Barrierefreiheit mit Wärmedämmung

Neue Schwellensysteme ermöglichen erstmals bei Balkontüren und Hauseingängen eine optimale Wärmedämmung und einen wirksamen Schutz gegen Feuchtigkeit und Einbruch.

Der zentrale Knackpunkt bei der Konstruktion barrierefreier Eingänge ist die Türschwelle. Diese muss auch bei geringer Einbautiefe alle notwendigen Funktionen und Anforderungen wie Wärmedämmung, Schlagregensicherheit, Barrierefreiheit, Stabilität und Dauerhaftigkeit sowie Einbruchsicherheit erfüllen. Laut DIN-Norm 18040 (ehemals 18025) sind hier maximale Schwellenhöhen von 20 mm über dem Niveau des Fertigfußbodens erlaubt. Zum Vergleich: Im Bereich von Balkontüren finden sich aktuell häufig Rahmenaufbauten von 100 oder gar 150 mm. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Schwellen trotz geringer Höhe Aufnahmemöglichkeiten für die gängigen Türbeschlagteile bieten. Aus Hersteller- bzw. Verarbeitersicht kommt noch hinzu, dass die Schwellen möglichst für alle Türarten (Einfach- und Doppelfalz, nach in­­nen und außen öffnend) und auch für alle Rahmenmaterialien, also PVC, Holz, Metall und Holz-Metall geeignet sein sollten, um eine einfache und kostengünstige Verarbeitung zu ermöglichen.

Bisher fehlte so eine Gesamtlösung für alle Türen und Anforderungen im Schwellenbereich aufgrund der Vielzahl der verwendeten Profilsysteme. VBH hatte sich deshalb das Ziel gesetzt, gemeinsam mit Beschlagproduzenten und Türenherstellern eine funktionierende Lösung zu entwickeln, die allen Aspekten und Anforderungen gerecht wird. Dabei wurde deutlich, dass nur optimierte und aufeinander abgestimmte Bauteile die Punkte Wärmedämmung, Barrierefreiheit und Sys­­temsicherheit in Einklang bringen können. Das neue greenteQ Schwellensystem von VBH umfasst deshalb alle Komponenten, die für den Einbau einer barrierefreien Türschwelle benötigt werden. Die Systembauteile erfüllen alle gängigen Qualitätskriterien, zum Beispiel in Punkto Stoßfestigkeit, und leisten auch die notwendige geprüfte Dauerhaftigkeit bei

100 000 Öffnungszyklen. Bei der Schlagregendichte können Werte bis E 1050 erfüllt werden. Dauerhaftigkeit und Schlagregenschutz sind damit auch bei niedrigen, barrierefreien Eingängen kein Widerspruch mehr.

 

Thermische Trennung und Unterbaudämmung sind entscheidend

Häufig werden bei barrierefreien Eingängen noch immer die Grundregeln der Wärmedämmung missachtet und einfachste, teils sogar vollkommen schwellenlose Systeme und durchgehende Fußböden gewählt. Die Folge sind nicht nur kalte Füße, sondern erhebliche Energieverluste und weitere unerwünschte Ne-beneffekte wie Zugluft und eine unwirksame Feuchtigkeitssperre. Für eine optimale Wärmedämmung entscheidend ist die thermische Trennung von innen nach außen. Dies ist die wichtigste Voraussetzung zur Vermeidung von Kältebrücken, Feuchtigkeit und Schimmelbildung. Thermische Trennung bedeutet, dass der Bodenbelag zwischen Innen- und Außenbereich durch einen Trennschnitt und eine entsprechend geeignete Unterbaudämmung getrennt wird. Die Unterbaudämmung bildet gleichzeitig die Voraussetzung für den fachgerechten Einbau einer Türkonstruktion mit barrierefreier Schwelle. Als ideal haben sich Dämmsysteme erwiesen, die optimierte Isothermenverläufe aufweisen und gleichzeitig eine hohe Festigkeit und Verschraubbarkeit bieten. Das greenteQ Unterbaudämmprofil beispielsweise ist ein neuartiger Konstruktionsdämmstoff mit höchster Festigkeit. Die Langzeitstabilität und Verschraubbarkeit ohne Vorbohren mit handelsüblichen Fensterbau- oder Spanplattenschrauben erlauben den Einsatz in Bereichen, wo bisher Kältebrücken akzeptiert werden mussten. Eine Tauwasser- und Schimmelbildung wird so erfolgreich verhindert. PVC-Hohlprofile bergen dagegen die Gefahr der Wassereindringung.

 

Wirksamer Schutz vor Feuchtigkeit und Schimmel

Die zweite wichtige Funktion, die eine Türschwelle leisten muss, ist der Feuchtigkeitsschutz. Kältebrücken aufgrund unzureichender thermischer Trennung bergen grundsätzlich immer die Gefahr der Tauwasser- und damit der Schimmelbildung. Zwei zentrale Grenzwerte gilt es hier zu beachten. Zum einen die sogenannte 10° C Isotherme: Das bedeutet, diese Oberflächen- bzw. Brückentemperatur am Türrahmen sollte im Normalfall nicht unterschritten werden, da bei einer Temperatur von 9,3° C die Tauwassergrenze liegt – sich also Tauwasser am Rahmen niederschlägt (bei Standardraumklima: 20° C/50 % Luftfeuchtigkeit). Zur Vermeidung von Schimmelbildung gilt sogar die 13° C-Isotherme, denn bereits bei einer Brückentemperatur von 12,6° C steigt das Schimmelrisiko erheblich.

