Architekturwettbewerb: GEWOBA will Siedlungen der 50er und 60er Jahre um günstigen Wohnraum ergänzen

Die Bremer Wohnungsgesellschaft GEWOBA (www.gewoba.de) nimmt die Siedlungen des sozialen Wohnungsbaus aus den 50er und 60er Jahren in den Fokus. Neun Architekturbüros sind aufgerufen, bis zum 14. Mai 2013 erschwingliche Erweiterungsbauten exemplarisch für vier Standorte zu entwerfen. Unter dem Motto „Ungewöhnlich weiter wohnen“ sind machbare Konzeptstudien gesucht, die auf vergleichbare Siedlungs-und Bebauungsstrukturen übertragbar sind. Aus den Wettbewerbsergebnissen soll eine Gestaltungsfibel entstehen, die als architektonischer Leitfaden für neue Wohnungsbauprojekte des Bremer Vermieters dienen soll.

Die typischen Siedlungen des sozialen Wohnungsbaus der 50er und 60er Jahre existieren in nahezu jeder größeren Stadt. Gebaut um die Wohnungsnot nach dem 2. Weltkrieg zu lindern, entstanden an den Stadträndern architektonisch gleichförmige Siedlungen: drei-bis viergeschossige Mehrfamilienhäuser in Zeilenbauweise mit kleinen 3-Zimmer-Wohnungen für die Durchschnittsfamilie der Sechziger, das Hochparterre über wenige Treppenstufen zu erreichen, dazwischen Grünflächen.

Rund 80 % der 42.000 Wohnungen des mehrheitlich kommunalen Unternehmens wurden in den Nachkriegsjahren in ähnlichem Stil erbaut. „Die Lebenssituation der Menschen ist heutzutage viel diverser als noch vor 60 Jahren. Die Bestandsgebäude eignen sich beispielsweise nicht für das Wohnen im Alter oder neue Wohnformen, nicht für Singlehaushalte oder Großfamilien“, sagt GEWOBA-Vorstand Peter Stubbe. „Über intelligente bauliche Ergänzungen wollen wir die Siedlungen der 60er Jahre ins 21. Jahrhundert holen und näher an die Lebenswirklichkeit unserer Mieter rücken.“ Hinzu kommt: Erschwinglicher Wohnraum wird in Bremen dringend gebraucht. So sehr, dass der Bremer Senat im August 2012 eine neue W ohnbauförderung mit einem Volumen von rund 40 Mio. € beschlossen hat („Bremer Modell“). Die Wohnungsgesellschaft will bis 2015 rund 500 neue Wohnungen bauen, mehrheitlich sind Wohnungen mit Belegungs-und Mietpreisbindung geplant.

Entsprechend sind die Vorgaben aus der Bau-Abteilung an die Architekten: Die Gebäude müssen barrierefrei geplant sein, sodass sowohl Rollatoren als auch Kinderwagen manövrieren können. Wenn möglich, soll auch der Altbaubestand über den Neubau schwellenlos erschlossen werden, beispielsweise über Aufzugsanlagen und Laubengänge. Kleine Vier-Zimmer-Wohnungen (bis 85 m²) und Zwei-Zimmer-Wohnungen (47 bis 60 m²) soll der Neubau beherbergen. „Die größte Kunst wird sein, gute Qualität zu erschwinglichen Preisen zu erreichen“; sagt Martin Paßlack, Leiter Technik-Planung-Bau bei der GEWOBA, mit Blick auf die Baukostensteigerung der letzten Jahre.

Eine weitere Herausforderung: die alteingesessenen Anwohner für neue Bauten in der Nachbarschaft zu gewinnen. Deswegen verzichtet das Wohnungsunternehmen auf architektonische Extravaganzen und setzt auf Öffentlichkeit. „Unspektakulär und selbstverständlich“ sollten sich die neuen Bauten in das Quartier einfügen, so Paßlack. Die Begehung der Beispiel-Grundstücke sowie die Jurysitzung begleiten Ortsbeiräte aus den jeweiligen Quartieren. In öffentlichen Veranstaltungen diskutieren die Beteiligten aus Unternehmen, Landes-und Ortsteilpolitik mit Bürgern über die Pläne. „Beteiligung ist der Schlüssel zur Akzeptanz“, kommentiert Peter Stubbe. „Ergänzungsbauten schaffen Mehrwerte für das Quartier – indem beispielsweise aus den Grünflächen zwischen den Häusern geschützte Innenhöfe für die Mieter entstehen.“

Der jetzt ausgerufene Architekturwettbewerb nimmt die Idee des viel beachteten Vorgänger-Wettbewerbs „Ungewöhnlich wohnen“ aus dem Jahr 2011 auf. Im ersten Architekturwettbewerb suchte die GEWOBA kostengünstig zu realisierende Solitärbauten, die frischen Wind ins Quartier bringen. Jetzt liegt der Fokus auf Entwürfen, die das Zeug dazu haben, auch an anderen, vergleichbaren Standorten realisiert zu werden. „Wir erhoffen uns aus dem Wettbewerb eine Art Werkzeugkasten mit übertragbaren Lösungsprinzipien als Inspirationsquelle für unser weiteres Bauprogramm“, sagt Martin Paßlack. Die Vorentwürfe sollen in einer Gestaltungsfibel zusammengefasst und dokumentiert werden.

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