In Zukunft smart:
Der intelligente Stromzähler im cleveren Haus

Haben auch Sie in Ihrer Wohnung oder Ihrem Haus den guten alten elektromechanischen Stromzähler im Einsatz? Lesen auch Sie einmal im Jahr unter Zuhilfenahme von Taschenlampe und Kugelschreiber den Zählerstand ab? Wie schön wäre es doch, wenn der Verbrauch nachvollziehbarer wäre. Welches Gerät ist mein größter Stromverbraucher? Vielleicht sogar visualisiert auf Notebook oder Smartphone.

Nun hört man in letzter Zeit in diesem Zusammenhang den Begriff „Smart Metering“ sehr häufig. Doch was ist damit gemeint und was hat das mit „Smart Home“ zu tun?

Eigentlich geht es zunächst nur darum, ausschließlich die Daten unseres Stromverbrauchs mit einem kommunikationsfähigen intelligenten Stromzähler an das Abrechnungsunternehmen zu übertragen und im Gegenzug Informationen über den aktuellen Strompreis zu bekommen. Das Ganze sollte schon seit 2011 angewendet werden, aber bis heute sind noch keine Geräte verfügbar, die die zahlreichen technischen und rechtlichen Auflagen vollständig berücksichtigen.

Zustimmung aus Brüssel fehlt noch

Die komplizierten Randbedingungen hinsichtlich der Kommunikationsprotokolle und der zu übertragenden Inhalte sowie die einzuhaltenden Sicherheitsrichtlinien bezüglich der Selbstbestimmung in der eigenen Wohnung und dem Schutz personenbezogener Daten sind Anfang des Jahres festgeschrieben worden. Eigentlich könnte es also zumindest in dieser Hinsicht mit dem Smart Metering jetzt losgehen. Aber es fehlt noch die Zustimmung der EU aus Brüssel und hiernach müssen die entsprechenden Geräte noch zertifiziert und produziert werden.

Sobald dieses Verfahren abgeschlossen ist, kann also künftig für jede Wohnung eine Kommunikationsbasis zur Verfügung stehen, die unter Wahrung der Grundrechte einen gesicherten Verbindungsaufbau garantiert und den Datenaustausch in kaufmännisch und rechtlich verbindlicher Form ermöglicht. Es wäre nun aber schade, wenn man den Smart Meter – so wie zunächst vorgesehen – ausschließlich für das Übertragen von Stromverbrauchs- und Preisinformationen nutzt.

Deutliche Steigerung des Komforts

Im Bereich Smart Home erwarte ich in unseren Häusern und Wohnungen in den kommenden Jahren eine deutliche Steigerung des Komforts, der Lebensqualität und der Sicherheit. Das ganze kann und soll mit einem Anstieg der Energieeffizienz verbunden sein. Voraussetzung dafür ist aber, dass die betreffenden technischen Geräte und Einrichtungen miteinander kommunizieren können, um untereinander die Informationen auzustauschen, die den Mehrwert möglich machen. Ob das nun kabelgebunden oder drahtlos erfolgt, sei zunächst dahingestellt, denn anderweitig sind die Hürden wesentlich höher, als bei der Frage der Kommunikationsart.

Da ist zunächst die Sprache (das Kommunikationsprotokoll) des Datenaustausches. Hier herrscht aktuell eine wahrhaft babylonische Sprachverwirrung, was angesichts der Vielzahl der beteiligten Disziplinen, die von der Steuerung einer Heizung über die Weiße Ware, den Bereich des umgebungsgestützten Lebens (Ambient Assisted Living; AAL) bis hin zur Telematik im Gesundheitswesen reicht, auch nicht verwundert. Jede dieser Branchen hat historisch bedingt eigene Standards entwickelt und es ist durchaus verständlich, wenn man davon nicht abweichen möchte. Eine einheitliche Kommunikation ist aber anzustreben, wenn man in diesem Bereich Fortschritte machen und die möglichen Vorteile nutzen möchte. Nur dann lassen sich die verschiedenen Anwendungen auf einer gemeinsamen Plattform sinnvoll zusammenfassen und von dort aus beobachten, bedienen und rechtssicher dokumentieren.

Was haben aber nun Smart Metering und Smart Home miteinander zu tun?

Dieser Zusammenhang lässt sich ganz einfach herstellen. Möchte man neben dem reinen Austausch von Zustandsinformationen aus dem Smart Home (z.B.: Wie steht es um die Heizung?  Was macht meine Waschmaschine? Wie ist der Verlauf des Blutdrucks?) z.B. ein effizientes Energiemanagement einrichten und nutzen, so sind Verknüpfungen zwischen beiden Systemen erforderlich. Die Daten der beim Smart Metering ohnehin vorhandenen Verbrauchszähler und auch die dort vorhandene hochwertige Kommunikationsstrecke könnten ohne großen Aufwand auch für Aufgaben im Bereich Smart Home genutzt werden.

Übers Smartphone einwählen

Es ist hoffentlich nicht mehr lange ein Traum, dass wir uns mit einem Smartphone oder einem internetfähigen Fernseher auf einem entsprechenden Kommunikationsgerät in der Wohnung einwählen und uns dort durch die Informationspunkte des Hauses blättern. Wir könnten nach Lust und Laune „Apps“ installieren, damit die Energie kontrollieren und steuern, den Wartungsservice für den Wäschetrockner bestellen oder die Ladung des E-Mobils beeinflussen. Über das Internet ginge das sogar von jedem Punkt der Erde aus.

Das BMVBS hat dazu über die Forschungsinitiative Zukunft Bau zahlreiche Forschungsthemen initiiert. Bezüglich einer vereinfachten und sicheren Kommunikation sind hier zunächst die „Webservices“ zu nennen. Diese Technik lässt hinsichtlich des möglichen Verschlüsselungskonzepts am ehesten erwarten, dass sich damit die Anforderungen an die vorgegebenen Schutzziele umsetzen lassen. Die Internetfähigkeit ist gegeben und auch das Zusammenschalten einzelner Geräte und Dienste im Sinne von Plug & Play ist leichter möglich, als mit konventionellen Busprotokollen.

In diesem Sinne wird sich das BMVBS auch weiterhin dafür einsetzen, dass Smart Metering und Smart Home zu einer gut funktionierenden Kombination verschmelzen und dass dazu recht bald ein übergeordnetes Gebäudekonzept mit einer sicheren IT-basierten Systemstrategie entstehen kann.

Kurt Speelmanns

Dipl.-Ing. VDI

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