Anlagenplanung

Die Qual der Wahl

Dezentral oder zentral – wann eignet sich welches System? Diese Frage häuft sich aktuell in den Seminaren von Helios (www.heliosventilatoren.de) zum Thema „Kontrollierte Wohnraumlüftung“. Planer und Installateure sehen sich mittlerweile einer Vielzahl von Optionen gegenüber und hängen buchstäblich in der Luft. 

Noch vor ein paar Jahren wurden Einzelraumlüftungsgeräte ausschließlich bei Sanierungen von bestehenden Gebäuden eingebaut. Zentrallüftungsanlagen hingegen waren durch ihre zahlreichen Komfortfunktionen sowie durch den hohen Wärmerückgewinnungsgrad die perfekte Lösung für Neubauten. 

Aufgrund des technischen Fortschritts sieht die heutige Situation ganz anders aus. Verschiedenste Systeme stehen zur Auswahl – doch für welche Objekte eignen sich eigentlich die dezentralen Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung und wann sollte der zentralen Wohnraumlüftung den Vorzug gegeben werden? Eine pauschale Aussage kann nicht getroffen werden. Allerdings ist eine durchdachte Planung am Anfang der Bau- bzw. Sanierungsmaßnahmen unerlässlich. Dabei sind besonders die folgenden drei Aspekte zu beachten:

1. Installationsaufwand

Der Vorteil der dezentralen Lüftungsgeräte liegt darin, dass die Geräte einzeln in die Außenwand gesetzt werden. Es muss kein Luftverteilsystem installiert werden, welches das Lüftungsgerät mit jedem Zimmer verbindet. Allerdings sind für die Installation je Lüftereinheit Wandöffnungen, z. B. mittels Kernbohrung, herzustellen und die elektrischen Leitungen vorzubereiten. Der Arbeitsaufwand ist in etwa vergleichbar mit dem zur Installation eines Luftverteilsystems. Danach ist die Montage der Lüftereinheit schnell und einfach in wenigen Schritten erledigt. Die Positionierung und damit auch die Raumdurchströmung richten sich nach den vorhandenen Außenwandflächen und oft auch nach der vorgesehenen Möblierung des Raumes.

Die Installation einer zentralen Lüftungsanlage nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch, jedoch können im Neubau die Luftein- und auslässe optimal für eine einwandfreie Raumdurchströmung positioniert werden. Bei einer Sanierung müssen allerdings auch für zentrale KWL-Anlagen Kompromisse zwischen optimaler Raumdurchströmung und wirtschaftlicher Installation geschlossen werden.

2. Kosten

Beim Kostenvergleich der beiden Systeme ist eine differenzierte Betrachtung notwendig. Die tatsächlichen Kosten hängen stark von der Art der Auslegung und der Anzahl der verbauten Geräte ab. Werden nur einzelne Räume be- und entlüftet reduzieren sich die Investitionskosten auf ein Minimum. Bei DIN-konformer Betrachtung einer ganzen Wohneinheit relativieren sich jedoch die Kostenunterschiede. Eine höhere Anzahl erforderlicher dezentraler Einzelraumlüfter führt zu vergleichbaren Kosten wie bei einer zentralen Lüftungsanlage mit Luftverteilsystem.

3. Akustik

Ein wichtiger Aspekt für die Zufriedenheit mit der kontrollierten Wohnraumlüftung – egal, ob zentral oder dezentral – ist die Akustik des Lüftungssystems. Hierbei ist bereits bei der Planung auf die Auswahl und die Positionierung innerhalb der Aufenthalts- und Ruheräume zu achten. Im Vergleich zur Fensterlüftung ist z.B. durch die integrierte Dämmung des dezentralen Lüftungsgeräts EcoVent Verso ein verbesserter Schallschutz möglich.

Die zentrale Wohnraumlüftung spielt hier eine ihrer Stärken aus. Montiert in einem Abstellraum, ist das Gerätegeräusch nicht wahrnehmbar. Darüber hinaus haben zentrale Lüftungsanlagen lediglich zwei Wanddurchführungen in untergeordneten Räumen. Die Schwächung der Gebäudehülle ist damit minimal und der Schallschutz gegen Außenlärm perfekt gelöst.

Bei dezentralen Systemen wird die Gebäudehülle in jedem Aufenthalts- und Schlafbereich durchdrungen. Der Schallschutz gegen Außenlärm ist damit zwar besser als bei der Fensterlüftung, jedoch deutlich geringer als bei einer zentralen Lüftungsanlage.

Doch wie funktioniert ein dezentrales System eigentlich?

Lüftungstechnische Maßnahmen verbessern nicht nur das Wohnraumklima, sondern auch die Energiebilanz. Steht nur wenig Platz für eine Lüftungsanlage zur Verfügung, bietet sich die dezentrale Lösung an. Mit dieser Anforderung im Blick entwickelte Helios Ventilatoren das Lüftungsgerät EcoVent Verso. Die Wärmerückgewinnung erfolgt im Reversierbetrieb, das heißt Zu- und Abluftphasen wechseln sich ab.

