„Et kütt wie et kütt“

Liebe Leserinnen und Leser,

„Et hätt noch immer joot jejange“,  „Es ist noch immer gut gegangen“, so lautet die Formel für rheinische Ge­lassenheit. Gerne würden die Vertreter der Wohnungswirtschaft in diesen Tagen nach der vor allem in Köln gepflegten Lebensart handeln. Doch erwartete Steuererhöhungen, angekündigte Markteingriffe durch die Politik wie die Mietpreisbremse und die neue Energieeinsparverordnung (EnEV) für Gebäude lassen für die Zukunft nichts gutes Erahnen.

Dabei haben Verbandssprecher wie der Präsident des Branchenverbandes GdW Axel Gedaschko nach der Bundestagswahl noch an die Parteien appelliert, „zügig das Wahlkampfgetöse hinter sich zu lassen und sich den aktuellen Herausforderungen des Wohnungsmarktes mit einer ausgefeilten Strategie zu widmen“.

Doch nur wenige Tage später stimmte auch der Bundesrat einer Verschärfung der EnEV zu. Während Bundesbauminister Peter Ramsauer verkündete, „dass die für das Gelingen der Energiewende wichtige Novellierung der EnEV damit erfolgreich abgeschlossen ist und Eigentümern, Wirtschaft und Mietern keine untragbaren neuen Lasten aufgebürdet werden“, kritisieren die Verbände der Wohnungswirtschaft die weiteren Auflagen der Verordnung. „Der preistreibende Regulierungswahn hält an“, titelte beispielsweise der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) in einer Mitteilung. Und GdW-Präsident Gedaschko stellte fest: „Die Sonntagsreden der Politiker, für mehr bezahlbaren Wohnraum sorgen zu wollen, werden in der Realität ins Gegenteil verkehrt.“

Auch wenn die Mietpreisbremse nicht mehr zu den zehn unverzichtbaren Forderungen der SPD für die Koalitionsverhandlungen gehören, schwant der Wohnungswirtschaft auch hier Böses. „Die Forderung ist populistisch, falsch und schadet den Wohnungssuchenden in Deutschland“, sagt Jens-Ulrich Kießling, Präsident des Immobilienverbandes IVD. Und BFW-Präsident Walter Rasch fürchtet, dass sich die „Mietpreisbremse zu  einer massiven Neubaubremse entwickeln könnte“.

Wie auch immer diese Diskussion am Ende ausgeht, die erwarteten Verschlechterungen für die Branche scheinen immer mehr Entscheider aus der Wohnungswirtschaft zu verunsichern. So konnte zwar laut Rasch „der konzentrierte Wohnungsdialog mit Minister Ramsauer zusammen mit der Niedrigzinsphase der Branche eine Atempause verschaffen“. Gleichwohl dämpften im Wahlkampf propagierte Steuererhöhungen und regulierende Eingriffe die Stimmung, wie die Herbst-Konjunkturumfrage des BFW untermauert. So rechnen etwa nur noch 53 % der Mitgliedsunternehmen mit einer gleich bleibenden Geschäftslage. Im Frühjahr waren es noch 67 %.

Wichtig ist, dass sich Geschäftsführer und Vorstände jetzt nicht verrückt machen lassen. Vielmehr sollten sie ein weiteres kölsches Grundgesetz verinnerlichen: „Et kütt wie et kütt“, „Es kommt, wie es kommt.“

Herzliche Grüße,

Ihr

Die Politik soll sich den aktuellen
Herausforderungen des Wohnungsmarktes mit einer ausgefeilten Strategie widmen.

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