Zukunft Lebensräume: Erfolgreiche Premiere der Kongressmesse mit 352 Teilnehmern

Der branchenübergreifende Diskurs von Bau-, Wohnungs- und Gesundheitswirtschaft zum demografischen Wandel stieß auf große Resonanz. Unter der Schirmherrschaft von Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann diskutierten Experten aus der Bau-, Wohnungs- und Gesundheitswirtschaft zwei Tage lang auf der Kongressmesse „Zukunft Lebensräume“ (www.zukunft-lebensräume.de) die Auswirkungen des demografischen Wandels.

„352 Teilnehmer und 21 Aussteller haben das Konzept angenommen“, so Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Frankfurt.. In einer älter werdenden Gesellschaft nähmen die Überschneidungen beim Bauen, Wohnen und in der Pflege immer stärker zu. Mit der Zukunft Lebensräume habe man erstmalig den Vertretern der drei am stärksten betroffenen Branchen eine gemeinsame Plattform geboten. „Wir sehen darin ein elementares Zukunftsthema, das wir am Standort Frankfurt fest etablieren wollen.“

Zwei ganze Tage lang über den eigenen Tellerrand zu schauen, diese Gelegenheit nutzten viele Kongressteilnehmer gerne: Nicht nur das Forum diente dabei als Plattform, um sich über Lösungsansätze zu informieren und neueste Ergebnisse der Forschung kennenzulernen. Gut besucht waren auch die parallel angebotenen Lounges zu Design- und Technik-Themen, die Experten-Gespräche im kleinen Kreis sowie das Praxis-Forum. Während der Vorträge und in den bewusst großzügig gestalteten Pausen war hier Raum für den individuellen Dialog.

„Wir brauchen Wohnraum, der für Menschen – unabhängig von Alter und gesundheitlichen Einschränkungen – geeignet und bezahlbar ist.“ Mit diesem Grundsatz-Statement drückte Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbands GdW, bei der Eröffnungsdiskussion der Zukunft Lebensräume den Wunsch der anwesenden Branchenvertreter aus. „Erst die Schaffung weiterer barrierearmer Wohnungen in Quartieren mit einem ausreichenden Dienstleistungsangebot ermöglicht einer breiten Bevölkerungsgruppe das Leben und Altern in vertrauter Umgebung.“

Inklusion war auch das Schlagwort für Dr. h. c. Jürgen Gohde, Vorstandsvorsitzender des Kuratoriums Deutsche Altershilfe: „Über eine altersgerechte Neu- oder Altbausubstanz hinaus besteht ein Recht auf Teilhabe und Selbstbestimmung. Quartiere mit Inklusion oder eine vorausschauend altersgerechte Infrastruktur in den Kommunen sind ebenso erforderlich wie Pflege und Kulturangebote.“ An beiden Tagen standen deshalb die aktuellen Trends der Stadt- und Quartiersentwicklung ebenso im Fokus wie neue Wohnkonzepte sowie Beispiele aus der urbanen und ländlichen Wohn- und Pflegepraxis.

Das Quartier für Senioren erhalten

Alexander Künzel, Vorstandsvorsitzender der Bremer Heimstiftung, stellte SONG (Netzwerk: Soziales neu gestalten) vor. Er sieht die Quartierskonzepte der Zukunft in der Rolle eines personaleffizienten Fundaments moderner Altenhilfe. Sein Fazit: Es bedarf einer
Förderung vielfältiger Konzepte für Pflege und Teilhabe im Quartier. Dazu gehöre es auch, „qualifiziert fürs Quartier“ zu sein – mit einem der jeweiligen Situation gerechten Dienstleistungs- und Netzwerk-Management.

Dem schloss sich auch Dr. Rudolf Ridinger an. Der Direktor des Verbands der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft sieht in zukünftigen Wohnvierteln das Wohnen von Alt neben Jung, innovative Nachbarschaftshilfen, intelligente Notfallsysteme, standardisierte E-Health- und Hightech-Lösungen sowie spezielle Angebote für besondere Zielgruppen – wie Demenzkranke – als einen vielversprechenden Weg aus der Demografie-Problematik. Dass das Altwerden in den eigenen vier Wänden durchaus realisierbar ist, bewies auch Elsbeth Rütten, Ambulante Versorgungsbrücken e. V. Bremen, in ihrem Beitrag „Zuhause hat Zukunft“. Entstanden aus einer Patienteninitiative, umfasst das heutige Angebot neben den zentralen Aufgaben rund um die Genesung die Beratung von Senioren, Wohlfühlanrufe, Hilfe zur Selbsthilfe und Prävention. Größtmögliche Autonomie und die Erhöhung der Lebenszufriedenheit seien wesentliche Leitmotive ihres mittlerweile mehrfach prämierten Engagements, so Rütten.