In der Abluftphase nimmt der Keramik-Wärmespeicher die Wärme der Raumluft auf und speichert diese. Im anschließenden Zuluftbetrieb wird die frische Außenluft durch den Keramikspeicher geleitet und nimmt dessen Wärme auf, so dass die frische Luft vorgewärmt in den Wohnraum strömt. Dabei bilden mindestens zwei Geräte eine funktionsfähige Einheit, indem sie in ihrer Betriebsart phasenversetzt agieren.

Die Kombination die den Unterschied macht

Über die innovative Steuerung und ein Erweiterungsmodul kann der Betrieb von EcoVent Verso Geräten in Kombination mit Abluftanlagen (ultraSilence ELS oder MiniVent M1) erfolgen. Dieses System eignet sich besonders für Wohnungsgrundrisse, bei denen innenliegende Bäder vorhanden sind und die Entlüftung beispielsweise über ein Einrohrlüftungssystem realisiert wird.

Ein Vorzeigebeispiel für den kombinierten Betrieb der dezentralen Systeme ist ein neues Mehrfamilienhaus in Leonberg bei Stuttgart. Hier sorgen in den Wohn- und Schlafräumen die EcoVent Verso-Geräte für die optimale Luftqualität. In den innenliegenden Ablufträumen wie z. B. Bad und WC ist jeweils ein Einrohrventilator der Type ultraSilence ELS verbaut. Durch die Kombination beider Systeme reagiert das Erweiterungsmodul sobald der Abluftventilator aktiv wird und passt selbstständig die Betriebsart des EcoVent an. So schaltet dieser beispielsweise automatisch auf Zuluftbetrieb und gewährleistet eine ausgeglichene Luftbilanz in der gesamten Wohnung. 

Eine ausreichende Luftzufuhr wird auf diese Weise vollautomatisch sichergestellt. Durch die Selbstständigkeit des Systems können sich die Bewohner zurücklehnen und durchatmen. Ein weiterer Vorteil ist das einheitliche Innenblenden-Design der verschiedenen Geräte. So ergänzen sich die Abluftventilatoren und EcoVent Verso auch optisch optimal.

Beste Akustikwerte mit zentralen Lüftungssystemen

Ein besonderes Beispiel hierfür bildet Familie Ertel, die das erste zertifizierte Passivhaus in Reutlingen bewohnt. Als Architekt und Fachingenieur für Energieeffizienz war für Herr Ertel die Entscheidung für ein Haus in Passivbauweise schnell gefällt. Da sich der Neubau an einer stark befahrenen Straße in Reutlingen befindet, wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um eine ausreichende Geräuschdämmung zu gewährleisten.

So sorgen beispielsweise die stark isolierte Außenfassade und die dreifachverglasten Fenster dafür, dass kaum Geräusche nach innen gelangen. Zum Passivhaus-Konzept gehört auch die zentrale Wohnraumlüftungsanlage vom Typ KWL EC 270 Pro. Die Schwächung der Gebäudehülle ist durch diese Art von System sehr gering sowie der Schallschutz gegen störenden Außenlärm ideal gewährleistet.

Höchster Komfort

Die KWL-Anlage sorgt rund um die Uhr für angenehm temperierte, zugfreie und saubere Luft. Ein nachrüstbarer Filter kann zudem Feinstaub und Pollen zurückhalten, wovon besonders Allergiker profitieren. Ebenso werden Lärmbelästigungen stark reduziert, da trotz geschlossener Fenster rund um die Uhr be- und entlüftet werden kann.

Und so funktioniert die KWL-Anlage: Über Lüftungsventile wird die verbrauchte, mit Feuchtigkeit, Schadstoffen und Gerüchen belastete Abluft aus Küche, Bad und Toilette in den Wärmetauscher des Lüftungsgerätes geführt. Vorgewärmt und gefiltert wird sie anschließend zugfrei in die Wohnbereiche geleitet. Die stete Feuchteabführung vermeidet wirkungsvoll eine Schimmelbildung, schützt somit die Bausubstanz und sichert langfristig den Immobilienwert. Im Sommer bietet die Anlage zudem die Möglichkeit, die Temperatur in den Wohnungen durch Einbringen der kühlen Nachtluft zu senken.

Fazit

Grundsätzlich sollte für jedes Objekt individuell entschieden werden. Voraussetzung um das geeignete System zu finden, ist eine fachgerechte Planung sowie die Berücksichtigung aller technischen Voraussetzungen und Komfortwünsche der Bewohner. Einen Königsweg für alle Arten von Gebäuden gibt es nicht. Vielfältige Serviceleistungen wie z.B. spezielle KWL-Fachseminare und Praxisworkshops sowie die Planungs-Software KWLeasyPlan können bei der Auslegung, Planung und Installation maßgeblich helfen.

Wenn es um kontrollierte Wohnraumlüftung geht, sollte für jedes Objekt individuell entschieden werden. Voraussetzung um das geeignete System zu finden, ist eine fachgerechte Planung sowie die Berücksichtigung aller technischen Voraussetzungen und Komfortwünsche der Bewohner.

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