BFW auf dem Wohnungsbautag 2016: Baulandpreise schießen weiter in die Höhe

„Knapp drei Jahre nach Amtsantritt der schwarz-roten Koalition ist klar: Die Aufgabe, bessere Rahmenbedingungen für mehr bezahlbaren Wohnungsbau zu schaffen, hat die Bundesregierung noch nicht annähernd erfüllt. Dabei liegen alle Maßnahmen auf dem Tisch.“ Das erklärten Andreas Ibel, Präsident des BFW-Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (www.bfw-bund.de), und Dirk Salewski, Vorstandsmitglied und BFW-Schatzmeister, auf dem Wohnungsbautag in Berlin.

Auf dem Branchen-Gipfel präsentierte der BFW mit dem Verbändebündnis Wohnungsbau die neue InWIS-Wohnungsbaustudie mit einer politischen „To-Do-Liste“ und übergab diese an Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks. Zentrale Aussage der Studie: Der Staat muss dringend Anreize für Investoren schaffen, um den benötigten Neubau von rund 400.000 Wohneinheiten im Jahr zu ermöglichen. Private Investoren stemmen hierbei, so die Autoren, den größten Teil: Sie stellen erfahrungsgemäß rund 72 % der Wohnungen fertig. Allein die 1.600 mittelständischen Mitgliedsunternehmen des BFW sind für rund die Hälfte des Wohnungsbaus in Deutschland verantwortlich.

„Von der dringend erforderlichen Erhöhung der linearen AfA auf 3 %, einer Begrenzung der Grunderwerbsteuer auf ein wirtschaftliches Niveau bis zur Überarbeitung der Baunutzungsstudie – all das muss jetzt angepackt werden. Einzelmaßnahmen reichen nicht mehr, wir brauchen jetzt ein schnelles und unbürokratisches Maßnahmenbündel“, sagte Ibel und betonte: „Der Flaschenhals für mehr Wohnungsbau in Deutschland ist aber vor allem eine umfassendere und preisgünstigere Ausweisung von Bauland.“

Die Studie zeigt auf, dass der Durchschnittspreis pro m² Bauland von 2000 bis 2015 um 42 % angestiegen ist - nahezu doppelt so stark wie das allgemeine Preisniveau, das um 24,7 % gestiegen ist. Dabei lag das Baulandpreisniveau in Großstädten mit über 500.000 Einwohnern, in denen der Wohnraummangel am höchsten ist, weit über dem Durchschnitt in Deutschland.

Was das für Bauträger in der Praxis bedeutet, illustrierte BFW-Vizepräsident und Vorstandsvorsitzender von INTERHOMES Frank Vierkötter im Anschluss an den Wohnungsbautag. Vierkötter ist mit seinem Unternehmen unter anderem in den bayerischen Ballungsgebieten, in Köln und in Berlin tätig – also dort, wo der Wohnraumbedarf am höchsten ist. Sein Résumé: „Inzwischen werden kaum noch Grundstücke ausgewiesen – oder nur zu Höchstpreisen. Die Konzeptvergabe spielt noch immer eine Nebenrolle, und selbst hier ist der Preis ein ausschlaggebender Faktor.“

INTERHOMES hat in den vergangenen fünf Jahren eine Steigerung der Grundstückskosten von rund 59 % konstatiert. Dazu Vierkötter: „Diese Kostensteigerungen können vom Investor nicht durch den Bau von Wohnungen mit einfachen Standards im niedrigen Preissegment aufgefangen werden. Steigende Baulandpreise wirken sich zwangsläufig auf den Gebäudestandard und somit den Miet- und Verkaufspreis der Gebäude aus.“

Ibel, Salewski und Vierkötter betonten gleichermaßen, dass die Immobilienwirtschaft in keiner Weise an weiteren Miet- und Kaufpreissteigerungen interessiert sei: „Wenn die Preise eine bestimmte Relation zum Einkommen überschreiten, verliert die Branche viele Kunden. Der größte Wohnraumbedarf liegt unbestritten im niedrigen und mittleren Preissegment. Hier muss gebaut werden. Das gelingt jedoch nur, wenn die Politik endlich entsprechende Maßnahmen ergreift – allen voran eine umfassendere und preisgünstigere Ausweisung von Bauland als Grundvoraussetzung für die Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum.“

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