Comeback der Kommunen: Sozialer Wohnungsbau in Städten und Gemeinden wieder auf dem Vormarsch

Nach der jahrelangen Privatisierungswelle kommunaler Wohnungen ist die Wohnraumsituation für viele Bevölkerungsgruppen mittlerweile dramatisch. Die Trendwende im sozialen Wohnungsbau ist daher überfällig. Stetig steigende Mieten und nahezu stagnierende Einkommen haben die Situation auf dem Mietermarkt für große Teile der Bevölkerung deutlich verschärft.

Allein zwischen 2010 und 2016 verringerte sich die Zahl der Wohnungen mit Sozialbindung deutschlandweit von knapp 1,7 Mio. auf weniger als 1,3 Mio. Da die Privatwirtschaft aufgrund fehlender Anreize beim sozialen Wohnungsbau ausfällt, ist nun wieder die öffentliche Hand gefordert. Dass eine Betätigung im sozialen Wohnungsbau für Städte und Gemeinden nicht nur sozial richtig und heute auch erstmals ökonomisch sinnvoll ist, zeigt eine für die Stadt Dreieich erstellte Studie der BÜRO DR. VOGEL GMBH.
 
Aufgrund der ähnlichen Situation vieler Städte und Gemeinden lassen sich die Ergebnisse der Studie für die Stadt Dreieich auf andere Kommunen übertragen. Städtische Wohnungsbaugesellschaften sind heute wie niemals zuvor in der Lage, günstigen Wohnraum bereitzustellen und gleichzeitig haushälterisch sinnvoll zu investieren.

Derzeit können Wohnungen zu historisch niedrigen Zinsen und unter Inanspruchnahme einer Vielzahl von Förderprogrammen finanziert werden. Zudem erhält die öffentliche Hand aufgrund ihrer Bonität noch günstigere Zinskonditionen und muss deutlich weniger Eigenkapital einsetzen, als dies für private Unternehmen möglich wäre. Für die Städte und Gemeinden existieren aufgrund des Zuzugs in Städte gleichzeitig nur geringe Risiken bei der Nachfrage. 

Unter diesen günstigen Voraussetzungen kann der Neubau von Sozialwohnungen schon wenige Jahre nach der Errichtung nachhaltige Überschüsse erzielen. In dem untersuchten Beispiel Dreieichs kann dies für ein Einzelprojekt – je nach Szenario – schon nach drei bis vier Jahren der Fall sein. „Eigene Investitionen in dringend benötigte Sozialwohnungen, die eine Schwarze Null oder ein kleines Plus erbringen, können damit eine der wichtigen Elemente zur Beantwortung der akuten Wohnraumfrage sein“, so Hauke Fischbeck, Geschäftsführer der BÜRO DR. VOGEL GMBH. „Und das, ohne die öffentlichen Haushalte langfristig zu belasten.“

Thematisch passende Artikel:

06/2017

Comeback der Kommunen

Liebe Leserinnen, liebe Leser, trotz Neubau und Förderung gibt es in Deutschland immer weniger Sozialwohnungen. Da die Privatwirtschaft kein Interesse am Bau solcher Wohnungen hat, da sie nicht den...

mehr

Wohnungsbau-Studie fordert Strategieschwenk: Mehrere Millionen neue Wohnungen sind möglich

Wohnungsmangel und steigende Mieten sind in vielen Metropolen ein immer größeres Problem. Die LEG (www.leg-wohnen.de) ist einer der größten Anbieter von günstigem Wohnraum in Deutschland. In...

mehr

910.000 Sozialwohnungen fehlen: Bündnis fordert 50 Mrd. Euro

Der Staat betreibt ein Missmanagement bei der Unterstützung fürs Wohnen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Wohnungsmarkt-Studie vom Pestel-Institut (Hannover). Das Bündnis „Soziales Wohnen“...

mehr

IG BAU schlägt Alarm: Alle 19 Minuten verliert Deutschland eine Sozialwohnung – „ Länder und Kommunen müssen jetzt puschen“

Sozialwohnungen weiter im Sinkflug: Die Zahl der Sozialwohnungen ist auch im vergangenen Jahr weiter zurückgegangen. Trotz erhöhter Mittel des Bundes für den sozialen Wohnungsbau gab es unterm...

mehr
10/2022 Modulbauweise

Sozialwohnungen von hoher Qualität

Dreieich – rund 30 km von Frankfurt am Main entfernt – ist mit über 42.000 Einwohnern die zweitgrößte Kommune des Landkreises Offenbach. Um die Wohnraumversorgung für Menschen mit niedrigem und...

mehr