Hekatron: Inspektion von Rauchwarnmeldern aus der Ferne allein reicht nicht aus

Auf der „European Conference on Fire Detection in Private Homes“ der EUSAS (European Society for Automatic Alarm Systems) tauschten sich Experten aus Industrie und Wissenschaft über den aktuellen Stand der Branderkennung im Privatbereich aus. Ein wichtiges Ergebnis der von Hekatron ausgerichteten Konferenz war zum Beispiel die Erkenntnis, dass eine Inspektion von Rauchwarnmeldern aus der Ferne, also von außerhalb der Wohnung, allein nicht ausreichend ist.

Die 1989 gegründete EUSAS bietet Wissenschaftlern und Vertretern der Industrie eine Plattform für den fachlichen Austausch unter anderem auf dem Gebiet des technischen Brandschutzes. Dieser Austausch dient einerseits der Industrie als Grundlage für die Entwicklung neuer und innovativer Technologien und Produkte und gibt andererseits den Wissenschaftlern neue Impulse für praxisorientierte Forschung. EUSAS veranstaltet regelmäßig Konferenzen und Workshops zu verschiedenen sicherheitstechnisch relevanten Schwerpunkten.

Thema der jüngsten Veranstaltung, bei der mehr als 60 Experten aus ganz Europa in Freiburg zusammenkamen, war die Branderkennung im Privatbereich. Im Rahmen der „European Conference on Fire Detection in Private Homes“ wurden der aktuelle Stand der Normierung sowie Erfahrungen aus Statistiken im Zusammenhang mit dem Konferenzthema erläutert. Abschließend wurden aktuelle, die Branderkennung im Privatbereich betreffende Projekte zu Erfahrungen von Feuerwehren und Endnutzern diskutiert.

Ferninspektion: Technik allein ist keine Lösung

Zunächst erhielten die Teilnehmer einen Überblick über die aktuellen Änderungen der Produktnorm DIN EN 14604, die für ganz Europa geltend Anforderungen, Prüfverfahren und Leistungskriterien für Rauchwarnmelder festlegt. Die Anwendungsnormen für diese Geräte dagegen sind von Land zu Land unterschiedlich. So ist in einigen Ländern ein Trend zur Vernetzung zu beobachten. Anlass für lebhafte Diskussionen bot in diesem Zusammenhang das stark marktgetriebene Thema, die im Rahmen von Inspektionen erforderliche Sichtprüfung der Rauchwarnmelder durch eine technische Prüfung aus der Ferne zu ersetzen.

Bei Abwägung aller Vor- und Nachteile wurde deutlich, dass eine nur auf die Technik setzende Inspektion keine Lösung sein kann, sondern dass hier weiterhin die Kompetenz eines Menschen – einer Fachkraft für Rauchwarnmelder – direkt vor Ort unumgänglich ist. „Ich war überrascht davon, welchen Nutzen ein vernetztes Haus und die Ferninspektion von Rauchwarnmeldern potenziell haben können – ebenso wie davon, was noch im Bereich des Datenschutzes, der Teststandards und -abläufe sowie der Verantwortlichkeiten geklärt werden muss, bevor die Ferninspektion eine allgemeine Anerkennung erfahren kann.

In den USA sind allgemein die Eigentümer für die Überprüfung und Wartung ihrer Rauchwarnmelder verantwortlich. Leider stehen diese Aufgaben aber meist auf ihrer To-do-Liste nicht besonders weit oben. In diesem Zusammenhang wäre eine Ferninspektion sehr interessant“, erläutert Marty Ahrens, Senior Manager, Fire Analysis Services bei der US-amerikanischen NFPA (National Fire Protection Association), Referentin und Teilnehmerin der Konferenz. „Ich war überrascht davon, wie viel die USA und Europa hinsichtlich vieler dieser Fragestellungen gemeinsam haben.“

Statistiken liefern wichtige Erkenntnisse

Wie die Statistiken über Brände aus verschiedenen Ländern zeigen, existieren bereits wichtige Daten zu diesem Thema. So liegt in Österreich bei der Personengruppe über 65 Jahren ein Schwerpunkt bei den Brandopfern vor. Brandschutzmaßnahmen müssen den Bedürfnissen dieser Gruppe Rechnung tragen. Analysen aus Großbritannien und den USA zufolge ist der Ausstattungsgrad der Privathaushalte mit Rauchwarnmeldern in diesen Ländern hoch – in den USA liegt er Telefonumfragen zufolge dauerhaft bei 95 %.

Dennoch sind dort mehr als ein Drittel aller Brandtoten Opfer von Bränden in Objekten ohne Rauchwarnmelder. Und ein Viertel der Brandtoten geht auf Brände zurück, bei denen ein Rauchwarnmelder zwar vorhanden war, aber nicht funktionierte. „Wir alle benötigen qualitativ gute Daten, um die Weichen richtig zu stellen“, betont Marty Ahrens. „Für NFPA ist der auf dieser Konferenz verfolgte Ansatz sehr interessant, die Brandstatistiken verschiedener Länder zu vergleichen.“

Zielgruppenorientiert über Rauchwarnmelder informieren

Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Rauchwarnmeldern zeigt sich, dass dadurch Personen nachweislich gerettet wurden. Gleichzeitig gehen bei den Feuerwehren immer mehr sogenannte Falschalarme ein, denen kein echter Brand zugrunde lag. Das führt zu einem veränderten Einsatzspektrum. Wie ein Vortrag zur Brandschutzerziehung verdeutlichte, ist das Thema Rauchwarnmelderpflicht in der Öffentlichkeit zwar mittlerweile angekommen. Dennoch besteht weiterhin ganz basaler Aufklärungsbedarf darüber, was ein Rauchwarnmelder überhaupt ist und wie er funktioniert. Um dieses Thema den beiden Hauptrisikogruppen, Kindern und älteren Menschen, näherzubringen, sollten die Informationen zielgruppengerecht aufbereitet werden – in England beispielsweise wird über Rauchwarnmelder auch schon mal gerappt.

Im Anschluss an die Konferenz nutzten die Teilnehmer die Gelegenheit, bei einer Besichtigung des Werks von Hekatron am Firmensitz Sulzburg neben der Produktion auch das Erprobungslabor für Brandmelderapplikationen, ELBA, das modernste Brandlabor Europas, in Augenschein zu nehmen.

„Die Konferenz gab einen guten Überblick über den Stand der Technik und zukünftige Entwicklungen von Rauchwarnmeldern“, resümiert aus Teilnehmersicht Frank Peter, Geschäftsführer der österreichischen brandRat ZT GesmbH. „Als Brandschutzplaner konnte ich aufgrund der internationalen Vorträge wesentliche Erkenntnisse über den Anwendungsbereich von Rauchwarnmeldern mitnehmen. Eine sehr gelungene Konferenz.“

Dr. Sebastian Festag, Leiter Anwendungsforschung bei Hekatron und Organisator der Konferenz, ergänzt: „Die auf der Konferenz dargestellten Erfahrungen aus dem In- und Ausland zeigen, dass Rauchwarnmelder eine sinnvolle Lösung zum Schutz von Menschenleben im Brandfall sind.“ Voraussetzung dafür sei allerdings, „dass nur qualitativ hochwertige Produkte zum Einsatz kommen und dass wir nicht durch unbedacht eingeführte Änderungen, wie beispielsweise mit einer rein technischen Überprüfung der Rauchwarnmelder aus der Ferne, den erreichten Sicherheitsstandard wieder infrage stellen.“

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