Ankurbeln und nicht abwürgen

Der ehrenamtliche BFW-Präsident Dirk Salewski spricht Klartext. Diesmal geht es um verlässliche Rahmenbedingungen für den Bau neuer Wohnungen.

Unbequeme Wahrheiten müssen ausgesprochen werden, auch wenn sie vielleicht niemand mehr hören möchte: Uns steht das vermutlich „dicke Ende“ noch bevor. Wenn im Herbst und Winter viele der laufenden Bauprojekte fertiggestellt werden, wird auch dem Letzten auffallen: Da kommt nichts nach. Denn die gesamte Marktlage ist mehr als nur schwierig. Nicht leistbare Kosten, nicht marktfähige Anforderungen und Finanzierungen, die schlicht zu teuer sind.

Mit den Kosten steigt in den Unternehmen die Verunsicherung. Die Nachfrage wird weiter sinken, weil die Preise anziehen müssen. Allein der Bedarf bleibt riesig.

Damit aus der jetzigen Delle kein Abgrund wird, muss schnell und mutig gehandelt werden. Das Motto muss lauten: Weniger ist mehr! Kreativen Spielraum ermöglichen, um Lösungen für die Zukunft zu finden. Deshalb ist der Dialog im Bündnis bezahlbarer Wohnraum gut und wichtig.

Die Anforderungen an die Branche sind gerade beim Klima-Thema enorm. Doch was nutzt die x-te Verschärfung der Neubaustandards, bei der nur noch das letzte kleine Quäntchen Einsparung herausgeholt wird, zu nicht vermittelbar hohen Kosten für alle Beteiligten. Zur Erreichung der Klimaziele wären Investitionen in den Bestand häufig viel wirtschaftlicher, da mit weniger Geld viel mehr Effekt erreicht werden könnte.

Und immer kompliziertere Anforderungen für Neubauförderung durch z.B. das QNG-Siegel, die vor allem teuer sind, bringen uns den Klimazielen nicht näher.

Geeignete Gebäude müssen zu Energieproduzenten werden. Hier muss die Wirtschaftlichkeit im Fokus stehen und eine Herangehensweise gewählt werden, die ganze Quartiere in den Blick nimmt. Es muss möglich werden, den Energiebedarf und auch Gewinnung nicht mehr nur objektbezogen zu betrachten, sondern auf Quartiersebene. Anders ausgedrückt, Solarkollektoren sollten auf Dächer gebaut werden, wo auch die Sonne scheint. Eine reine Solardachpflicht bei Neubauten ist nicht zielführend. Das Thema Mieterstrom bietet allerdings die Möglichkeit Anreize zu schaffen und Fortschritt zu erreichen. Die steuerlichen Rahmenbedingungen für die Wohnungswirtschaft sollten angepasst werden und es Wohnungsunternehmen ermöglichen, unbürokratisch und steuerlich unbedenklich Strom zu produzieren und zu verkaufen. Das würde den Schub bringen, den es hier braucht.

Es bedarf auch hier keiner Verpflichtung, sondern vielmehr einer Ermöglichung.

Energieeffizienz ist mehr als nur Dämmen. Wenn wir es ernst meinen mit Klimaschutz und dem Schaffen von Wohnraum in relevanter Größenordnung, dann kann es nur die Kreativität und der Erfindergeist der Planerinnen und Planer sein, die uns helfen. Praxisferne Vorschriften bremsen uns aus. Maß und Mitte lauten die Parameter der Lösung.

Die Niederlande haben es uns vorgemacht, mit einem radikalen Schnitt ein verfilztes und in vielen Gesetzen und Verordnungen verworrenes Baurecht auf ein ordnungsrechtliches Mindestmaß zurückzustutzen, den Bürgerinnen und Bürgern Eigenverantwortung zurückzugeben und die Bau- und Immobilienbranche in einer Zeit der Krise massiv zu unterstützen.

Es muss aber auch Bauland mobilisiert werden – ohne zusätzliche Flächen zu versiegeln. Durch die Schaffung zusätzlichen Wohnraums wird Druck vom Markt genommen. In viel zu vielen Städten wird leider eher zurückhaltend Bauland ausgewiesen und bestehendes Baurecht selten den heutigen Erfordernissen angepasst. Darüber hinaus werden Aufgaben der Daseinsvorsorge und Infrastruktur auf uns Investoren übertragen. Die Bebauungspläne werden mit Anforderungen überfrachtet. Umstände, die preisgünstiges Bauen nicht befördern, sondern aktiv verhindern.

Wir brauchen also äußerst kurzfristig Lösungen für diese konkreten Aufgaben. Wir brauchen für die Zukunft verlässliche Rahmenbedingungen, sowohl was die ordnungsrechtlichen Anforderungen als auch das Förderregime betreffen. Wir haben keine Zeit zu verschwenden.

x

Thematisch passende Artikel:

Neuer BFW-Präsident: Dirk Salewski zum Nachfolger von Andreas Ibel gewählt

Dirk Salewski ist auf der jüngsten Mitgliederversammlung zum neuen Präsidenten des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) gewählt worden. „Ich freue mich sehr über die...

mehr
Ausgabe 06/2022

Planungssicherheit und Flexibilität

Um das Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen erreichen zu können, soviel steht fest, braucht es eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Beteiligten. Vom Bündnis Bezahlbares Wohnen soll...

mehr
Ausgabe 09/2022

400.000 neue Wohnungen bleiben ein Traum

Manchmal ist die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit nur schwer zu überbrücken. Und es gibt Ziele, die nur erreichbar sind, wenn Pläne und Rahmenbedingungen übereinstimmen. Das gilt auch für...

mehr
Ausgabe 11/2023

Zu wenig, zu spät?

Ein 14 Punkte Plan der Bundesregierung soll die Probleme des Wohnungsmarkts lösen. Um es gleich vorwegzusagen: Vor nicht allzu langer Zeit hätte kaum jemand damit gerechnet, dass es ein vorsichtiges...

mehr
Ausgabe 04/2024

Wärmewende kalt erwischt?

Kennen Sie die Ballade von der Unzulänglichkeit des menschlichen Planens von Berthold Brecht? Da heißt es: „Ja, mach nur einen Plan! Sei nur ein großes Licht! Und mach noch`nen zweiten Plan, Gehen...

mehr