eBNB – Zur Konzeption und Umsetzung des elektronischen Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen

Helfer beim nachhaltigen Bauen

eBNB - Zur Konzeption und Umsetzung des elektonischen Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen, das auf die Bedürfnisse der Bundesbauverwaltungen zugeschnitten ist.

Das elektronische Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (eBNB) ermöglicht die projektbezogene Ermittlung und Steuerung aller für eine effektive Umsetzung der Anforderungen an nachhaltiges Bauen erforderlichen Kenngrößen. Darüber hinaus bietet es die Möglichkeit eines projektübergreifenden Datenaustauschs. Damit unterstützt es das Bauprojektmanagement ebenso wie die Grundlagen- und Forschungsarbeit in diesem Bereich.

Zertifizierungssysteme wie das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) zielen darauf ab, die Nachhaltigkeit von Gebäuden zu bewerten und sie transparent sowie messbar zu machen. Diese Messbarkeit wird durch die Operationalisierung von Nachhaltigkeitskriterien auf der Basis einer Vielzahl liegenschafts-, maßnahmen- und gebäudebezogener Kenndaten erreicht. Nur auf der Grundlage einer so breit angelegten Datenbasis kann die Nachhaltigkeitsbewertung dem ganzheitlichen Ansatz des Nachhaltigen Bauens gerecht werden. Daher erfordert die Anwendung des BNB über den gesamten Zeitraum des Projektes eine wiederholte Auswertung der in seinem Verlauf stark anwachsenden Menge von Kenngrößen und Ergebnissen aus der Planungs-, Bau- und Nutzungsphase, aus denen sich ein umfassender Überblick der Lebenszyklen einzelner Bewertungsobjekte erstellen lässt.

Eine wichtige Aufgabe bei der Anwendung des BNB ist das Zusammenstellen einer prüffähigen Bewertungsgrundlage. Hierfür müssen die für das Bauvorhaben relevanten un­­terschiedlichsten Datensätze von den fachlich Beteiligten aus verschiedenen Quellen zusammengetragen werden.

Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint: Die Anwendung des BNB verursacht nicht die Entstehung vieler zusätzlicher Daten. Sie führt vielmehr zu einer strukturierten und zusammengefassten Sammlung von geprüften Daten, die zum größten Teil immer im Zuge des Planungs-, Bau- Nutzungsprozesses von Gebäuden anfallen.

Darüber hinaus können, und das stellt einen weiteren Mehrwert dar, die zusammengestellten sowie die im eBNB ermittelten Daten in das Projektmanagement integriert werden. Damit wird das BNB zum Werkzeug eines umfassenden nachhaltigkeitsorientierten Qualitätsmanagementsystems.

Der Leitfaden Nachhaltiges Bauen geht seit jeher über den Anwendungsfall einer Bewertung nach Abschluss einer Baumaßnahme hinaus. Nach ihm sollen Bewertungsmaßstäbe und Bewertungsdaten während der Projektvorbereitung zur Zielvereinbarung, während des Planungs- und Bauprozesses für das Controlling, nach Fertigstellung eines Bauvorhabens zur Qualitätsdarlegung und in der Nutzungsphase zur Erfolgskontrolle verwendet werden.

eBNB – Best Practice identifizieren

Werden zu Beginn eines Projekts von den Beteiligten konkrete Ziele aufgestellt, bedarf es in der Regel immer eines Orientierungsmaßstabs, um zu bewerten, welche dieser Ziele vorbildlich oder überdurchschnittlich sind und welche üblichen Standards entsprechen. Obwohl die beteiligten Fachleute über umfangreiche Erfahrungen und viel Expertenwissen verfügen, sind einheitlich und damit vergleichbar aufbereitete Daten aus relevanten Referenzprojekten eine notwendige Ausgangsbasis für diese Zielsetzungen. Eine strukturierte, einzelne Kenngrößen wie Kosten, Termine und Qualitäten zueinander in Beziehung setzende Datenbank ist in diesem Zusammenhang einzigartig und von unschätzbarem Wert.

Aus diesem Grund entstand bereits 2012 die Projektidee für ein computergestütztes Be­­wertungs- und Dokumentationsinstrument. Dieses sollte anwendungsorientiert die planungs- und baubegleitende Umsetzung des BNB im Sinne eines nachhaltigkeitsorientierten Projektmanagementsystems sicherstellen und gleichzeitig die wissenschaftliche Auswertung von Baumaßnahmen und die Generierung von Kennwerten für zukünftige Projekte ermöglichen.

Die Entwicklung des eBNB erfolgte als Auftragsforschung im Rahmen der Forschungsinitiative Zukunft Bau des BMUB. Damit das eBNB sowohl höchsten wissenschaftlichen und baufachlichen sowie verwaltungstechnischen Anforderungen genügt, wurde es als Gemeinschaftsprojekt des Referates Grundsatz und Qualität im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) sowie des Referates Nachhaltiges Bauen im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) aufgestellt. An der Aufstellung des Fachfeinkonzepts wirkten darüber hinaus weitere Experten der Bundesbauverwaltungen mit.

Das eBNB wird als Internetapplikation mit einem umfassenden Rechte- und Rollenkonzept zur Verfügung gestellt. Die Daten können somit unmittelbar von den fachlich Beteiligten eingepflegt und durch weitere Projektpartner geprüft werden. Das eBNB unterscheidet sich von bekannten virtuellen Projekträumen bzw. Projekt-Kommunikations-Systemen vor allem durch eine strukturierte, auswertbare Speicherung von Daten, die auch außerhalb der zeitlichen Grenzen eines Projektes sowie projektübergreifend für unterschiedliche Zwecke abrufbar sind. Es findet in allen Lebenszyklusphasen eines Gebäudes Anwendung und dient darüber hinaus der Pflege und Fortschreibung der Bewertungsmethodik des BNB.

Künftig werden mit Hilfe des eBNB außerdem unzählige erweiterte Fragestellungen für die darin abgebildeten Gebäude beantwortet werden können, wie beispielsweise: Wie hoch ist der durchschnittliche Anteil holzbasierter Produkte an Neubaumaßnahmen von Büro- und Verwaltungsgebäuden? Wie hoch ist durchschnittlich der relative Primärenergiebedarf der im vergangenen Jahr fertiggestellten Bürogebäude? Welche relativen Herstellungskosten wiesen Neubaumaßnahmen durchschnittlich auf?

Trotz der komplexen und hohen Anforderungen an das IT-Projekt eBNB konnte die Programmierung kosten- und termingerecht abgeschlossen werden. In einer Pilotphase wird das eBNB seit Juli 2015 an verschiedenen Baumaßnahmen erprobt. Erste Ergebnisse lassen schon jetzt einen umfassenden Projekterfolg erkennen.

Mathias Oliva y Hausmann, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
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