Sozial gerechte Wohnraumversorgung erfordert neue Bodenpolitik

Boden ist in Deutschland mittlerweile ein knappes Gut – vor allem in wachsenden Stadtregionen. Für internationale Finanzinvestoren ist er zur lukrativen und sicheren Anlage geworden. Auch deshalb sind Immobilienpreise und Mieten in den letzten Jahren stark gestiegen. Bürger mit geringen und mittleren Einkommen haben in wachsenden Städten zunehmend Probleme, bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Vor diesem Hintergrund erarbeitete der Expertenkreis „Zukunftsfragen der Bodenpolitik“ eine bodenpolitische Agenda für die Jahre 2020 – 2030. Sie zeigt, warum Deutschland dringend eine sozial gerechtere Stadtentwicklungs- und Bodenpolitik braucht – auch im Sinne von Klimaanpassung und Klimaschutz.

In der „Roadmap Bodenpolitik“ werden neun Kernforderungen gestellt, die aus Sicht der Experten dringend aufzugreifen sind, um einen nachhaltigen und sozial verantwortungsvollen Umgang mit dem knappen Gut Boden zu sichern. So muss die Liegenschaftspolitik konsequent eingesetzt werden, um eine gemeinwohlorientierte Nutzung von Grund und Boden zu erreichen. Bund, Länder und Kommunen müssen dies bei ihrer Vergabepraxis berücksichtigen.

Auch die Handlungsfähigkeit der Kommunen muss gestärkt werden: Hierfür sind die planungsrechtlichen Instrumente zu schärfen, z.B. durch die Weiterentwicklung des kommunalen Vorkaufsrechts, die Stärkung der Gemeinwohlziele in der Innenentwicklung, die Erweiterung der bauplanungsrechtlichen Festsetzungsmöglichkeiten sowie die zeitnahe Einführung einer Innenentwicklungsmaßnahme.

Um die Bodenentwicklung besser zu steuern, müssen zudem neue Modelle der Besteuerung genutzt werden: Die Grundsteuer sollte durch eine Bodenwert- und Bodenflächensteuer ersetzt werden, bei der Grunderwerbsteuer sollten Käufe, die im Interesse der Allgemeinheit stattfinden, begünstigt werden – auch sollte die interkommunale Zusammenarbeit forciert werden.

Die Kurz- und Langfassung der „Roadmap Bodenpolitik“ gibt es unter www.difu.de

Thematisch passende Artikel:

Bodenpolitische Wahlprüfsteine zur Bundestagswahl 2021 – ein Zwischenfazit

2020 hat sich das Bündnis Bodenwende konstituiert, ein überparteilicher Zusammenschluss von Akademien, Kammern, Verbänden und Stiftungen aus den Bereichen Architektur und Raumplanung, Umwelt und...

mehr

Studie: Bodenpolitik wird für Kommunen zum Schlüsselinstrument der Stadtentwicklung

Kommunen können durch eine strategische Bodenpolitik die verloren gegangene Handlungsfähigkeit sowie Gestaltungsoptionen für die Stadtentwicklung zurückgewinnen. Dies zeigt eine neue Studie, die...

mehr

Difu-Studie: Wie Städte Bauland mobilisieren und durch Bodenpolitik Wohnraum schaffen

Wie knapp ist das Bauland in deutschen Städten? Wie viele Kommunen verkaufen ihre Flächen noch zu Höchstpreisen? Wie verbreitet sind kommunale Grundstückgesellschaften? Wie haben sich die...

mehr

Difu: Große Unterschiede in puncto Nachhaltigkeit in deutschen Kommunen

Wie es in deutschen Kommunen um Nachhaltigkeit in der Stadtentwicklung steht, zeigt der neue Nationale Fortschrittsbericht zur Umsetzung der New Urban Agenda. Der Bericht wurde vom Deutschen Institut...

mehr

Forschungsinstitute ISOE und Difu: Kooperationen zwischen Kommunen sichern Lebensqualität im ländlichen Raum

Chronische Unterfinanzierung, Personalengpässe, Unterauslastung von Infrastrukturen und Lücken in der Nahversorgung: Der demographische Wandel beeinträchtigt die Lebensqualität in vielen...

mehr