Gebäudetechnik

Lüftungstechnik
unsichtbar integriert

Maximale Technik bei minimalistischer Auffälligkeit. So lauteten die Vorgaben für eine Luxusimmobilie in Berlin-Mitte. Dezentrale Lüftungslösungen erfüllten diese Anforderungen und tragen zur Wohn- und Lebensqualität bei.

Mutig und progressiv ist der Neubau, dessen architektonische Ansätze bekannte Grenzen verschoben und Althergebrachtes neu definierten. Er trägt den Namen „JOH 3“ und liegt in der Johannisstraße 3 in Berlin-Mitte, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Oranienburger und zur Friedrichstraße. Entworfen wurde die Luxusimmobilie von J. Mayer H. Architekten, Berlin und realisiert von der Bauträgergesellschaft Euroboden. Zu ihren Kennzeichen zählt die vorgehängte, aus geschwungenen Aluminiumlamellen bestehende Fassade, die in ihrer plastischen Gestaltung das Thema der Landschaft in der Stadt aufgreift. Im Innern beherbergt sie 21 Wohnungen mit Flächen von 40 m2 bis hin zu einem Penthouse mit über 300 m2.

Die Widersprüchlichkeit des Standorts – einem Schmelztiegel aus Tradition und Moderne – spiegelt sich in der planerischen Kreativität des Gebäudes wider. Das in einer ehemaligen Baulücke entstandene Projekt folgt mit seiner avantgardistischen Art dem Anspruch, neue Wohnflächenkonzepte mit unterschiedlichen Raumtypen, -ebenen und -höhen im Kubus eines eher traditionellen Stadthauses zu schaffen. Reduktion und Vielzahl, Neuheit und Bewährtes und zudem die bewusste Abkehr von der Eintönigkeit der Berliner Neubauphilosophie waren die Fixpunkte in der kreativen Entstehung und handwerklichen Realisierung des Projektes. Zu seinen Besonderheiten zählt auch der Einsatz essentieller Materialien und Systemtechniken: Natursteinböden, Parkett, voll recycelfähiges Aluminium sowie modernste Haustechniklösungen in den Gewerken Heizung und Sanitär, um einige Beispiele zu nennen.

Der Unterschied zwischen einer guten und einer ausgezeichneten Immobilie liegt gerade beim Neubau oft nur im Detail. Da das Gebäude in einem Umfeld mit hohem Verkehrsaufkommen liegt, würden geöffnete Fenster zu einer Lärmbelästigung führen. Diese Tatsache und die hohen Ansprüche an eine zukunftsorientierte Haustechnik -Ausstattung machten bei „JOH 3“ den Einbau einer Wohnraumlüftung zwingend erforderlich. Nun begründen normative und baurechtliche Vorgaben bei nahezu jedem Projekt den Einbau einer kontrollierten Lüftung. In einem Neubau hingegen, bei dem der spezifische Verkaufspreis zwischen 4 000 und 8 000 €/m2 liegt, haben die Bewohner höhere Ansprüche an die Lüftungstechnik. Hier wird neben Akustik, Hygiene, Behaglichkeit und Nachhaltigkeit die Frage nach unauffälligem Einbau noch stärker mit in Betracht gezogen.

Harmonisch in das Ambiente einfügen

Wenn sich in einem Projekt wie dem „JOH 3“ die Bauherrschaft auf die Verwirklichung urbaner und fortschrittlicher Außen- und Innenarchitektur konzentriert, sind auch die Ansprüche an die Lüftungstechnik sehr hoch: So soll sich eine hocheffiziente Technik, bestehend aus zahlreichen Komponenten, harmonisch in das gehobene Ambiente einfügen. Die Wahl fiel auf die Komplettsystemlösung von Helios Ventilatoren, die u. a. aus dem Lüftungsgerät KWL EC 500 Pro und dem flexiblen Luftverteilsystem FlexPipe bestehen. Um dezentrale Lüftungslösungen zu realisieren, wurde pro Wohneinheit ein Lüftungssystem installiert.

