Brandschutz im Mehrgeschosswohnbau

Umlaufender Brandriegel

Weniger Verschnitt, schneller montiert: Umlaufende Brandriegel sind wirtschaftlicher als der Einbau nicht brennbarer Dämmstoffe über dem Fenstersturz. Das Verfahren ist bauaufsichtlich zugelassen und erfüllt die DIN 4102. Es sind allerdings Vorgaben und Maße einzuhalten, damit der Brandschutz gewährleistet bleibt.

Um die Dämmarbeiten mit Polystyrol-Dämm-systemen zu beschleunigen und den Verschnitt zu minimieren – ohne an der Brandsicherheit zu sparen – ist seit Kurzem die Montage sogenannter Brandriegel möglich. Diese Riegel aus nichtbrennbarer Mineralwolle laufen oberhalb der Fenster über die gesamte Gebäudebreite und schließen direkt an die PS-Platten an. Sie verhindern den Brandüberschlag aus dem Fens-ter in höher gelegene Stockwerke und sind eine neue Alternative zu der Sturzdämmung aus Mineralwolle, die bislang über jedem einzelnen Fenster eingebaut werden musste. Somit entfallen also auch die aufwändigen Einpassarbeiten. Das Verfahren ist bauaufsichtlich zugelassen, bspw. für zwei Systeme von Sto.
Die Rationalisierungsvorteile der neuen Sys­temtechnik kommen vor allem bei Gebäuden mit hohem Fensteranteil zum Tragen. Dort führt der zeitintensive Zuschnitt für die Dämmung über den Fenstern sonst zu besonders hohen Lohnkosten. Die Montage des Brandriegels erfüllt die Anforderungen gemäß DIN 4102.
Maximal-Abstände beachten
Für Platzierung und Dimensionierung des Brandriegels gibt es exakte Vorgaben:
– Der maximale Abstand zwischen Oberkante Fenster und Unterkante Brandriegel beträgt 50 cm.

– Der Riegel muss unterbrechungsfrei um das gesamte Gebäude laufen.

– Der Brandriegel muss mindestens 20 cm hoch sein, die Dämmstoffdicke darf zwischen 11 und 30 cm liegen.

– Zwischen zwei Riegeln dürfen maximal zwei Geschosse liegen.

– Vorgeschrieben ist Baustoffklasse: A .

– Großflächig verglaste Abschnitte

– beispielsweise über die volle Höhe verglaste Treppenhäuser

– erfordern unter Umständen individuelle Lösungen.


BBB: Warum ist Brandschutz ein Fassadenthema?
Markus Kammerer: Weil zum Beispiel ein Zimmerbrand über die Fassade auf andere Stockwerke übergreifen kann. Das müssen wir verhindern. Zu den brandschutztechnischen Maßnahmen bei Polystyrol-WDV-Systemen gehört der Einbau nichtbrennbarer Dämmstreifen.

BBB: Was bringt der umlaufende Brand-riegel als Alternative zum Mineralwoll-Streifen über jeder Gebäude-Öffnung?
Markus Kammerer: Statt einzelner Streifen über jedem Fenster – mit zeitaufwändigem Zuschnitt – ist nur ein durchlaufender Mineralwolle-Riegel in die EPS-Dämmung einzufügen und das auch nur nach jedem zweiten Geschoss. Außerdem entfallen die Konflikte an Jalousien- und Rollladenkästen mit ihren zum Teil komplizierten Details. Das be­­schleunigt die Arbeit und schließt Fehlerquellen aus. Der Auftraggeber erhält höhere Ausführungss­icherheit und effizientere Baustellenabwicklung.

BBB: Darf der Brandriegel auch bei Aufdoppelungen eingesetzt werden?
Markus Kammerer: Ja, allerdings muss der Mineralwolle-Streifen auch dann vollflächig auf dem Mauerwerk verklebt werden. Die Altdämmung ist an dieser Stelle also zu entfernen.

BBB: Nun gibt es viele unterschiedliche Fassaden ...
Markus Kammerer: Stimmt. Verglaste Treppenhäuser über mehrere Geschosse, Fensterbänder, Loggien oder versetzte Öffnungen stellen höhere Anforderungen an die Planer. An mehrgeschossigen Treppenhausverglasungen zum Beispiel läuft zusätzlich ein Brandriegel um diese Öffnung herum, bei versetzt angeordneten Fenstern ist besonders auf den Maximal-Abstand von 50 cm zu achten. Für solche Fälle hat der Arbeitskreis 10 des Fachverbandes WDVS konkrete Detail-Lösungen erarbeitet.

BBB: Ein Tipp zum Schluss …
Markus Kammerer: Informieren Sie sich gründlich! Informationen finden Sie im Internet über die Seite des Fachverbandes www.heizkosten-einsparen.de oder www.sto.de/brandriegel.

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