Hydraulischer Abgleich auch bei Einrohrheizungen sinnvoll

Wer vermeiden will, dass in einer Liegenschaft manche Heizkörper nicht richtig warm werden und andere

auf niedriger Thermostatstufe glühen, ist mit einem hydraulischen Abgleich gut beraten.

Beim hydraulischen Abgleich werden alle Elemente der Heizungsanlage so aufeinander abgestimmt, dass die Heizwärme genau in der erforderlichen Menge dort ankommt, wo sie benötigt wird. Der hydraulische Abgleich ist damit die Voraussetzung für eine zuverlässige Funktion der Thermostatventile, deren Aufgabe es ist, die Raumtemperatur möglichst konstant zu halten. Ein optimaler Wärmestrom ist notwendig, denn ist der Wärmestrom beispielsweise am ersten Heizkörper zu hoch, resultiert daraus eine Unterversorgung der folgenden Heizkörper. Trotz voll geöffneter Thermostatventile erwärmen sich diese Heizkörper nur unzureichend. Der erstversorgte Heizkörper hingegen ist trotz eines fast geschlossenen Thermostatventils viel zu heiß. Das liegt daran, dass der erforderliche Druck im System nicht richtig eingestellt ist. Hier setzt der hydraulische Abgleich an, der eine optimale Versorgung aller Heizkörper mit Heizenergie sicherstellt. Nur durch den hydraulischen Abgleich ist eine einwandfreie Funktion der Heizungsanlage gewährleistet.

 

Effektiv, aber unbekannt

Warum wird der hydraulische Abgleich oftmals vernachlässigt? Dies ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass immer noch in vielen Liegenschaften das Rohrnetz nicht sauber berechnet wird. Bauherren schrecken in der Regel vor dem zeitlichen Aufwand für die Berechnung und den als hoch vermuteten Kosten zurück. Doch bei 10 bis 30 % möglicher Energieeinsparung pro Jahr lohnt sich die Investition schnell.

Ein weiterer Grund liegt in der Komplexität der Technik. Für ein optimales Ergebnis empfiehlt es sich, Experten hinzuzuziehen, die über Fachverbände oder örtliche Bauzentren in Erfahrung gebracht werden können. 

 

Ablauf des hydraulischen Abgleichs

Zuverlässige Anzeichen weisen darauf hin, dass ein hydraulischer Abgleich vorgenommen werden sollte. Die erwähnte ungleiche Wärmeabgabe einzelner Heizkörper gehört ebenso dazu wie ungleichmäßige Aufheizzeiten. Ein weiteres Zeichen sind Geräusche der Heizkörperventile, die aufgrund einer zu großen Druckdifferenz im Ventil entstehen. Aus dem gleichen Grund ist es möglich, dass sich die Heizungsventile bei der gewünschten Innentemperatur nicht korrekt öffnen oder schließen. Dazu wird die Heizungsanlage oftmals mit zu hohen Temperaturen betrieben, um einer Unterversorgung der Heizkörper mit Heizenergie entgegen zu wirken. Um einen nachträglichen hydraulischen Abgleich in Bestandsgebäuden vorzunehmen, ist eine sorgfältige Begutachtung des Gebäudes erforderlich. Anschließend wird die Heizlast für jeden einzelnen Raum anhand der Außenflächen wie Wände, Decken, Türen und Fenster berechnet und mit der Heizleistung der vorhandenen Heizkörper verglichen. Darüber hinaus wird auch die Entfernung des Heizkörpers zur Heizungspumpe berücksichtigt. Aus den gewonnenen Daten werden die Einstellwerte für die einzelnen Heizkörper ermittelt. Für die zuverlässige Funktion des hydraulischen Abgleichs ist es oft nicht ausreichend, lediglich die alten Heizkörperventile auszutauschen. Von Fall zu Fall ist auch der Einsatz von Strangdifferenzdruckreglern, einer selbstregelnden Heizungspumpe oder  neuer Regelungstechnik notwendig. Nach dem hydraulischen Abgleich findet eine Erfolgskontrolle bei niedrigen Heizkreistemperaturen statt. Danach werden Raumluft- und Heiztemperaturen überwacht und bei Bedarf eine Nachregulierung vorgenommen. Abschließend wird die konkrete Einsparung ermittelt. Eine wertvolle Unterstützung sind hierbei die Verbrauchsanalyse oder der Energiemonitor, wie sie von Abrechnungsservice-Unternehmen angeboten werden.

