Achtung Legionellengefahr: Warum sich Stäbchenbakterien gerade in großen Gebäuden wohlfühlen

Eine aktuelle Auswertung von Techem (www.techem.de) zeigt: bei rund 12,5 % von 55.000 untersuchten Gebäuden gibt es zu viele Legionellen im Trinkwasser – das heißt, die Anzahl an den Stäbchenbakterien übersteigt den gemäß Trinkwasserverordnung vorgegebenen technischen Maßnahmenwert. Dieser liegt bei maximal 100 koloniebildenden Einheiten (KbE) in 100 ml Wasser.

Und Techem kommt noch zu einer weiteren Erkenntnis: Das Befallsrisiko ist bei großen Liegenschaften wahrscheinlicher, als bei kleineren. So liegt bei Gebäuden mit drei bis zu fünf Wohnungen die Befallsrate bei 8,28 %. Liegenschaften mit sechs bis zehn Wohnungen sind zu 9,86 % betroffen, bei elf bis 20 Nutzeinheiten liegen 15,02 % über dem technischen Maßnahmenwert, bei 21 bis 50 sind es 21,26 % und bei Gebäuden mit mehr als 50 Wohnungen steigt das Risiko im Vergleich zu den kleinen Gebäuden fast um das Vierfache, auf 29,81 %.

Dieses Ergebnis lässt sich unter anderem mit der Größe des Rohrleitungssystems erklären. So führte der über die letzten Jahre stetig abnehmende Pro-Kopf-Wasserverbrauch dazu, dass vor allem bei älteren Gebäuden die Rohre überdimensioniert sind. Außerdem sind Leerstände oder längere Abwesenheit einzelner Mieter in größeren Liegenschaften statistisch wahrscheinlicher. All dies hat einen langsameren Durchfluss und ein größeres Temperaturgefälle innerhalb des Leitungssystems zur Folge.

Um Legionellen keinen Lebensraum zu bieten, spielen die richtigen Präventionsmaßnahmen eine große Rolle. Bei einer korrekten Einstellung der erzeugten Wassertemperatur (60°C am Austritt des Trinkwassererwärmers) trägt ein professioneller hydraulischer Abgleich der Anlage dazu bei, dass die gewünschte Temperatur im gesamten Leitungssystem ausreichend hoch gehalten wird, damit sich Legionellen nicht vermehren können. Da in den Wohnungen so schneller warmes Wasser zur Verfügung steht, erhöht sich zudem der Komfort für die Mieter. Regelmäßige Spülungen in leerstehenden Wohnungen, eine an den tatsächlichen Bedarf der Liegenschaft angepasste Dimensionierung der Trinkwasseranlage und die Dämmung freiliegender Warmwasserleitungen, etwa in Leitungsschächten, unterstützen diese Maßnahmen.




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