Diese Art der Ausführung bietet in der Wohnraumlüftung zahlreiche Vorteile. Damit lassen sich ungewöhnliche und versetzte Grundrisstypen verwirklichen, weil keine großdimensionierten Lüftungskanäle in den Baukörper integriert werden müssen. Die planerischen Anforderungen an den lüftungstechnischen Brandschutz werden erheblich reduziert. Die dezentralen Wohnraumlüftungsgeräte aus der Pro-Serie erfüllen die Anforderungen nach individueller Bedienung und Nutzung. Die Aufstellung der Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung erfolgte in den Badezimmern. Sie wurden – wie die notwendigen Zu- und Abluftschalldämpfer sowie die Luftverteilkästen – in die Vorwandinstallation integriert.

Geschickt angeordnete Revisionsöffnungen gewährleisten im Betrieb die reibungslose Wartung und Instandhaltung trotz der versteckten Installation. Die Führung des Zu- und Abluftkanalnetzes erfolgte mit dem Luftverteilsystem FlexPipe. Das speziell für die Wohnraumlüftung entwickelte, flexible Lüftungskunststoffrohr kann aufgrund seiner hohen Ringsteifigkeit bedenkenlos in den Betonkörper integriert werden. Daher wurden die Zu- und Abluftleitungen schon während der Rohbauphase durch das beauftragte Haustechnikunternehmen in der Betondecke verlegt.

Die Zulufteinbringung erfolgt versteckt durch einen direkten Anschluss an die Rohbaukästen der verbauten Unterflurkonvektoren oder durch Lüftungsgitter, welche im gleichen Farbton wie die jeweilige Wand lackiert sind. Die Abluft wird in den Ablufträumen über Schattenfugen angesaugt. Die in jeder Wohnung realisierten abgerundeten Bodenvertiefungen, sog. Wohnkuhlen, wurden zudem jeweils mit einem Zuluftauslass versehen. Da die Bauherrschaft die Lüftungstechnik bereits in der frühen Planungsphase berücksichtigte, konnte die komplette Lüftungsanlage nahezu komplett unsichtbar integriert werden. Die hohe Flexibilität des eingesetzten Systems erlaubte vielfältige Detaillösungen, die den hohen Anforderungen an das gesamte Ambiente gerecht werden.

Akustische Anforderungen erfüllt

Die Lüftungstechnik mit Wärmerückgewinnung erlaubt es den Bewohnern ganzjährig die Fenster ihrer Wohnung geschlossen zu halten, da die notwendige Außenluft im ausreichenden Maße maschinell in den Wohnraum gebracht wird. Die Erwärmung der Zuluft über den Wärmetauscher des Lüftungsgerätes ermöglicht ein sehr behagliches Lüften, denn Zugerscheinungen durch Kaltlufteinfall sind ausgeschlossen. Die eingesetzten Geräte ermöglichen mit ihrem automatischen Sommerbypass (Deaktivierung der Wärmerückgewinnung) auch die maschinelle Wohnraumlüftung in den Sommermonaten. Die freie Kühlung der Wohnungen ohne akustische Beeinträchtigungen ist ein Vorteil. Ein besonders im urbanen Umfeld sehr positiver Effekt ist, dass weniger Staub in der Wohnung entsteht. Insekten und Pollen bleiben draußen, Allergiker können aufatmen.

Nachhaltigkeit im Fokus

Auch wenn in der allgemeinen Wahrnehmung andere Techniklösungen – wie z.B. Solartechnik oder Windenergie – mehr im Fokus der öffentlichen Meinung stehen, so ist die energetische Nutzung von Abluft eine der effizientesten Möglichkeiten im breiten Haustechnikportfolio. Die erhebliche Reduzierung der Lüftungswärmeverluste (~ 90 %) steigert den Gesamtwirkungsgrad der Gebäudeheizung. Die Erwartungen an die energetische Nachhaltigkeit dieses Projektes werden durch die Verwendung eines Lüftungssystems mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung erfüllt.

Die Vorteile für die Verwendung von maschineller Lüftungstechnik mit Wärmerückgewinnung sind in einem einzigartigen Projekt wie dem JOH 3 zahlreich: Behaglichkeit, Nachhaltigkeit, energetische Effizienz und dauerhafter Bausubstanzschutz sind nur einige davon. Die technisch einwandfreie Systemlösung ist das Ergebnis von vorausschauender Planung und qualitativ hochwertiger Ausführung. Sie hat zudem dazu beigetragen, dass ein Projekt wie „JOH 3“ zu dem geworden ist, was es ist: Außergewöhnlich in der Außen- und Innenarchitektur, neuartig in der Wohnraumgestaltung, hochwertig bei der Materialauswahl.

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