Schimmelprävention

Den Sporen zu Leibe rücken

Schimmelbefall in Wohnräumen ist ein unerfreuliches Thema für alle Beteiligten. Betroffen sind vor allem Altbauten. Das Malerhandwerk kann bei der Sanierung dieser Gebäude einen wichtigen Beitrag zur Schimmelprävention liefern.

Die Ursachen des Schimmelbefalls in Innenräumen und die Sanierung wurden bereits vielfach beschrieben (z.B. in der Caparol-Broschüre „Stopp für Flecken und Schimmel“). Voraussetzung für die Nachhaltigkeit der Sanierung ist, dass konstruktive Ursachen (Baumängel) sowie nutzerbedingtes Fehlverhalten (fehlendes Lüften) behoben bzw. für die Zukunft ausgeschlossen werden können.

Wertvolle Hinweise zur Schimmelsanierung und zu den erforderlichen Arbeitsschutzmaßnahmen liefert der Leitfaden der Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes (Leitfaden zur Ursachensuche und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen – Schimmelpilz-Sanierungsleitfaden). Es wird darauf hingewiesen, dass die Sanierung bei einem Befall von mehr als 0,5 m² Fläche ausschließlich qualifizierten Fachbetrieben vorbehalten ist. Grundsätzlich dürfen die befallenen Flächen niemals trocken abgerieben werden. Staubbildung ist immer zu vermeiden. Oberflächig vorhandener Schimmelbefall muss zunächst sorgfältig abgewaschen werden. Das Absaugen des Befalls  ist nur zulässig bei Verwendung von speziell dafür geeigneten Geräten mit Feinstaubfilter (HEPA-Filter). Werden poröse Putzschichten von Schimmelpilzen durchsetzt, sind diese zu entfernen und als Sondermüll zu entsorgen. Das gilt auch für befallene Tapeten. Die gereinigten Oberflächen werden anschließend desinfiziert, dabei sollten chlorfreie Mittel aus Gründen des Arbeitsschutzes verwendet werden. Die Handwerker müssen die erforderliche Schutzausrüstung tragen (Einwegschutzkleidung, Atemschutz, Schutzbrille, Handschuhe).

Für die Überarbeitung der von Schimmelbefall befreiten Flächen oder auch generell zu Prävention bisher nicht befallener Flächen werden unterschiedliche Verfahren und Werkstoffe angewendet. Einerseits werden vom Handwerker häufig wirkstoffhaltige Grundiermittel und Farben mit Erfolg eingesetzt. Diese Produkte dürfen nur Wirkstoffe enthalten, die für den Innenbereich zugelassen sind. Andererseits werden vor dem Hintergrund des steigenden Interesses für „ökologische“ Bauprodukte zunehmend mineralische Produkte verwendet. Dazu gehören alkalische Bauplatten, Kalkputze, Silikatputze, Silikat- und Kalkfarben. Die Wirksamkeit gegen Schimmel wird bei diesen Materialien über unterschiedliche Mechanismen erreicht:

- Hohe Alkalität (ph-Wert > 11): Hierbei ist zu beachten, dass die Schutzfunktion durch Alkalität nicht zeitlich unbegrenzt wirksam ist. Grundsätzlich gilt, dass die Dauer der Wirksamkeit mit zunehmender verbauter bzw. applizierter Schichtdicke zunimmt.

- Feuchtemanagement: Farben, Putze und Bauplatten auf mineralischer Basis nehmen anfallendes Tauwasser über Kapillarkräfte auf. Die Feuchtigkeit verteilt sich im porösen Systemaufbau und wird zu einem späteren Zeitpunkt wieder in die Raumluft abgegeben. Dadurch bleibt die Bauteiloberfläche trocken. Somit wird Schimmelpilzen die Lebensgrundlage entzogen. Dieses Wirkprinzip funktioniert nicht in Räumen mit extremer Tauwasserbelastung (z. B. Schwimmbäder).

- Erhöhung der Bauteiltemperatur an der Wandoberfläche: Mineralische Schimmelsanierplatten (z. B. Capatect IDS-Protect) haben zusätzlich wärmedämmende Eigenschaften. Bedingt durch die höhere Oberflächentemperatur wird die Tauwasserbildung stark reduziert. Dieser positive Effekt kommt  naturgemäß auch besonders bei einer Innendämm-Maßnahme (z. B. mit Capatect IDS-Mineraldämmplatten) zum Tragen.

Der Umfang der zur Schimmelprävention durchzuführenden Maßnahmen sollte in Abhängigkeit von der Gefährdungssituation festgelegt werden. Wird eine hohe Schutzfunktion verlangt, empfiehlt sich der Einbau von speziellen Schimmelsanierplatten (Capatect IDS Protect). Diese werden vollflächig mit dem systemkonformen Ansetzmörtel verlegt und armiert. Für die Gestaltung der Oberfläche sind unterschiedliche mineralische Putze, Spachtelmassen und Anstrichstoffe geeignet. Verwendet werden häufig Kalkfeinputze, Kalkglättspachtel sowie Strukturputze auf Silikatbasis. Zur Beschichtung eignen sich Silikat- und Kalkfarben.

Liegt ein weniger hohes Gefährdungspotential für Schimmelbefall vor, ist das Aufbringen eines alkalischen Fein- oder Strukturputzes (z. B. Histolith Feinputz, Histolith Silikatin) ausreichend, der mit Kalk- oder Silikatfarbe beschichtet wird.

Entgegen der weit verbreiteten Auffassung ist zu beachten, dass das alleinige Aufbringen einer Silikat- oder Kalkfarbe nur eine geringe Schutzfunktion gegen Schimmelbefall bietet. Denn die Alkalität dieser Beschichtungen wird wegen ihrer geringen Schichtdicke durch Reaktion mit der Luft in der Regel schnell abgebaut. Sobald die Farbschicht nicht mehr alkalisch ist, kann sie unter ungünstigen Umständen wieder befallen werden.

Die genannten mineralischen Werkstoffe haben neben der Schimmelprävention insbesondere für entsprechend sensibilisierte Bewohner weitere Zusatznutzen: 

- Die diffusionsoffenen und hoch sorptionsfähigen Baustoffe stabilisieren den Luftfeuchtegehalt und tragen dazu bei, dass ein angenehmes, wohngesundes Raumklima geschaffen wird (nicht zu trocken, nicht zu feucht).

- Die mineralischen Produkte enthalten keine Wirkstoffe und Konservierungsmittel, sind also auch für Allergiker geeignet.

Literatur
Caparol-Broschüre: Stopp für Flecken und Schimmel – Systemlösungen für Innenräume bei Flecken- und Schimmelbefall
Leitfaden zur Ursachensuche und Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen – Schimmelpilz-Sanierungsleitfaden – Umweltbundesamt, Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes

Grundsätzlich dürfen die befallenen Flächen niemals trocken abgerieben werden.

Sas alleinige Aufbringen einer Silikat- oder Kalkfarbe bietet nur eine geringe Schutzfunktion gegen Schimmelbefall.

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