Mülheimer Wohnungsbau rechnet mit Wohnraummangel in der Stadt

Die Mülheimer Wohnungsbau (MWB, www.mwb.info) hat im Jahr 2018 einen Jahresüberschuss von 1,953 Mio. € erwirtschaftet und verzeichnete zum 31. Dezember 2018 insgesamt 9.256 Mitglieder. Hatte die Leerstandsquote für Wohnraum in 2017 noch 1,83 Prozent betragen, so sank sie in 2018 auf lediglich noch 1,64 Prozent. Das teilte MWB-Finanzchef Dominik Steffan jetzt beim Jahrespressegespräch der Wohnungsbaugenossenschaft mit. Er betonte:  „Von diesen 1,64 Prozent machen etwa 0,9 Prozent den modernisierungsbedingten, also notwendigen Leerstand aus.“

Für Mietwohnungen betrug die durchschnittliche Sollmiete der Wohnungsbaugenossenschaft 5,59 € je Monat und je m² Wohnfläche. Damit ist sie im Vergleich zu 2017 um etwa 1 Prozent angestiegen. In die Modernisierung ihrer Wohnungen hat MWB 9,21 Mio. € investiert, also 27,64 € je Quadratmeter Wohnfläche. Auch in den kommenden Jahren sollen die Bestände mit vergleichbaren Investitionen modernisiert werden. Auch weiterhin soll ein besonderes Augenmerk darauf liegen, dass die Wohnkosten für MWB-Mieter nicht unverhältnismäßig steigen.

Über 2.300 Wohnungen anderer Eigentümer werden inzwischen von der MWB-Immobilienverwaltung betreut. Auch hier rechnet Dominik Steffan mit weiterem Wachstum.

Tatsächlich „günstiger“ Wohnraum wird zur Mangelware

Genau studiert hat MWB-Vorstand die Ergebnisse der Wohnraumbedarfsanalyse, die im Frühjahr 2019 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Schlussfolgerungen der Forscher sind aus Sicht der Genossenschaft nachvollziehbar, doch sieht man die Lage in Mülheim an der Ruhr teils noch ernster als die Forscher aus Bochum: „Die 10.000 leerstehenden Wohnungen, von denen in der Analyse die Rede ist, stehen dem Wohnungsmarkt zum größten Teil nicht wirklich zur Verfügung“ so der MWB-Vorstandsvorsitzende Frank Esser. „Unsere eigene, sehr geringe Leerstandsrate zeigt uns jedenfalls, dass es auf dem Mülheimer Wohnungsmarkt einen erheblichen Druck gibt.“

Die Forscher des Instituts InWIS (Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft Stadt- und Regionalentwicklung) hatten in ihrer Wohnraumbedarfsanalyse für Mülheim an der Ruhr eine große Nachfrage nach Wohnungen identifiziert, die weniger als 5 € je Quadratmeter kosten. „Diese Wohnungen können heute schlicht nicht mehr gebaut werden“, so Frank Esser. „Wenn man ohne Fördermittel baut, lassen sich Wohnungen, die günstiger als 9 € je Quadratmeter sind, nicht mehr finanzieren. Im öffentlich geförderten Bereich würde eine Neubaumiete bei 6,20 € je Quadratmeter liegen.“ So wie die Baukosten, seien auch die Modernisierungskosten ein wichtiger Faktor: „An der Lerchenstraße konnten wir ohne Mieterhöhung modernisieren, weil wir dafür auch Mittel aus dem erfolgreichen Bauträgergeschäft genutzt haben“, erinnert Frank Esser. „Das geht aber nicht immer. Es hat schon seinen Grund, warum immer weniger Wohnungen zu so günstigen Mieten wie ehedem angeboten werden.“

Insbesondere Bund und Länder können die Baukosten senken. Aber auch die Vergabe kommunaler Grundstücke muss künftig nach anderem Muster erfolgen: „Aus Geldnot den Gedanken der sozialen Durchmischung aufzugeben, das kann auf lange Sicht großen Schaden anrichten, weil es das Gesicht unserer Stadt über Generationen hinweg verändert“, so Frank Esser. „Wir wissen, dass die Verwaltung die Idee prüft, künftig weniger auf den höchsten Verkaufspreis für städtische Grundstücke zu achten, und stattdessen gute Konzepte zu bevorzugen.“ Positiv sei, dass nun das Bündnis für bezahlbares Wohnen in Mülheim gegründet werde, in dem genau solche Fragen debattiert werden könnten.

Dass der städtebauliche Wettbewerb zur Zukunft des Lindgens-Areals abgeschlossen ist, sieht der MWB-Vorstand als wichtige Entwicklung. Nun wartet die Projektentwicklungsgesellschaft SMW – die zu 50 % der Mülheimer Wohnungs-bau eG und zu 50 % der Sparkasse Mülheim an der Ruhr gehört – auf den neuen Bebauungsplan. Öffentlich geförderte Wohnungen sieht man als sinnvolle Ergänzung des Wohnungsangebots auf dem Gelände, „doch hier kommt es auch darauf an, ob die Stadt das mitträgt und bei der Aktivierung entsprechender Fördergelder hilft“, so Esser.

