Den besten Ableser sieht man nicht

Der Selbsthilfe-Bauverein Flensburg stattet Wohnungen mit neuer Zählerfernauslesetechnik zur verbrauchsgerechten Erfassung von Wasser und Wärme aus. Die Abrechnung führt die Genossenschaft künftig selber durch. Mit den Messsystemen und der Selbstabrechnung steigert sich die Servicequalität. Störungen werden schneller erkannt und die Verbräuche häufiger erfasst.

Die Umrüstung der Technik läuft seit Februar 2016 und geht schon in Kürze in den Regelbetrieb über. Die Funkmessgeräte stellen den Wasserverbrauch sowie die Wärmeabgabe der Heizkörper fest, senden die Daten vollautomatisch über Netzwerkknoten in den Treppenhäusern zum Gateway im Keller. Dieses sammelt die Daten der Zähler und leitet sie weiter in das Rechenzentrum des Selbsthilfe-Bauvereins Flensburg (SBV.)

Zuvor wurden die einzelnen Messgeräte und Funknetzwerke zur Datenübertragung aufgebaut und installiert. Die Datenübermittlung direkt zum SBV findet zum großen Teil über das vorhandene Kabelnetz und über ein entsprechendes Modem statt. Bei einzelnen Liegenschaften werden die Daten komplett über verschlüsselten Mobilfunk gesendet.

Begleitet wird die Wohnungsbaugenossenschaft bei der Umrüstung von der Beratungsfirma Smarvis (www.smarvis.de). Die Technik stammt vom Messgerätehersteller Qundis (www.qundis.de).

Hoher Aufwand, der sich lohnt

Den großen Wohnungsbestand umzurüsten, bringt einen hohen Organisationsaufwand mit sich. So mussten Techniker zum Beispiel im gesamten SBV-Bestand vorab neue Messgeräte montieren, jeden Heizkörper vermessen und die Besonderheiten der Heizung erfassen. Doch der Aufwand lohnt sich.

Den SBV-Mitgliedern wird durch die Maßnahme eine bessere Servicequalität aus einer Hand geboten. Die Vorteile sind vielfältig: Da die Verbrauchs- und Messgerätedaten jetzt mehrfach jährlich vorliegen, kann viel schneller reagiert werden, falls Unstimmigkeiten auftreten oder ein Gerät eine Störung hat. Dank der direkten Meldung per Funkübertragung kann der SBV in einem solchen Fall sofort vor Ort überprüfen, ob ein Defekt vorliegt und diesen zeitnah beheben.

Ein großer Vorteil für die Mieter liegt zudem darin, dass für die jährliche Ablesung des Wasser- und Wärmeverbrauchs kein Ablesen in der Wohnung mehr erforderlich ist. Früher stand jedes Jahr ein Ablesetermin an, der nicht von allen Mietern problemlos zu organisieren war. Dank der stichtagsgenauen Zählerfernauslesung vom Büro aus entfallen Terminabstimmungen künftig komplett.

Hinzu kommt, dass die gesamte Betreuung des Themas Abrechnung sowie auch das Gerätemanagement nach Abschluss des Projektes gänzlich beim SBV Flensburg liegen. Den Mitgliedern kann so ein besserer und schnellerer Service geboten werden. Sie können nun auch bei Rückfragen zur Heiz- und Wasserkostenabrechnung direkt den SBV-Mitarbeiter ansprechen, den sie ohnehin schon kennen. Aufgrund der neuen Abläufe verbleiben die Daten der Bewohner künftig ausschließlich beim SBV. Die Informationen werden verschlüsselt in das Rechenzentrum gesendet und werden dann wieder entschlüsselt. Dritte haben, auch durch die mehrstufige Verschlüsselung, keinen Zugriff auf die Daten.

Die gesamte Prozesskette wird optimiert

Noch im Jahr 2015 arbeitete der SBV Flensburg mit externen Serviceunternehmen zusammen. Diese haben sich um das laufende Gerätemanagement sowie um die Ablesung der Verbrauchsdaten gekümmert. Die daraus erstellten Abrechnungen haben die Messdienste dem SBV übermittelt. Mit der Umrüstung der Messgeräte haben sich die internen Arbeits- und Abstimmungsabläufe vereinfacht und verkürzt.

Sind die übermittelten Daten im SBV-Rechenzentrum angekommen, werden die gemessenen Verbräuche mit Hilfe einer Abrechnungssoftware zugeordnet und verarbeitet. Für jeden Nutzer lässt sich dann eine individuelle Abrechnung erstellen.

Dank der Unterstützung durch die Smarvis hat der SBV die gesamte Prozesskette erfolgreich optimiert. Auch der Immobilienbestand wurde durch die Umrüstung technisch aufgewertet. Die Genossenschaft verbaute die modernste Technik, welche auch in Zukunft noch weitergehende Möglichkeiten und Kapazitäten für zusätzliche, nützliche Datenübermittlung bietet.

Die installierten Gateways in den Kellern der Häuser sind in der Lage, auch weitere Verbrauchs- und Gerätedaten aus den Wohnungen zu sammeln und eine unterjährige Verbrauchsinformation zur Transparenz des Energieverbrauches zu ermöglichen so Smarvis-Geschäftsführer Norman Drews.

Intensive Schulung der Mitarbeiter durch Smarvis

Insgesamt installierte der SBV Flensburg mehrere zehntausend Messgeräte (Heizkostenverteiler, Wärmezähler, Warm- und Kaltwasserzähler) sowie die zur Fernauslesung notwendigen Netzwerkkomponenten (Netzwerkknoten und Gateways). Um das nötige Fachwissen auf den Gebieten Messtechnik und Service zu erwerben, schulte Smarvis die SBV-Mitarbeiter aus dem Projektteam. Zusätzlich findet eine intensive Begleitung über das Projekt hindurch statt. So können SBV-Mitarbeiter auch in der praktischen Arbeit jederzeit weiteres Know-how von Smarvis erlangen.

Anfangs ist der Umstieg zur Selbstabrechnung durchaus mit Aufbau von Wissen, Durchführung von Analysen und Investitionen verbunden. Letztlich aber sichert die Selbstabrechnung eine signifikante regionale Wertschöpfung für den SBV Flensburg. Ebenso ergeben sich viele Vorteile, von denen insbesondere Mieter profitieren.

Für die jährliche Ablesung des Wasser- und Wärmeverbrauchs ist kein Ablesen in der Wohnung mehr erforderlich.

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