 

Der hydraulische Abgleich in der Praxis

Für Richard Strohmayer, Geschäftsführer der Hausverwaltung Stoiber GmbH in München, ist es ein besonderes Anliegen, die Heizungsanlagen seiner Liegenschaften bestmöglich zu optimieren. Aus diesem Grund setzte sich der Branchenkenner intensiv mit der Technologie des hydraulischen Abgleiches auseinander und kam zu der Überzeugung, hier genau die richtige Lösung für seine Liegenschaften gefunden zu haben. „Begonnen hat alles 2008, als der Ölpreis ein neues Rekordhoch erreicht hatte. Als serviceorientierte Hausverwaltung müssen wir definitiv aktiv werden, um unseren Nutzern beim Energie- und Geldsparen zu helfen“, so Richard Strohmayer. Im Brunata-Metrona-Haus München, dem Lösungs- und Ansprechpartner bei Fragen rund um die Abrechnung von Heizenergie und Warmwasser, fand Strohmayer den richtigen Fachpartner. Mit Großkundenbetreuer Oliver Simke stand ihm ein Diplom-Ingenieur mit Fachkompetenz zur Seite, der ihm nicht nur die notwendigen technischen Informationen sondern auch die richtigen Tipps für das weitere Vorgehen geben konnte. „Den Abgleich im Schulterschluss mit einem Abrechnungsservice-Unternehmen wie Brunata-Metrona durchführen zu lassen, war angesichts der dort vorhandenen Abrechnungsdaten die richtige Entscheidung. Ohne dieses Zahlenmaterial wäre der Aufwand um einiges größer“, so Strohmayer. Oliver Simke ergänzt: „Es war uns ein Anliegen, dem Kunden unser Abrechnungs-Know-how in einem erweiterten Kontext zur Verfügung zu stellen.“

In einer Informationsveranstaltung mit Fachvorträgen konnten sich die Mieter von den Vorteilen der Lösung überzeugen. „Das Argument, mit dem hydraulischen Abgleich dauerhaft Energiekosten zu sparen, hat unsere Mie­­ter überzeugt“, freut sich Strohmayer. Durchgeführt wurde der hydraulische Abgleich durch ein qualifiziertes Sanitärunternehmen in zehn Liegenschaften aus den Baujahren 1953 und 1988 mit neun bis 40 Wohneinheiten. Eine besondere Herausforderung stellte dabei eine Liegenschaft mit Einrohrheizung dar. Dazu Oliver Simke: „Dass der hydraulische Abgleich auch an einer Einrohrheizung vorgenommen werden kann, ist oft noch nicht bekannt. Doch das Objekt in der Sadelerstrasse zeigt, dass dies ohne Probleme möglich ist“.

Aufgrund der geringen Beeinträchtigung durch Baulärm und Schmutz konnten die Arbeiten kurzfristig durchgeführt werden. Richard Strohmayer: „Von der ersten Ankündigung bis zum Abgleich lagen gerade mal sechs Wochen. Das ist unglaublich schnell.“ Positiv äußerte sich auch der Beirat der Liegenschaften. Stroh­­mayer, der bereits seit neun Jahren für die Hausverwaltung Stoiber tätig ist, er­­gänzt: „Aus meiner Berufserfahrung weiß ich, dass die Mieter zu­­nehmend energiebewusst sind. Mit dem hydraulischen Abgleich haben wir dazu eine sinnvolle Maßnahme durchgeführt“. Strohmayer weist drauf hin, dass der positive Effekt des Abgleichs sich bei der nächsten Heiz-kostenabrechnung zeigen wird: „Die Lösung stellt einen technischen Fortschritt dar, der hilft, Energie zu sparen und gleichzeitig die Mieterzufriedenheit zu steigern. Ein Vorteil für uns als Hausverwaltung, da sich die Vermietbarkeit unserer Wohnungen erhöht.“



Bei 10 bis 30 % möglicher Energieeinsparung pro Jahr lohnt sich die

Investition.

Um einen nachträglichen hydraulischen Abgleich in Bestandsgebäuden vorzunehmen, ist eine sorgfältige Begutachtung erforderlich.

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