Gefragt: flexible und altersgerechte Wohnformen

Neben diesen eher weichen Faktoren sind Architekten und  Innenarchitekten bei der Frage nach altersgerechtem Wohnraum mit ganz anderen Fragestellungen konfrontiert – unter anderem mit Baukosten und Normen. Wie Prof. Dr. Thomas Jocher vom Institut
Wohnen und Entwerfen (IWE) der Universität Stuttgart deutlich machte, gilt es daher, sich möglichst früh mit geeigneten Wohnformen auseinanderzusetzen. Sein Forschungsprojekt „ready – vorbereitet für altengerechtes Wohnen“ verdeutlicht: „Wohnen im Alter ist kein alter Zopf!“ Es gelte jedoch, sich einer neuen Quantität und Qualität, einer neuen Schicht von Alten mit oftmals wenig homogenen Charakteristiken zu widmen. Das ready-Konzept zeige,
wie komplette Neubauten schon heute einfach, kostengünstig und in kurzer Zeit für eine langlebige Nutzung durch mehrere Generationen einzurichten wären.

Jochers Kollege Rolf Toyka, Geschäftsführer der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, begrüßte die neue Chance, die die Zukunft Lebensräume auch seiner Berufsgruppe bot: „Unter der Prämisse des demografischen Wandels nimmt die Komplexität des Planens und Bauens zu. Bei der steigenden Relevanz dieses Themas ist es erforderlich, eine noch engere Zusammenarbeit aller betroffenen Disziplinen zu bewirken. Dabei sind auch bezahlbare, intelligente Lösungen abseits der DIN-Norm 18040 relevant. Lieber häufiger „barrierfrei light“-Lösungen als wenige perfekte DIN-Umsetzungen.“

Ein konkretes Beispiel mit ganz besonderen architektonischen Anforderungen ist in der Schweiz entstanden: das Genossenschaftsprojekt Kraftwerk 1 in Zürich. Dipl.-Ing. Architektin SIA Claudia Thiesen hatte schon in frühesten Planungsschritten für dieses richtungsweisende Mehrgenerationen-Wohnkonzept die späteren Bewohner befragt. Dadurch lernte sie deren Bedürfnisse besser kennen, erzielte vom Start weg eine hohe Identifikation mit dem Projekt und reduzierte von vorneherein ein späteres Leerstandsrisiko. Ein breites Angebot an unterschiedlichen Wohnungen und Gemeinschaftsarealen ermöglicht heute vielen Generationen eine gute Nachbarschaft mit Begegnung, Austausch und Unterstützung.

Zu den außergewöhnlichen Programmpunkten zählten sicherlich auch Vortrag und interaktiver Workshop des Zukunftsinstituts. Geschäftsführerin Christiane Friedemann und Co-Referent Mark Morrison skizzierten die Trendfelder „Kollaboratives Wohnen“, „Smartes Wohnen“ und „Konzeptwohnen“ mit Neuerungen wie beispielweise einer autarken Bio-Küche oder mobilen Möbeln. Nach dieser Inspiration entwickelten die Kongressteilnehmer in Kleingruppen selbst kreative Szenarien für die Zukunft des Ein- und Mehrfamilienhauses oder des Pflegeheims.

Fachausstellung mit Design und Hightech

Die begleitende Fachausstellung präsentierte eine Reihe von Produkten, die speziell auf die Bedürfnisse älterer Generationen  zugeschnitten sind. Dazu gehörte unter anderem ein mit Sensoren ausgestatteter Bodenbelag, dessen Einsatzbereiche von der Sturzerkennung mit Notrufweiterleitung über das Registrieren von Einbrüchen bis hin zum automatischen Einschalten des Lichts beim morgendlichen Aufstehen reichen.

Sonderschau „Design für alle“: Vielfalt statt nur Lösung

Ebenfalls Zuspruch fand die Sonderschau „Design für alle“.  Dem Konzept von Mathias Knigge liegt die Idee zugrunde, dass die Gestaltung der Umwelt stets am Menschen orientiert werden sollte. Es geht darum, Ausgrenzungen – auch altersbedingte – zu vermeiden. „Design für alle“ berücksichtigt die Vielfalt der Menschen, so der Ansatz des Hamburger Designers. Er bringt verwandte Begriffe ins Spiel wie Universal Design, Accessibility, Usability, Chancengleichheit, Barrierefreiheit, Demografiefestigkeit. Sein Credo: Funktionalität geht einher mit Ästhetik und Design. Als besonders lehrreich empfanden Besucher den in der Ausstellung genutzten grauwert-Simulationsanzug, der dem Träger den Eindruck vermittelt, im Körper eines Menschen im fortgeschrittenen Lebensalter zu stecken. Der Anzug soll helfen, motorische Restriktionen zu simulieren und Verständnis für die Einschränkungen im Alter zu wecken.

Die Premiere der Kongressmesse wurde von Branchenverbänden und Partnern unterstützt. Gemeinsames Ziel der anwesenden Vertreter aus Politik, Unternehmen und Institutionen war es, die Entwicklung generationenübergreifender und -verbindender Quartiere voranzubringen.

Am 29. und 30. April 2015 findet die nächste Zukunft Lebensräume gemeinsam mit der führenden Fachveranstaltung zum Thema „Ambient Assisted Living“, dem AAL-Kongress des VDE, in Frankfurt am Main statt.

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