Wohnungsbau

Dünne Schicht gegen starken Lärm

In einem Dortmunder Wohngebiet hat die Wohnungsgenossenschaft Spar- und Bauverein eG Altbauwohnungen nachträglich mit einer Trittschalldämmung ausstatten lassen. Die Herausforderung: Die Statik des Gebäudes verlangte einen besonders schlanken Fußbodenaufbau. Gleichzeitig sollte ein normgerechter Trittschallpegel erreicht werden.

Es ist ein Ärgernis, mit dem wohl jede Wohnungsbaugesellschaft schon zu kämpfen hatte: Beschwerden über hellhörige Wohnungen und Trittschall. Nicht selten führt der entstehende Nachbarschaftsstreit zu Mieterwechseln. Die Gründe für die Lärmbelästigung sind oft baulicher Art, denn viele ältere Gebäude erfüllen nicht die Erwartungen der Bewohner an einen zeitgemäßen Schallschutz. Auch der Spar- und Bauverein Dortmund eG, ein großer Wohnungsträger im Ruhrgebiet mit rund 12.000 Wohnungen, sah sich mit dieser Situation konfrontiert: In einer 4-Zimmer-Altbauwohnung lebte eine Familie mit mehreren Kindern. Deren naturgemäß lebhafte Geräusche drangen so laut zu anderen Bewohnern durch, dass es immer wieder zu Konflikten kam – ein unhaltbarer Zustand, den die Wohnungsbaugenossenschaft jedoch während eines vorübergehenden Leerstandes erfolgreich beheben konnte.

Die Ausgangslage war durchaus typisch: Ein Nachkriegswohnungsbau aus den 1950er Jahren mit Steinholzestrich auf einer dünnen Betondecke bot nur einen geringen Trittschallschutz. Aber auch Rippendecken mit zu geringer flächenbezogener Masse, Hohlkörperdecken, ungeeignete, zu steife oder nicht alterungsbeständige Dämmschichten sowie alte Holzbalkendecken führen im Wohnungsbau immer wieder zu ähnlichen Problemen. Geringe Raumhöhen und begrenzte Tragfähigkeit der Bestandsdecken kommen häufig erschwerend hinzu. Gefragt sind daher besonders schlanke Modernisierungslösungen mit einem geringen Flächengewicht, die gleichzeitig eine maximale Trittschallverbesserung gewährleisten.

Konventionelle Estrichsysteme mit einer schwimmenden Verlegung auf einer Dämmschicht scheiden als Sanierungslösung meist aus. Heinz Wellen, Bauleiter beim Spar- und Bauverein, sah in dem Trittschalldämmsystem von Saint-Gobain Weber eine willkommene Alternative. „Im Rahmen eines Musterprojektes haben wir die Lösung bei der fraglichen 88-m2-Wohnung erstmals erfolgreich eingesetzt“, so Wellen. Das System besteht aus einem schnell begehbaren Dünnestrichsystem und einer extrem dünnen Trittschallbahn. Laut bauaufsichtlicher Zulassung erzielt es abhängig vom Untergrund ein Trittschallverbesserungsmaß von bis zu 20 dB. Aufgrund der sehr schwierigen baulichen Ausgangslage wurde bei dem Musterprojekt die Trittschallbahn doppelt verlegt. Der gesamte Aufbau umfasste damit 2 x 3 mm Trittschallbahn und 25 mm faserarmierten Dünnestrich als Trennlagenkonstruktion. Mit nur 31 mm war das System sogar bei doppelter Verlegung deutlich dünnschichtiger als herkömmliche Aufbauten und konnte mit geringem Aufwand direkt auf dem alten Estrich verlegt werden.