Diese Werte können bei einem barrierefreien Eingang aufgrund begrenzter Volumina der Dämmstoffe mit normal üblichen Unterbauprofilen nicht erzielt werden. Ein einfacher Trick bringt aber den gewünschten Effekt: Durch die Einbringung einer Aluminium-Schiene (Alu-Deckleiste) am Untergrund wird Wärme gezielt an die Kältebrücken der Türschwelle geführt, sodass hier bei Normaltemperaturen (außen -5° C/innen +20° C) der Grenzwert von 13° C nicht unterschritten wird. Schimmel- und Tauwasserbildung wird so auf einfache Weise wirksam unterbunden. Dieses Verfahren ist sowohl bei Holz- als auch PVC-Rahmen möglich, jedoch nur in Verbindung mit einer hochgedämmten Schwelle und einem entsprechend guten Unterbaudämmprofil.

 

Besonderheiten bei Balkontüren

Balkontüren weisen im Vergleich zu Hauseingangstüren noch weitere Anforderungen auf. Zum einen müssen die Rahmenprofile von Balkontüren aufgrund der üblichen Dreh-Kipp-Funktion auch im Schwellenbereich Mechaniken aufnehmen können, zum anderen wirken teilweise erhebliche Hebelkräfte auf die Unterbodenkonstruktion. Die untere Rahmenkonstruktion ist bei Balkontüren deshalb häufig aufgrund der Rahmenhöhe eine Stolperfalle – nicht nur für ältere oder ge­­sundheitlich eingeschränkte Personen. Auch hier ist jedoch die Möglichkeit zur barrierefreien Gestaltung gegeben, sodass für alle Hausbewohner eine erhebliche Komfortsteigerung möglich ist. Neue barrierefreie Schwellensysteme erlauben die Aufnahme aller Arten von Beschlägen, auch verdeckte und einbruchhemmende Beschläge. Darüber hinaus können untere Verschlussüberwachungen zur Einbruchsicherung durch Alarmanlagen eingebracht werden.

Nahezu alle Beschlaghersteller entwickeln derzeit passende Beschläge für die neue barrierefreie Schwelle, die gemäß den Vorschriften die maximale Schwellenhöhe von 20 mm nicht überschreitet und trotzdem in Verbindung mit einem geeigneten Unterbaudämmprofil die notwendige Stabilität ermöglicht. Die Konstruktionen bieten im Verbund selbst bei hohen Hebelkräften, wie sie beispielsweise bei Öffnungsbegrenzern auftreten, einen sicheren Halt. Eine stabile Deckelbrücke der Schwelle sorgt zudem für lang anhaltende Sicherheit.

 

Fazit: Für barrierefreie Schwellen gelten keine Ausnahmen mehr

Zwar erfordern barrierefreie Eingänge besondere Lösungen, diese sind aber heute verfügbar. Zentrale Punkte dabei sind die thermische Trennung des Bodens sowie geeignete Unterbaudämmprofile in Verbindung mit einer ge­­eigneten Schwelle. Um eine umfassende Sys­­temsicherheit in Bezug auf Wärmedämmung, Schimmel- und Feuchteschutz, Einbruchsicherheit und Dauerhaftigkeit  ga­­rantieren zu können, sollten optimierte und speziell aufeinander abgestimmte Komponenten (Schwelle, Unterbaudämmprofil, Klebstoffe, Füllstücke für Kunststoffprofile, Wetterschenkel, Bürstendichtungen) verwendet werden. Diese Systeme ermöglichen eine optimale Wärmedämmung sowie einen funktionierenden Feuchte- und Schimmelschutz für alle Rahmenmaterialien. Systemsicherheit und Barrierefreiheit sind dann kein Widerspruch mehr.

Im Bereich Terrasse und Balkon wird zunehmend der Sicherheitsaspektbarrierefreier Ein­­gänge wichtig. Hier zeichnet sich ein Trend zum künftigen Standard ab, zumindest in Neubauten. Die Lösungen bieten einen hohen Komfortfaktor für alle Bewohner bei gleichzeitig geringerem Sturzrisiko. Auch die Versicherungsunternehmen, für die Stolperfallen oder wenig einbruchshemmende barrierfreie Halblösungen ein bedeutender Kostenfaktor sind, haben dies inzwischen erkannt. Schließlich besitzt jedes Haus nur eine Eingangstür, aber immer mehrere Balkontüren. Zusätzliche Anreize zur barrierefreien Gestaltung der Hauseingänge, Balkon- oder Terrassentüren schaffen staatliche Fördermaßnahmen.

Dauerhaftigkeit und Schlagregenschutz sind auch bei niedrigen, barrierefreien Eingängen kein Widerspruch mehr.

Häufig werden bei barrierefreien Eingängen noch immer die

Grund­regeln der Wärmedämmung missachtet.

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