungen sind dies die verfügbare Aufbauhöhe, die statische Belastbarkeit des Fußbodens und die Beschaffenheit des Untergrundes. Bei der Wandflächenheizung kommt es vor allem auf die frei verwendbaren Wandflächen und die Beschaffenheit des Untergrundes an. Hinter den freien Wandflächen sollte sich keine Installation befinden. Elektrische Leitungen sind gegebenenfalls in Leerrohren zu verlegen. Bei Flächenheiz- und Kühlsystemen unter Decken ist neben dem Aufbau der Decke die Raumhöhe relevant. Nach eingehender Prüfung können im Bestand folgende Flächenheizungsvarianten zum Einsatz kommen.

Klassische Fußbodenheizung

Die Erwärmung der Wohnräume über den Fußboden ist in der Renovierung die am häufigsten verwendete Lösung. Hier stehen grundsätzlich – je nach Grad der Modernisierung – drei Systeme zur Wahl. Wird eine Kernsanierung durchgeführt, kann auf eines der klassischen Nasssysteme zurückgegriffen werden. Sie sind zu planen und auszuführen wie im Neubau – benötigen aber auch ebenso viel Zeit. Nach DIN EN 1264 gelten hier zwei Varianten als technisch machbar: Rohrsysteme auf Dämmplatte im Nassestrich (NB1) sowie Rohrsysteme in Dämmplatte mit Nass­estrich (NB2). Die Aufbauhöhen liegen bei mindestens 60 mm, wobei die Dämmung noch hinzukommt.

Einfacher in der Nachrüstung sind Trocken­­sys­teme. Hier stehen Rohrsysteme in Dämmplatte mit Trockenestrich (TB1) – meist verbunden mit Wärmeleitblechen –, Rohrsysteme in Trockenausbauplatte (TB2) – mit oder ohne zusätzliche Dämmschicht – sowie Rohrsysteme auf Dämmplatte in Guss­asphaltestrich (TB3) –meist unter Verwendung von Kupferrohren – zur Verfügung. Sie punkten durch niedrigere Aufbauhöhe und geringes Eigengewicht, dem nahezu jede Decke standhält. Zudem sind sie schnell, arbeitssparend und kostengünstig zu installieren.

Darüber hinaus entwickelten zahlreiche Hersteller spezielle Nachrüstungssysteme. Diese Verbundkonstruktionen aus Rohrsystemen auf Altuntergrund in Ausgleichsmasse (NB3) kommen mit sehr geringen Aufbauhöhen von rund 20 mm aus. Die Folienelemente und Rohre werden mit minimalem Montageaufwand direkt auf dem Estrich oder dem bereits vorhandenen Fußbodenbelag verlegt. Für die anschließende Begradigung des Bodens e­­r­­folgt der Auftrag einer dünnen Ausgleichsschicht. Hierauf kann wiederum der neue Bodenbelag verlegt werden.

Neuere Sanierungssysteme für den nachträglichen Einbau im bestehenden Altestrich sind ohne zusätzliche Aufbauhöhe realisierbar. Die Rohrverlegung erfolgt hierbei innerhalb von Nuten, die in den bestehenden Altestrich ge­fräst werden. Hier muss der Ausführende überprüfen, ob die nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) geforderte Mindestwärmedämmung vorhanden ist und die Funktion der Lastverteilschicht nicht beeinträchtigt wird.

Flächenheizungen über Wand oder Decke

Ist es aufgrund der Gebäudebeschaffenheit nicht möglich, eine Fußbodenheizung zu realisieren, kann auch auf die Wände oder die Raumdecke zurückgegriffen werden. Hier steht ein Nasssystem – das Rohrsystem im Wandputz (NW1) bzw. im Deckenputz (ND1) – zur Verfügung. Außerdem gibt es Trockenbausysteme: zum einen Rohrsysteme in Trockenausbauplatte (TW2 bzw. TD1) und für die Wandflächenheizung die Rohrsysteme in Unterkonstruktion mit Ausbauplatte (TW1). Für die Warmwasser-Wandheizung eignen sich Heizrohre aus Kunststoff, Metallverbund oder Kupfer. Alle Varianten können nahezu unabhängig vom Wandaufbau gewählt werden, lediglich auf bereits verlegte elektrische Leitungen ist Rücksicht zu nehmen.

Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich elektrische Flächenheizungen im Boden oder an der Wand. Als praktisch in der Modernisierung erweisen sie sich insbeson­- dere aufgrund ihrer geringen Aufbauhöhe ab 0,3 mm und ihres geringen Gewichts. In Verbindung mit einer Photovoltaikanlage oder einem Mikro-KWK kann auf diese Weise der selbst produzierte Strom sinnvoll verwendet werden. In jedem Fall greifen die Norm IEC 60800, die u. a. eine spezielle Isolierung der Heizleiter vorsieht, sowie die DIN 44 576 zur Planung und Bemessung. Die Leitungen werden – aktueller Stand der Technik sind zwei Heizleiter – im Dünnbettmörtel direkt unter dem frei wählbaren Fußbodenbelag verlegt. Da die elektrische Energie direkt in der Heizfläche umgewandelt wird, sind Umwandlungsverluste weitestgehend minimiert. Bei der Ausführung der elektrischen Fußbodenheizungsanlage als Speicherheizung profitiert der Betreiber von der nachhaltigen Bevorratung seines selbst erzeugten Stroms in Form von Wärme, anstatt ihn zu schlechteren Konditionen in das öffentliche Stromnetz einspeisen zu müssen.

System als Sicherheit

Eine Flächenheizung bzw. -kühlung ist ein komplexes Bauvorhaben. Umso wichtiger ist die optimale Abstimmung zu einem System, vor allem im Hinblick auf mögliche Haftungsansprüche. Denn greift der Fachhändler oder SHK-Handwerker auf einzelne Flächenheizungs-Komponenten zurück und stellt daraus selbst ein System zusammen, wird er automatisch zum Systemintegrator und tritt dafür auch in Gewährleistung. Im Haftungsfall muss er sich dann ggf. an die jeweiligen Anbieter der Komponenten wenden. Um auf der (rechtlich) sicheren Seite zu sein und Ärger sowie unnötigen Zeitaufwand zu vermeiden, bietet sich deshalb immer die Installation eines durch den Hersteller angebotenen Komplettsystems an. Hier wird der Handwerker durch die Systemgewährleistung des Herstellers entlastet – die Haftung fällt im Mängelfall auf den Produzenten zurück.

Darüber hinaus bieten Flächenheizungssysteme hohe Qualität und Sicherheit, da sie aus einer Hand stammen, DIN-geprüft sind und/oder das BVF Siegel tragen. Dieses Gütesiegel zeigt den hohen Standard einer Flächenheizung bzw. Flächenkühlung auf den ersten Blick und erleichtert damit die Wahl des richtigen Produkts. Es garantiert die Systemqualität und schafft damit Sicherheit und Vertrauen bei allen Beteiligten. Von Bedeutung ist außerdem, dass alle Komponenten des Flächenheizungssystems optimal aufeinander abgestimmt sind. So müssen System­anbieter, deren Produkte das Siegel tragen, zukünftig alle Bestandteile von Herstellern beziehen, die den Kriterien des BVF gerecht werden.

Fazit

Die Flächenheizung – gleich ob in Boden, Wand oder Decke, elektrisch oder warmwassergeführt – stellt eine sinnvolle Möglichkeit zur Modernisierung und Werterhaltung der Immobilie dar. Die Installation einer Flächenheizung lässt sich dank unterschiedlicher Systeme, die teilweise speziell für die Sanierung entwickelt wurden, einfach und problemlos ausführen.

Einfacher in der Nachrüstung sind Trockensysteme.

 Systemqualität schafft Sicherheit und Vertrauen bei allen Beteiligten.

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