Problemlose Detaillösungen

Dank der geringen Aufbauhöhe waren nur wenige Anpassungen an den übrigen Bauteilen nötig. „Im Altbau haben die Türen meist ausreichend Höhe, so dass es reicht, einfach das Türblatt einzukürzen“, schildert Heinz Wellen. „Alternativ haben wir auch schon die Türzargen 30 mm hochgesetzt. Der vorhandene Rohbau bietet dafür in der Regel genügend Luft.“ Auch für die Bäder hat der Bauleiter Lösungen parat. Da hier die Böden in der Regel nicht mit saniert werden, plädiert er dafür, den neuen Fliesenbelag direkt auf dem alten zu verkleben. „So bleiben die Höhenunterschiede gering und Stolperkanten werden vermieden.“

Auch beim Einbau ergeben sich deutliche Vorteile: da der eingesetzte Dünnestrich bereits nach zwei bis vier Stunden begehbar ist, werden die Einbauzeiten deutlich reduziert. Die 4-Zimmer-Wohnung wurde in nur vier Stunden saniert. Bereits am nächsten Tag konnten die übrigen Modernisierungsarbeiten wieder aufgenommen werden.

Der Einbau des Dünnestrichs erfolgte maschinell. Dadurch entfielen der Transport des Materials über das Treppenhaus sowie das Anmischen innerhalb des Wohnkomplexes. Die Anwohner wurden kaum durch Lärm und Staub gestört. „Nicht einmal die Fenster sind dreckig geworden“, ergänzt Bauleiter Wellen.

Nahezu Neubaustandard erreicht

Um die erzielte Schallverbesserung einwandfrei zu dokumentieren, beauftragte der Bauträger das Institut ITAB, ein Ingenieurbüro für technische Akustik und Bauphysik, mit einer Schallmessung vor und nach der Sanierung. Mit der sogenannten Hammerwerkmethode wurde im Vorfeld ein bewerteter Normtrittschallpegel von 78 dB für die Bestandsdecke ermittelt. Ein Wert, der deutlich über den Grenzwerten der DIN 4109 „Schallschutz im Hochbau“ liegt. Nach der Sanierung mit dem Saint-Gobain Weber Trittschalldämmsystem betrug der Trittschall nur noch 53 dB. Er erfüllt damit bereits in dieser geringen Schichtstärke die Normanforderung und erreicht nahezu Neubaustandard. Die Trittschallverbesserung war sowohl im hoch- als auch im niederfrequenten Bereich messbar. Wie groß die Verbesserung tatsächlich ist, verdeutlicht eine Faustformel. Danach wird bereits eine Schallminderung um 3 dB als Halbierung der Schallintensität wahrgenommen.

Doch objektive Messungen sind im Wohnungsbau nicht alles. Es gilt auch, das individuelle Wohlbefinden der Bewohner sicherzustellen. Die Verantwortlichen des Spar- und Bauvereins Dortmund ermöglichten dem Mieter der betroffenen Wohnung einen „Eigentest“. Er durfte die sanierte Wohnung begehen und dabei besonders lautstark auftreten, während seine Ehefrau in der heimischen Wohnung lauschte. Das Resultat der Probe stellte beide voll zufrieden, der Wohnfrieden war wieder hergestellt.

Auch die Wohnungsbaugenossenschaft zeigte sich überzeugt: Inzwischen wurden weitere Wohnungen und sogar einzelne Räume, teils mit Betondecken, teils mit Holzbalkendecken und Dielenboden, mit dem System saniert. Bauleiter Wellen denkt bereits weiter: Er will die Bodensanierung künftig vorplanen und die Termine für die Bereitstellung der Maschinentechnik vereinbaren, sobald ein Mieter in bekanntermaßen hellhörigen Gebäuden eine Wohnung gekündigt hat. So entstehen beim Mieterwechsel kaum Verzögerungen und die Leerstandszeiten bleiben gering.

Mit maschineller Verarbeitung wurde eine 88-m2-Wohnung in Dortmund in nur vier Stunden fertig gestellt.

Die Trittschallverbesserung von 25 dB war sowohl im hoch- als auch im niederfrequenten Bereich messbar.

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