„Mülheim ist eine attraktive Wohnstadt“

Eine Reihe von Neubauprojekten wird aktuell abgeschlossen. So berichtete Carolin Partsch, Leiterin des Bereichs Immobilienvertrieb/Marketing, über den Bauträgerbereich: „Die letzten Doppelhaushälften des Bauträgerprojekts Fünter Hof werden im September 2019 abgeschlossen, die letzten Wohnungen in den Gartenhöfe Saarn 2 werden im Januar 2020 übergeben.“

Die Nachfrage nach Wohneigentum in der Stadt bleibt hoch. Das hat aus Sicht von MWB verschiedene Gründe: „Mülheim an der Ruhr ist grundsätzlich eine attraktive Wohnstadt, vielerorts geprägt von der Ruhr, mit großen Grünflächen, schönen Nachbarschaften sowie einem vielfältigen Kultur- und Freizeitangebot“, so Carolin Partsch. „Ein zweiter Faktor ist sicher die gute Lage am Rand des Ruhrgebiets, mit kurzer Verbindung hin zur Rheinschiene.“

Neue Bauträgerprojekte sind auf Grundlage dieser Überlegungen in Vorbereitung: So können die Arbeiten an der Scheffelstraße Mitte 2020 beginnen. 34 Kettenhäuser und ein ergänzendes Gebäude mit zahlreichen Mietwohnungen für den Verein „Die Raumteiler“ könnten dort dann entstehen, sollte die Stadt bis dahin die Änderung des Bebauungsplans für das 13.000 Quadratmeter große Gelände genehmigt haben

Ein vergleichbares Projekt im Mietwohnungsbereich, der Wohnhof Fünte, nähert sich derzeit dem Abschluss. Er soll als neue Heimat des gleichnamigen Vereins noch 2019 fertiggestellt werden. Es entstehen 33 Wohnungen, von denen 18 öffentlich gefördert sind. In den Startlöchern steht MWB mit Blick auf die Friedhofstraße in Mülheim-Speldorf: Dort will die Genossenschaft ein weiteres Mehrfamilienhaus errichten, in diesem Fall in enger Abstimmung mit dem Verein AwiS (Anders wohnen in Speldorf) und ebenfalls mit einem erheblichen Anteil öffentlich geförderter Wohnungen.

Anziehungskraft über Mülheim hinaus

Die rege Bautätigkeit der vergangenen Jahre hat dazu geführt, dass MWB auch über Mülheims Stadtgrenzen hinaus als Partner gefragt ist. Nachdem die Genossenschaft für das Deutsche Rote Kreuz Oberhausen bereits ein Seniorenzentrum an der Grenzstraße errichtet hatte, entschieden sich die DRK-Verantwortlichen erneut für eine Zusammenarbeit mit der Genossenschaft. Derzeit befindet sich die Seniorenresidenz im Bau und soll bis Sommer 2020 fertiggestellt sein. Auch neue Mietwohnungen will MWB in den kommenden Jahren in Mülheims Nachbarstadt in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren errichten.

Makler-Dienstleistungen gestartet

Seit Frühjahr 2019 ist MWB nun auch als Immobilienmakler tätig. „Wir sind von Mitgliedern immer wieder angesprochen worden, ob wir nicht beim Verkauf ihrer Immobilien helfen können“, so Carolin Partsch. „Daher haben wir den entsprechenden Geschäftszweig nun aufgebaut. Wir verfügen über das Fachwissen und die Erfahrung, Immobilien zuverlässig zu bewerten und die Eigentümer transparent zu beraten. Zudem haben wir die notwendigen Netzwerke, um unsere Kunden mit den passenden Interessenten in Verbindung zu bringen.“

Ökologie gewinnt rasant an Bedeutung

Auch bei MWB registriert man das wachsende Interesse der Menschen an Ökologie: Auf Wunsch der Mitglieder werden derzeit zudem zahlreiche neue Insektenwiesen im Bestand der Genossenschaft angelegt. „Marc Peters, der Abteilungsleiter für den Bereich Wohnen und Bewirtschaften, hat dafür eigens eine Taskforce erstellt“, so Esser. „Wir säen gern entsprechende Wiesen aus, wenn sich eine Nachbarschaft mehrheitlich dafür entscheidet“, so Frank Esser. Mit der Beteiligung an Projekten wie GreenEnergyFirst oder InnovationCity lotet die Genossenschaft aus, wie die Energieversorgung von Nachbarschaften umweltfreundlicher werden kann. Aber: „Der Gesetzgeber macht es uns immer noch unmöglich, Solarstrom selbst zu erzeugen und verbilligt an unsere Mieter abzugeben“, so Esser. „Die Energiewende im Gebäudebereich wird so abgebremst.“


 

 

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